Entscheidung im Palast des Prinzen
doch nicht dumm, Paige. Es hat mir Spaß gemacht, dir den Mantel zu kaufen. Und du brauchst mir das Geld nicht zurückzuzahlen.“
Unwillkürlich füllten sich ihre Augen mit Tränen, und sie wandte den Blick ab. Wann hatte sie das letzte Mal einfach so ein Geschenk bekommen? Nicht mehr, seitdem ihre Mutter gestorben war. Ihre Mom hatte sie und Emma gern mit Kleinigkeiten überrascht – bis sie den Unfall hatte und jeder Cent, der erübrigt werden konnte, in ihre Pflege gesteckt werden musste.
Trotzdem konnte Paige ein so extravagantes Geschenk nicht annehmen. „Ich gebe die Sachen zurück, sobald du mich zum Hotel zurückgebracht hast.“
Alexej fluchte auf Russisch. „Wie du meinst, Paige Barnes“, sagte er dann mit steinernem Gesichtsausdruck.
Jetzt hatte sie das Gefühl, unhöflich gewesen zu sein, und das war ihr noch unangenehmer. Vorsichtig berührte sie seinen Arm. „Vielen Dank für den Mantel, Alexej. Das war sehr nett von dir.“
„Ich verstehe dich zwar nicht, Paige, aber gern geschehen.“
Nun lächelte er wieder, und Paige fragte sich, warum er nur so atemberaubend aussehen musste. Sie atmete tief durch. Im Wagen war es warm, und sie begann, sich wohlzufühlen.
„Ich weiß selbst nicht, ob ich mich verstehe“, gestand sie. „Aber es tut mir leid, dass ich unhöflich gewesen bin.“
„Mir tut es leid, dass ich dir ein schlechtes Gewissen gemacht habe.“
„In gewisser Weise habe ich das immer noch.“
„Warum?“
„Wenn ich deine Angestellte wäre, und du würdest mich mit Chad sehen, wärst du dann nicht sauer?“
„Das ist noch etwas, das ich an dir mag: Du bist sogar noch loyal, obwohl Chad dir wehgetan hat.“
„Nein, das hat er nicht, er hat mich nur überrascht. Aber ich mache mir Sorgen um meine Schwester.“
„Deine Schwester ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Und wenn Chad mit ihr Schluss macht, weil er dich mit mir sieht, war es sowieso keine Liebe!“
Paige runzelte die Stirn. „Ich habe mich die letzten Jahre um meine Schwester gekümmert, und jetzt … Ach, das verstehst du nicht.“
„Ich hatte auch einmal eine Schwester. Sie war drei Jahre jünger als ich. Ich habe auch immer versucht, sie zu beschützen, aber am Ende konnte ich sie nicht retten. Ich wünschte, sie würde noch leben und ich könnte mir Sorgen darüber machen, in wen sie sich verliebt und für welchen Lebensweg sie sich entscheidet.“
Bevor Paige die richtigen Worte darauf fand und fragen konnte, was seiner Schwester passiert war, klingelte Alexejs Handy.
„Entschuldige mich bitte, aber dieses Gespräch muss ich entgegennehmen“, sagte er, nachdem er stirnrunzelnd auf das Display gesehen hatte.
Sie nickte.
Die nächste halbe Stunde verbrachte Alexej am Telefon, während sie in der Limousine durch die Stadt glitten. Je weiter sie sich vom Hotel entfernten, desto mehr Zweifel kamen Paige, ob es richtig war, mit Alexej zum Essen zu fahren. Normalerweise überlegte sie länger, bevor sie Entscheidungen traf.
Bald schon ließen sie die eng bebauten Straßen Moskaus hinter sich, durchfuhren die Vororte und kamen schließlich auf eine verstopfte Autobahn. Sie hätte Alexej gern gefragt, wo sie waren, aber er telefonierte immer noch. Schließlich verließen sie die Autobahn wieder, und bei der nächsten Abbiegung stellte Paige erschrocken fest, dass sie sich einem Flughafen näherten. Aber es war nicht der gleiche, auf dem sie vor ein paar Tagen gelandet war.
„Das ist der Flughafen Scheremetjewo“, sagte Alexej, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Du bist wahrscheinlich in Domodedowo angekommen, der im Süden Moskaus liegt.“
Sie versuchte, nicht in Panik zu geraten. „Ja, aber was machen wir hier?“
„Ich führe dich zum Essen aus, meine Schöne.“
„In ein Flughafenrestaurant?“
„Nein“, sagte er, als sie an einer Sicherheitskontrolle anhalten mussten. Der Chauffeur wechselte einige Worte mit dem Beamten, dann wurden sie durchgewunken. Kurz darauf hielt der Wagen. Alexej stieg aus und half Paige. Draußen stellte sie fest, dass sie vor einem Hangar standen, aus dem gerade ein Jet rollte. Das Heulen der Triebwerke war nicht zu überhören. Sie produzierten so viel Wind, dass sie wünschte, sie hätte Jeans und Stiefel getragen und nicht ihren Anzug und Pumps. Gegen den Wind half auch der wunderbare Mantel nicht. Die Kälte ging ihr durch und durch.
Alexej nahm die Einkaufstasche mit den Accessoires aus dem Wagen und setzte Paige die Mütze
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