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ENTSEELT

ENTSEELT

Titel: ENTSEELT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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einen Zusammenhang gibt. Das Schiff gehört einem Jianni Lazarides, einem Archäologen und Schatzsucher mit guten Referenzen. Andererseits ... wir haben jedenfalls nichts über ihn. Zurück zur Samothraki: Der Kapitän und der erste Offizier sind an Land gegangen; vielleicht haben sie ein paar Gramm Marihuana mitgenommen; zurzeit sehen sie sich jedenfalls eine Show an und trinken Kaffee und Schnaps. Aber mehr Kaffee als Schnaps. Sie wollen offenbar nüchtern bleiben.«
    Jordan war mittlerweile fertig angekleidet und steuerte auf die Tür zu. Er bewegte sich wie ein Zombie und trug die gleiche Kleidung, die er schon am Morgen getragen hatte. Aber die Nächte waren immer noch sehr kühl; es war offensichtlich, dass er diese leichten, legeren Kleidungsstücke nicht ausgewählt, sondern nur genommen hatte, weil sie gerade zur Hand waren. Layard rief hinter ihm her. »Trevor? Wo willst du denn bloß hin?«
    Jordan blickte sich um. »Zum Hafen«, sagte er mechanisch. »Zum Tor von St. Paul, und dann über die Mole zu den Windmühlen.«
    »Hallo? Hallo?« Papastamos war immer noch am Telefon. »Was ist da los?«
    »Er sagt, er geht zu den Windmühlen an der Mole«, berichtete Layard. »Ich werde ihn begleiten. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich hatte schon den ganzen Tag über so ein Gefühl. Tut mir leid, Manolis, aber ich muss auflegen!«
    »Ich treffe euch da!«, entschied Papastamos hastig, aber Layard bekam das nur noch zur Hälfte mit, als er den Hörer auflegte. Er streifte eilig seine Jacke über und folgte Jordan, der dumpf polternd die Treppe in die Hotelhalle hinunterstapfte und dann durch die Tür in die mediterrane Nacht verschwand.
    »Willst du nicht auf mich warten?«, rief er hinter ihm her, aber Jordan antwortete nicht. Er blickte jedoch einmal zurück und Layard sah, dass die Augen aus seinem kränklich wirkenden Gesicht herauslugten wie aus Löchern in einem Pappkarton. Ganz offensichtlich würde er nicht auf ihn warten, und auch auf sonst niemanden.
    Layard hatte seinen roboterhaften Partner beinahe eingeholt, als Jordan eine Straße überquerte, die zum Meer hinunterführte, aber dann wechselten die Ampelphasen, die Motoren heulten auf, und Mopeds und Autos setzten sich in der typisch griechischen, chaotischen, todessehnsüchtigen Ich-bin-der-erste- Manie in Bewegung, und Layard und sein Partner wurden plötzlich durch eine Blechlawine getrennt. Als sich die Abgaswolken verflüchtigt hatten und die Ampel wieder auf Grün sprang, war der Telepath in den dahineilenden Gruppen von Leuten verschwunden, welche die Straße säumten. Layard eilte hinter ihm her, obwohl er ihn aus den Augen verloren hatte.
    Er wusste ja, wo er hinwollte.
    Jordan spürte, wie er mit allen Kräften dagegen ankämpfte, bei jedem Schritt, und doch war ihm klar, dass es sinnlos war. Es fühlte sich an, als wäre man betrunken an einem fremden Ort und umgeben von lauter Fremden: Man liegt auf dem Rücken, und der Raum dreht sich um einen. Er scheint sich wirklich zu drehen, die Ecken des Zimmers jagen sich und verlaufen ineinander wie die Speichen bei einem rollenden Rad. Und man kann nichts dagegen machen, weil man weiß, dass der Raum sich nicht wirklich dreht – was sich dreht, ist der eigene Verstand in deinem Kopf am oberen Ende deines Körpers. Dein verdammter Kopf und dein Körper, aber sie wollen dir nicht gehorchen ... du kannst sie nicht dazu bewegen, zu tun, was du willst, egal wie sehr du das auch versuchst!
    Und die ganze Zeit über kannst du dich selbst hören, eingesperrt in deinem Schädel wie eine Fliege in einer Flasche, die heftig summt und immer wieder gegen das Glas prallt, und du sagt dir immer und immer wieder: »Oh Gott, lass es aufhören, Oh Gott, lass es aufhören! Oh Gott ... lass ... es ... aufhören!«
    Es ist der Alkohol – der Fremdkörper in deinem System –, der die Kontrolle übernommen hat; und je mehr du dagegen ankämpfst, desto schlechter fühlst du dich. Wenn du versuchst, Kopf und Schultern vom Bett zu heben, dann dreht sich alles nur noch schneller, so schnell, dass du spürst, wie die Zentrifugalkräfte dich wieder nach unten ziehen. Wenn du dich auf die Füße rappelst, dann stolperst du, beginnst dich zu drehen und wirbelst herum mit dem Raum, mit dem ganzen verdammten Universum!
    Aber wenn du ganz still liegst, die Augen schließt und dich auf sich selbst konzentriert ... dann verschwindet das Gefühl schließlich. Das Wirbeln und die Übelkeit lassen nach. Das Summen der Fliege in

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