Entscheidung auf Tortola
egoistischer, selbstgerechter Mensch! Glaubte er, dass alle Frauen ihm nachliefen, nur weil er gut aussehend und wohlhabend war? Lacey überlegte, was zwischen ihm und Elizabeth vorgefallen sein mochte. Hatte er ähnliche Erfahrungen mit anderen Frauen gemacht, die auch nur sein Geld wollten? Lacey konnte sich das nicht vorstellen. Selbst wenn Steve keinen Cent besessen hätte, wäre sie seiner Anziehungskraft erlegen.
Sie verlangsamte den Schritt, als sie das Ende der kurzen Straße erreichte. Sie musste Steve zugestehen, dass die meisten Frauen wahrscheinlich tatsächlich hinter ihm herrannten. Der Mann war phantastisch. Wenn er lediglich einen Hauch von Charme hätte, wäre er sogar umwerfend.
Trotz ihrer guten Vorsätze konnte Lacey nicht widerstehen, noch einmal flüchtig über die Schulter zurückzublicken. Steve war fort. Lacey seufzte. Für eine Weile hatte sich die Situation zwischen ihnen entspannt, aber jetzt standen sie wieder auf Kriegsfuß miteinander. Sie reckte das Kinn und schaute hinüber zum Meer.
Sie war entschlossen, jeden Tag ihres Urlaubs zu genießen, und dazu brauchte sie bestimmt keinen Mann. Sie war sich selbst genug, und so sollte es auch bleiben.
Schließlich würde sie ohnehin nach Los Angeles zurückkehren. Es lohnte sich nicht, Freundschaften auf Barbados zu schließen, die auf diese Entfernung keinen Bestand hatten.
Entschieden wehrte Lacey sich gegen die Erkenntnis, dass sie sich ein wenig einsam fühlte, da sie den ganzen Tag mit niemandem reden konnte.
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in die falsche Richtung gelaufen war und wieder umkehren musste, um zu ihrem Auto zu gelangen. Als sie an dem Café vorbeiging, blickte sie zu dem Tisch, an dem sie mit Steve gesessen und wo nun ein älteres Paar Platz genommen hatte. Lacey schaute weg, doch in Gedanken erlebte sie ein zweites Mal jene wenigen Minuten, in denen sie sich einigermaßen zwanglos mit Steve unterhalten hatte, bevor er wieder aufgebraust war.
Den restlichen Nachmittag verbrachte Lacey in hektischer Aktivität. Sie schrieb Karten an ihre Freunde und versuchte, ein Buch zu lesen. Die Hitze machte ihr zu schaffen, und sie konnte sich auf nichts konzentrieren.
Nach dem Abendessen beschloss sie, noch ein kühles Bad im Meer zu nehmen. Sie zog ihren türkisfarbenen Bikini an, streifte ein T-Shirt über, schlüpfte in ihre Sandaletten und lief durch den Garten hinunter zum Strand. Dort streifte Lacey die Schuhe ab. Der Sand war noch immer herrlich warm und weich wie Puder. Es dämmerte bereits, und von Süden her wehte eine leichte Brise. Am Horizont zogen Wolken auf. Ob es wohl zu dem Sturm kam, den Steve erwähnt hatte?
Sie schaute nach oben. Der Himmel war noch hell, doch bald würde er dunkel sein, ohne den Schein der Großstadtlichter, wie Lacey es aus Los Angeles kannte, dafür übersät mit Tausenden von Sternen.
Am Rande des Wassers blieb Lacey stehen, zog ihr T-Shirt aus und warf es neben das Handtuch und die Sandaletten in den Sand. Dann watete sie in das Wasser, das nur unwesentlich kühler war als die Luft und ihre Beine weich umspielte. Als es tiefer wurde, tauchte Lacey unter die Oberfläche und genoss das erfrischende Nass auf ihrem Gesicht und in den Haaren. Sie schwamm weiter hinaus, drehte sich auf den Rücken und ließ sich einfach treiben.
Es war ein wunderschöner Abend. Hier draußen hörte man kaum noch das Rauschen des Windes in den Palmen und das Schlagen der Wellen an den Strand. Lacey spürte nur das herrliche warme Wasser, das sie so mühelos trug. Über ihr zeichneten sich die ersten funkelnden Sterne ab, es war himmlisch.
Diese friedliche Stimmung wurde plötzlich durch ein klatschendes Geräusch gestört. Starke Arme durchpflügten rasch das Wasser, und Lacey drehte sich auf den Bauch, um zu sehen, wer sich ihr näherte. Vorhin hatte sie niemanden am Strand bemerkt.
“Wissen Sie nicht, wie gefährlich es ist, allein zu schwimmen?”, vernahm Lacey eine vertraute Stimme, als der Schwimmer sie fast erreicht hatte.
Steve Carmichael!
“Mir passiert schon nichts. Ich bin nicht weit vom Ufer entfernt und bekomme nie einen Krampf.” Erst in diesem Moment wurde Lacey bewusst, wie dunkel es inzwischen geworden war. Sie konnte Steves Gesicht kaum erkennen.
“Sie sind weit vom Strand abgetrieben, und Sie haben bis jetzt noch keinen Krampf gehabt. Niemand ist dagegen gefeit, und es passiert ganz unerwartet.”
Steve war jetzt sehr nahe, und Lacey sehnte sich danach, ihn zu berühren, seine
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