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Entscheidung des Schicksals

Entscheidung des Schicksals

Titel: Entscheidung des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Flynn
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Gabe häufiger herkommen. Wenn man uns auch nur reden sieht, würde das alles noch schlimmer machen, und ich würde nie etwas tun, das seine Chancen auf das Gouverneursamt verringert. Er wird seine Kandidatur nach der nächsten Sitzung des Senats bekannt geben, und bis dahin muss diese Geschichte vorbei sein.“
    Addie war bewusst, dass sie unaufhörlich sprach, aber sie musste alles loswerden, bevor sie der Mut verließ. „Dann ist da noch meine Mutter. Sie ist der andere Grund, aus dem ich gehen sollte. Ich will nicht, dass sie in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie kann nichts dafür. Sie dient Ihnen treu seit dreißig Jahren und hat Ihre Loyalität verdient.“
    Noch nie in ihrem Leben hatte Addie so kühn mit ihrer Arbeitgeberin gesprochen.
    Vermutlich hatte sie es noch mit niemandem getan. Sie hatte keine Ahnung, wie ihre kleine Ansprache angekommen war. Wie Gabe, so beherrschte auch seine Mutter die Kunst, sich nicht ansehen zu lassen, was sie dachte.
    Jedenfalls glaubte Addie das, bis die winzigen Falten um Mrs. Kendricks Augen sich vertieften und sie fast neugierig wirken ließen, als auch sie einen Schritt nach vorn machte.
    „Sowohl Sie als auch mein Sohn behaupten, dass Sie beide nur gute Freunde sind“, begann sie entspannter, als Addie erwartet hatte. „Ist es wirklich alles was sie für ihn empfinden? Mehr ist er nicht für Sie?“
    „Ein Freund ist für mich sehr viel.“
    „Verzeihen Sie mir“, sagte seine Mutter. „So habe ich es nicht gemeint. Ein wahrer Freund ist etwas sehr Wertvolles. Vielleicht sollte ich Sie einfach fragen, was Sie für meinen Sohn fühlen.“
    Die Frage war einfach. Die Antwort nicht.
    Addie zögerte. „Ich habe immer den größten Respekt vor ihm“, gab sie zu, denn es stimmte und war ungefährlich. „Er ist ein brillanter, mitfühlender Mann und ein hervorragender Politiker.“
    „Ich habe gefragt, was Sie für ihn fühlen, Addie. Nicht, ob Sie ihn wählen würden.“
    Addie öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    Für eine Sekunde wurde Mrs. Kendricks Blick nachdenklich. „Sie wären nicht hier, wenn er Ihnen nichts bedeuten würde. Vielleicht sollte ich besser fragen, was mein Sohn für Sie fühlt.“
    „Ich kann nicht für ihn sprechen, Mrs. Kendrick, denn ich weiß es nicht. Aber ich glaube, er sieht mich als gute Freundin an. Nicht weniger. Aber auch nicht mehr.“
    „Sie klingen, als wären Sie recht sicher.“
    „Das bin ich“, erwiderte Addie. Gabe hatte nicht versucht, das zu wiederholen, was in der Bibliothek passiert war. Er hätte es tun können. Manchmal hatte sie sogar damit gerechnet. Aber vielleicht war das nur Wunschdenken.
    Sie starrte auf das blaue und cremefarbene Muster im Teppich.
    Mrs. Kendrick schwieg.
    „Vielleicht hilft es Ihnen, zu wissen, dass ich mir keine Illusionen mache“, fuhr Addie leise fort. „Ihr Sohn braucht eine Frau mit tadellosen Umgangsformen und dem richtigen Hintergrund. Ich weiß, dass mir beides fehlt. Deshalb ist mir klar, dass wir nur gute Freunde sein können. Aber die Freundschaft zu mir kostet ihn seine Glaubwürdigkeit. Und sie schadet meiner Mutter. Daher hoffe ich, dass Sie meine Kündigung akzeptieren. Bitte.“
    Mrs. Kendricks nachdenkliches Schweigen schien eine andere Qualität anzunehmen, bevor sie sich zu ihrem Schreibtisch umdrehte.
    „Sie wollen also gehen, um Ihre Mutter und meinen Sohn zu schützen.“
    Addie runzelte die Stirn. So hatte sie es noch gar nicht gesehen. „Das könnte man sagen“, murmelte sie.
    „Wann möchten Sie ausscheiden?“
    „So bald wie möglich. Ich kann Ihnen Jackson schicken, falls Sie mit ihm über meine Nachfolge sprechen wollen. Er ist sehr zuverlässig, und ich will nicht gehen, bevor Sie einen neuen Gärtner haben.“
    Langsam wurde ihr bewusst, was sie tat. Sie gab ihren Job auf. Ihr Zuhause.
    Addie war so nervös, dass ihr Mrs. Kendricks anerkennender Blick fast entgangen wäre.
    „Sagen Sie ihm, dass ich heute Nachmittag mit ihm reden werde.“ Mrs. Kendrick setzte sich an den aufgeräumten Schreibtisch und zog eine Schublade auf. „Und was ist mit Ihnen? Wohin werden Sie gehen?“
    So weit hatte Addie noch nicht gedacht. Sie war kein impulsiver Mensch. Sie war praktisch und vernünftig und plante alles vorher, meistens mit Hilfe einer Liste.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie rein spontan gehandelt.
    Unter anderen Umständen hätte sie die plötzliche Freiheit vielleicht aufregend gefunden, doch jetzt fühlte sie sich, als wäre sie in ein

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