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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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herumschubsen. Er mochte es, Leute herumzuschubsen. Aber er konnte es auf den Tod nicht leiden, selbst herumgeschubst zu werden.
    »Wer sind Sie?«, bellte er. Seine Schweinsäuglein blickten verdutzt drein.
    »Sie Idiot!«, tobte Zharov. »Die Zigeuner da – können die kommen und gehen, wie es ihnen beliebt? Ist das hier nicht ein Grenzposten? Weiß Präsident Ceausescu, dass dieses Gelumpe über die Grenze kommt, ohne dass sich irgendwer darum schert? Erheben Sie sich von Ihrem fetten Arsch. Kommen Sie mit, ein Spion versteckt sich in einem der Wagen.«
    Die Haltung des Grenzpolizisten war jetzt eine ganz andere. Trotz des harten ausländischen Akzents konnte Zharov gut ein hochrangiger Securitate-Offizier sein; er benahm sich jedenfalls wie einer. Aber was sollte das mit dem Spion? Die rote Gesichtsfarbe des Soldaten wurde noch intensiver, und er eilte hinter seinem Tisch hervor, wobei er einen losen Knopf seiner schweißverklebten Uniform zuknöpfte und sich nervös über seinen Zweitagebart fuhr. Zharov trieb ihn aus dem Haus hinaus, stieg wieder in seinen Wagen und stieß die Beifahrertür auf. »Einsteigen!«, fauchte er.
    Der verwirrte Mann protestierte, während er sich in den engen Sitz zwängte: »Aber die Zigeuner sind kein Problem. Niemand hält die je auf. Sie kommen seit Jahren immer wieder hier durch. Sie wollen einen von ihren Leuten beerdigen. Und es kann nicht recht sein, wenn man sich in eine Beerdigung einmischt.«
    »Vollidiot!« Zharov trat hart auf die Bremse, schlidderte gefährlich nahe an den hintersten der Wagen heran und begann dann, die Kolonne zu überholen. »Haben Sie überhaupt nachgesehen, was die im Schilde führen könnten? Nein, natürlich nicht. Ich verrate Ihnen jetzt, dass die einen britischen Spion namens Harry Keogh bei sich haben. Er wird sowohl in der Sowjetunion als auch in Rumänien gesucht. Und jetzt ist er in Ihrem Land und untersteht somit Ihrer Jurisdiktion. Das könnte sogar ganz gut in Ihrer Personalakte aussehen – aber nur, wenn Sie meinen Anweisungen genau folgen.«
    »Ja, verstehe«, sagte der Dicke, obwohl er offenkundig überhaupt nicht durchblickte.
    »Haben Sie eine Waffe?«
    »Was? Hier oben? Auf was soll ich denn schießen? Eichhörnchen?«
    Zharov knurrte und trat so heftig auf die Bremse, dass der Wagen quer vor dem ersten Pferdewagen zum Halt kam. Die Kolonne wurde sofort langsamer und schob sich näher zusammen. Als sich der Staub legte, stiegen Zharov und der schwerfällige Grenzpolizist aus dem Auto.
    Der KGB-Mann deutete auf die Planwagen, von denen in diesem Augenblick mürrische Zigeuner auf die Straße kletterten. »Durchsuchen!«
    »Was gibt es denn da zu durchsuchen?« Der Grenzpolizist blickte immer noch nicht durch. »Das sind Planwagen. Ein Sitz vorne, eine Tür hinten, und ein Raum dazwischen. Da reicht ein Blick.«
    »Jeden Platz, wo man einen Menschen verstecken könnte, das sollen Sie durchsuchen!«, fauchte Zharov.
    »Aber ... wie sieht er denn aus?« Der Grenzer warf hilflos die Hände in die Höhe.
    »Trottel! Fragen Sie lieber, wie er nicht aussieht! Er sieht nämlich nicht aus wie ein verdammter Zigeuner!«
    Die Laune der Zigeuner war schon auf dem Gefrierpunkt und wurde noch schlechter, als der Russe und sein rumänischer Handlanger an der Wagenreihe entlangliefen, die Türen aufrissen und hineinsahen. Als sie sich dem letzten Wagen, dem Leichenwagen, näherten, stellte sich ihnen eine Gruppe Szgany in den Weg.
    Zharov zog seine Automatik und richtete sie auf die Zigeuner. »Aus dem Weg. Wenn ihr Widerstand leistet, werde ich nicht zögern, die hier zu benutzen. Das ist eine Frage der inneren Sicherheit, und jeder Widerstand kann schwerwiegende Folgen haben. Öffnet die Tür!«
    Der Mann, der mit Harry Keogh gesprochen hatte, trat vor. »Das war unser König. Wir sind auf dem Weg, ihn zu beerdigen. Ihr dürft nicht in den Wagen.«
    Zharov hielt ihm die Waffe an den Hals. »Ihr macht jetzt auf, oder sie müssen euch beide beerdigen.«
    Die Tür wurde aufgesperrt. Zharov sah zwei Särge Seite an Seite auf flachen Podesten, die am Boden festgemacht waren. Er kletterte die Stufen hinauf und stieg in den Wagen. Der Grenzpolizist und der Sprecher des fahrenden Volkes folgten ihm in den Wagen. Zharov deutete auf den Sarg zur Linken. »Den da ... aufmachen.«
    »Sei verflucht«, sagte der Zigeuner. »Für den Rest deiner Tage, und es werden nicht mehr viele sein, sei verflucht!«
    Die Särge waren billig zusammengezimmert und bestanden

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