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Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Entschuldigen Sie Meine Stoerung

Titel: Entschuldigen Sie Meine Stoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Fitz
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im Hausflur ein kleines Freudentänzchen hin. Sie wirken dabei etwas hüftsteif, wahrscheinlich tanzen sie das erste Mal in ihrem Leben, aber es trübt ihren Ausdruck puren Glücks nicht die Bohne. Nie habe ich die beiden so ausgelassen erlebt.
    Wenig später lassen sie angeekelt voneinander ab und tanzen getrennt weiter. Die Nase hoch, sehr elastisch aus den Füßen kommend. Wie Snoopy. Dann hält meine Mutter plötzlich inne, zuckt zusammen und schaut angeekelt vor sich auf den Fußboden. Irgendetwas Abstoßendes muss gerade an ihr vorbeigelaufen sein, eine Ratte oder ein riesiges Insekt, das kann ich durch den Türspion nicht erkennen. Aber ich kenne den ekelerfüllten Blick meiner Mutter nur zu gut. Aus unserem Familienalbum. Von Fotos, auf denen sie mir die Brust gibt. Wir haben ganze Familienalben voller Bilder von mir, und am Rand bzw. im Hintergrund stehen immer meine Eltern und sehen mich angeekelt an. Ist mir also sehr gegenwärtig.
    Im Gegensatz zu meiner Mutter nimmt mein Vater von dem Ungeziefer keine Notiz. Er ist scheinbar einfach nur glücklich. Die Worte sprudeln nur so aus seinem Mund: »Sieh dir dieses miese Loch doch nur einmal an, Elfriede. Gescheitert auf der ganzen Linie, der Kerl. Ich hatte recht. Das muss man sich einmal vorstellen. Ich hatte doch noch nie recht. Dass ich das noch erleben darf.«
    Er schluchzt glücklich in sich hinein. Auch bei meiner Mutter fließen Glückstränen. Die beiden umarmen sich und weinen gemeinsam vor Freude.
    Ja, mein Vater hatte recht, stimme ich ihm gedanklich zu, während ich ihn hinter verschlossener Tür durch meinen Türspion beobachte. Ich bin wirklich auf der ganzen Linie gescheitert. So wie er es immer vorausgesagt hat. Meine ganze Kindheit hindurch hat er es prophezeit, wieder und wieder. Mit Sätzen wie: »Du landest mal in der Gosse«, »Aus dir wird nie was« oder »Du wirst noch bereuen, dass du überhaupt geboren wurdest.« Immer wieder denke ich auch an seinen Ausruf bei meiner Geburt – ich hatte gerade das Licht der Welt erblickt, da schrie er: »Das ist das Ende!«
    Und so ging es weiter. Beim Frühstück begrüßte er mich statt mit »Guten Morgen!« mit »Du wirst es nie zu etwas bringen!« Wenn ich ins Bad kam, während er sich noch die Zähne putze, sabberte er mit zahnpastatriefendem Mund »Uiuiuiui, mit dir wird esch mal ein bösches Ende nehmen.« Und an meinem Geburtstag sang er zur Melodie von »Happy Birthday to you« die Liedzeile »Mach nur weiter so und du landest in der Gosse.« Dass die Silben überhaupt nicht zur Melodie passten, störte ihn nicht. Mein Vater sagte immer: »Wichtig ist die Aussage. Die muss stimmen!«
    Die ersten Jahre meines Lebens glaubte ich, dass es mein Vater nur gut mit mir meinte. Er wollte mich eben so früh wie möglich auf die Härten des Lebens vorbereiten, dachte ich. Schon im Kreißsaal. Mir deutlich machen, dass das Leben ein permanenter Kampf war, den man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Doch als sich mir im Laufe meiner Kindheit endlich das Konzept des »Untertons« erschloss, verrieten die Worte meines Vaters nicht mehr hilfreiche Warnung, sondern schadenfrohe Hoffnung. Konnte das sein? Hoffte mein eigener Vater tatsächlich, dass ich im Leben scheitern würde? Geplagt von diesen Gedanken lag ich oft tagelang wach. Nachts zum Glück nicht, da schlief ich wie ein Murmeltier.
    Ich habe meine Eltern zwanzig Jahre lang nicht gesehen, und jetzt tanzen sie ausgelassen vor meiner Haustür auf und ab. Sie frohlocken und sind bestens gelaunt. Kein Zweifel: Mein Scheitern macht sie tatsächlich glücklich. Die Gewissheit, dass ihr Sohn es zu nichts gebracht hat, löst Glückshormone in ihnen aus. Ich bin ganz unten. Und das ist für sie ein Grund zum Feiern.
    Mein Vater wischt sich eine Glücksträne aus dem Augenwinkel.
    »Weißt du noch, Elfriede, wie viel Kritik ich damals in der Klinik einstecken musste? Jan-Uwe war gerade erst geboren, aber ich war schon felsenfest überzeugt, dass aus dem Jungen nie etwas wird. Nur die Krankenschwester hat immer dagegengehalten.« Mein Vater äfft die medizinische Pflegekraft mit quäkender Stimme nach: »Das ist jetzt aber noch ein bisschen früh, um so etwas zu sagen. Warten Sie doch einmal ab. Der Junge ist ja kaum auf der Welt. Blablabla.«
    »Blablabla«, wiederholt meine Mutter und bekräftigt mit einem Kopfschütteln, dass auch sie das Gerede der Krankenschwester für ausgemachten Blödsinn hielt. Und das heute immer noch so sieht.
    »Mein

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