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Entscheidungen

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Titel: Entscheidungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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das habe ich ihm auch schon gesagt."
    "Und was sagt er?"
    "Dass ich keine Ahnung habe, dabei ist er derjenige, der keine Ahnung hat."
    "Wie will der Hunter das schaffen?"
    Xander zuckte die Schulter. "Er hat Kräfte. Er ist gut, aber Raphael ist besser. Er wird uns alle ins Verderben stürzen."
    "Aber er ist nur ein Kind!", widersprach ich sofort.
    "Ein tausend Jahre altes Kind. Es ist nur sein Körper."
    "Weiß der Hunter das?"
    "Der Hunter jagt ihn nun schon in der dritten Generation. Seine Familie ist seit jeher auf das Jagen von Vampiren spezialisiert. Es liegt in jedem Atemzug, den er tut. Er ist mit dieser Aufgabe geboren worden. Er hat die Gabe. Aber er ist allein."
    Die Gabe. Hatte der Hunter tatsächlich Superkräfte? Ich hatte ihn doch gesehen. Er war groß und kräftig gewesen, wie ein Superheld hatte er allerdings nicht ausgesehen.
    "Und wann will er… angreifen?"
    "Ich treffe mich in einigen Tagen mit ihm, wenn mich Murphy bis dahin nicht längst vernichtet hat." Seine Stimme klang so verbittert, dass ich ihn unwillkürlich am Ärmel festhielt und zum Stehenbleiben zwang.
    "Sag dem Hunter, dass du ihm nicht weiter helfen kannst." Flehend sah ich ihn an.
    Sein Gesicht lag im Schatten der Laterne, und ich sah wieder die steile Falte auf seiner Stirn. Langsam schüttelte er den Kopf.
    "Das kann ich nicht. Dann wird er mich töten."
    "Er wird es verstehen!"
    "Nein, wir haben einen Deal. Erfülle ich ihn nicht…"
    "Xander, das ist so schrecklich." Ohne weiter darüber nachzudenken, schlang ich die Arme um seinen Hals und vergrub das Gesicht an seiner Brust. Zunächst erwiderte er meine Umarmung nur zögernd, bis er sich schließlich überwand und mich fest an sich drückte.
    "Ich will das alles ja auch nicht, Lily." Seine Stimme klang heiser, und ich spürte, wie die Tränen heiß ich meinen Augen brannten. Zum Glück konnte er sie nicht sehen.
    "Was musst du als nächstes tun?"
    "Nachher muss ich in Raphaels Appartement. Er wohnt sehr schön gelegen mit Blick auf den Hudson-River." Er verzog das Gesicht. "Dort bekomme ich weitere Anweisungen, wo ich die nächsten jungen Leute anwerben soll. Außerdem scheinen sie Irgendetwas zu planen. Etwas Großes. Keine Ahnung, was. Aber den Vampiren geht langsam das Blut aus…" Er zuckte die Schultern. "Was sie dagegen unternehmen wollen, das weiß nur der Himmel."
    "Bist du dir sicher, dass sie dir nicht trauen?"
    "Ich denke, sie sind nicht dumm. Aber noch scheint Raphael etwas in mir zu sehen. Noch hat er seine schlimmste Waffe nicht auf mich losgelassen."
    Wir wussten beide, dass er von Murphy sprach.
    "Hältst du mich bitte auf dem Laufenden? Ich will wissen, dass es dir gut geht!"
    "Wenn dich das beruhigt." Es war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah. Es hatte sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Xander-Lächeln, das ich so gerne hatte.

    Vanessa saß auf ihrem Bett und blätterte in einer Zeitschrift. Seit ich sie kannte, hatte ich sie noch nie eine solche Zeitschrift lesen sehen.
    "Meinst du, roter Lippenstift würde mir stehen?", fragte sie gedankenverloren und betrachtete das Bild einer jungen Frau im angesagten Trenchcoat und Pluderhosen.
    "Solange du keine Pluderhosen dazu trägst", gab ich zurück.
    "Niemals." Sie grinste breit. "Alles ok bei dir, Lily?"
    "Ich habe keine Ahnung." Seufzend ließ ich mich neben sie fallen.
    "Hey, was ist los?" Besorgt klappte sie die Zeitschrift zusammen und ließ sie achtlos neben sich auf den Boden fallen. Sie rutschte auf mich zu und legte fragend den Kopf zur Seite. Ihre großen dunklen Augen sahen mich mit fast kindlicher Neugier an.
    "Was weißt du über den Hunter? Ich meine, wo kommt er her, was genau will er?"
    "Wie kommst du jetzt darauf? Hat Sam Probleme?" Sie sah alarmiert aus.
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte es satt, immer alles für mich behalten zu müssen. Seit ich Sam und Xander kannte, hatte ich ständig Geheimnisse, und ich wusste mittlerweile nur zu gut, wem ich vertrauten konnte. Vanessa hatte mich noch nie im Stich gelassen.
    "Xander."
    "Xander? Du hast Xander gesehen?" Sie war mit einem Mal ganz aus dem Häuschen. "Wie geht es ihm? Was ist passiert? Wieso machst du dir Sorgen um ihn?"
    Ich runzelte die Stirn. Vanessas Reaktion fiel heftiger aus, als ich gedacht hatte. Armer Mike, so ganz schien sie ihn noch nicht vergessen zu haben.
    "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Ich muss nur wissen, was genau der Hunter ist. Ja, ich habe ihn gesehen und ja, er hat mir das Leben gerettet,

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