Entscheidung in Cornwall
Frau, die sich bei Kerzenlicht, Wein und gutem Essen in intimer Atmosphäre gegenübersaßen.
Im Lauf des Abends wurde Ramonas Lächeln spontaner, sie wirkte weniger hoffnungslos, und der unglückliche Ausdruck verschwand aus ihren Augen. Doch obwohl Brian die Veränderung bemerkte, die mit ihr vorging, erwähnte er sie mit keinem Wort.
»Ich habe das Gefühl, seit einer Woche nichts mehr gegessen zu haben«, erklärte Ramona zwischen zwei Bissen des zarten Roastbeefs, einer Spezialität des Hauses.
»Willst du noch ein bisschen was von meinem?« Brian schob ihr seinen Teller hin.
Ramona nahm sich ein paar Bratkartoffeln. »Wir lassen uns den Rest einpacken und nehmen ihn mit. Ich möchte noch ein bisschen Platz fürs Dessert haben. Hast du das Tablett mit den Kuchen und Torten gesehen?«
»Wenn du so weitermachst, kann ich dich nach Cornwall rollen«, sagte Brian und schenkte sich noch etwas Burgunder nach.
Ramona lachte, und dieses tiefe, ein wenig raue Lachen erregte ihn. »Um die Zeit bin ich bestimmt nur noch Haut und Knochen«, behauptete sie. »Du weißt, was eine so große Tournee einem antun kann.« Als er ihr ebenfalls Wein nachschenken wollte, schüttelte sie den Kopf.
»Von San Francisco bis New York jeden Abend ein Konzert in einer anderen Stadt.« Auf ihren fragenden Blick hin erklärte er: »Ich habe mit Henderson gesprochen.« Zerstreut wickelte er sich eine Strähne ihres Haares um den Finger. Er war so geistesabwesend, dass er Ramonas Überzeugung nach bestimmt nicht wusste, was er tat, und deshalb sagte sie auch nichts. »Wenn es dir recht ist«, fuhr er fort, »treffen wir uns gleich nach Beendigung der Tournee in New York und fliegen von dort nach England.«
»In Ordnung. Besprich das bitte mit Julie, ich habe einfach kein Gedächtnis für Datum und Zeit. Bleibst du bis dahin in den Staaten?«
Er nickte. »Ich gehe für zwei Wochen nach Vegas.« Er strich ihr mit den Fingerspitzen über die Wange, und als sie zurückzuckte, legte er freundschaftlich die Hand auf die ihre. »Ich bin schon lange nicht mehr dort aufgetreten. Wahrscheinlich hat es sich nicht sehr verändert.«
Lachend schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ich war vor ungefähr sechs Monaten dort. Natürlich haben wir auch gespielt, und Julie hat am Baccara-Tisch ein ganz schönes Sümmchen gewonnen. Ich wurde ein Opfer der Spielautomaten.«
»Ich habe deine Kritiken gelesen. Warst du wirklich so sensationell, wie die Fachpresse schrieb?« Er lächelte ihr zu und spielte mit dem goldenen Kettchen, das sie am Handgelenk trug.
»Oh, ich war noch viel sensationeller«, erklärte sie stolz.
»Ich hätte dich gern gesehen.« Er legte ihr leicht den Finger auf den Puls, der sich sofort beschleunigte. »Ich habe dich schon viel zu lange nicht mehr singen gehört.«
»Aber es ist erst ein paar Tage her … du warst im Studio dabei.« Sie entzog ihm die Hand und griff nach dem Weinglas. Da nahm er ganz einfach ihre andere Hand.
»Brian«, sagte sie halb belustigt.
»Ich habe dich natürlich auch im Radio gehört«, fuhr er fort. »Doch es ist nicht dasselbe wie in einem Konzert, in dem du plötzlich lebendig wirst. Oder«, seine Stimme nahm jenen weichen, zärtlichen Klang an, an den sie sich noch so gut erinnerte, »dir zuzuhören, wenn du für mich allein singst.«
Sein Tonfall war so schmeichelnd wie der Burgunder, den sie trank. Da sie wusste, wie leicht Brian ihr den Verstand vernebeln konnte, schwor sie sich, sich nur auf leichte, oberflächliche Gespräche einzulassen. »Weißt du, was ich jetzt möchte?«, fragte sie in leisem Verschwörerton und beugte sich zu ihm vor.
»Ein Dessert«, sagte er.
»Wie gut du mich kennst, Brian.«
Nach dem Essen schlug Ramona vor, tanzen zu gehen. In stillschweigender Übereinkunft mieden sie, nachdem sie das Restaurant verlassen hatten, die Lokale, die zurzeit »in« waren, und entdeckten einen verrauchten kleinen Club, in dem die Leute sich drängten und eine gute Band spielte – einen Club eben wie jene, in denen sie beide am Anfang ihrer Karrieren gesungen hatten.
Sie hofften, hier nicht erkannt zu werden. Fast zwanzig Minuten lang erfüllte sich diese Hoffnung auch.
»Entschuldigen Sie, sind Sie nicht Brian Carstairs?« Eine Blondine sah bewundernd zu Brian auf und lächelte kokett. Dann warf sie einen Blick auf Ramona. »Und Ramona Williams!«
»Bob Buldoon«, antwortete Brian in näselndem Texanisch, das er leidlich beherrschte. »Und das ist meine Frau Sheila.« Er zog
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