Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
Vom Netzwerk:
Kunst. Iliana musste an fließendes Wasser denken, ihre scheinbare Bewegung war im Einklang mit ihrer Starrheit, Macht und Gewalt verbanden sich mit innerer Ruhe.
    Zu ihrem Erstaunen waren die Skulpturen aus einem Stück und offensichtlich aus gewaltigen Knochen geschnitzt worden, wie man sie an den Skeletten im Museumsinneren fand. Es gab nur wenige Tiere auf Cardassia, die größer als die Humanoiden waren, außer einigen Meeresriesen. Entsprechend klein waren Knochenschnitzereien zumeist, oder sie waren aus verschiedenen Knochen der häufiger zu findenden Tiere zusammengesetzt – wie die Schnitzerei, die sie für Tekeny gefertigt hatte. Die zwei Skulpturen auf dem Balkon waren aus sehr altem Knochen gemacht worden. Ihrer Farbe und Beschaffenheit nach zu urteilen mussten sie vor Jahrhunderten angefertigt worden sein. Iliana empfand so etwas wie Wehmut, als sie darüber nachdachte.
    Während der Ära der Bewaffnung, Dekaden vor ihrer Geburt, war sehr viel antike Kunst verloren gegangen. Cardassias Militär hatte die Schätze der Vergangenheit konfisziert und sie wegen ihrer subversiven Natur zerstört oder zu Geld gemacht, um das moderne Zeitalter des Imperialismus zu finanzieren. Iliana war traurig, wann immer sie an all die Kunstwerke dachte, die sie nie sehen würde. Gemälde und Skulpturen, die sich inzwischen in privaten Sammlungen auf anderen Welten befanden; uralte und für illegal erklärte Bücher; Artefakte von großer Schönheit und aus kostbaren Metallen, die aufgrund ihres Rohmaterialwerts zu Kriegsmaschinen recycelt worden waren. Irgendwie hatten diese zwei gewaltigen Schnitzereien all das überdauert. Iliana fragte sich, ob noch mehr von Cardassias wahrer Seele dort draußen darauf wartete, genau wie sie wiederentdeckt zu werden.
    »Ähm … Entschuldigen Sie«, sagte jemand. Iliana wollte so tun, als hätte sie die Stimme nicht gehört. Einerseits fühlte sie sich von ihr gestört, und andererseits ahnte sie, worum es dem uniformierten Soldaten, der gerade neben sie trat, ging, und sie fand, sie habe für einen Abend schon mehr als genug Männer wie ihn abwehren müssen. Ihr stand nicht der Sinn nach noch einer genau berechneten Unterhaltung. Doch dann fiel ihr ein, dass der Soldat von ihrem Vater geschickt worden sein mochte. In dem Fall wäre es unklug, ihn zu ignorieren.
    »Ja?«, sagte sie also und drehte sich zu ihm um. Erst jetzt fiel ihr auf, wie überraschend jung er war.
    Der Soldat lächelte verschmitzt. »Iliana?«
    Sie blinzelte, als sie ihn erkannte. »Ataan!«, sagte sie. Der Junge von einst war groß geworden. Die Uniform schmeichelte seinen breiten Schultern und dem stämmigen Hals.
Mutter! Sie muss gewusst haben, dass er kommt. Warum hätte sie ihn sonst vorhin erwähnt? Aber warum hat sie mich nicht gewarnt?
    Obwohl … Vielleicht hätte sie das noch, hätte ich sie nicht auf meine gewohnt liebenswerte Art daran gehindert
.
    »Ich kann kaum glauben, dass du es bist«, sagte er und breitete die Arme aus. Iliana zögerte kurz und ergab sich dann der Umarmung. »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Gut«, sagte sie, irritiert durch das Kribbeln, das die Berührung in ihr ausgelöst hatte. Schnell machte sie einen Schritt zurück. »Dekaris scheint dir bekommen zu sein. Du bist richtig erwachsen geworden.«
    Ataans verschmitztes Lächeln kehrte zurück. »Genau wie du.«
    Ihre Höcker erröteten, als sie sich einmal mehr ihres Kleides bewusst wurde. »Deine Familie, äh … geht es allen gut?«
    »Meinen Eltern geht es bestens. Mein Bruder Ghel wurde unlängst zum Dalin befördert. Er ist jetzt Erster Offizier auf der
Aldara
.« Ataan nickte in Richtung der Halle. »Und auch deiner Familie scheint es gut zu gehen.«
    »Heute ist ihr großer Abend. Bist du deswegen hier?«
    »Indirekt. Ich gehöre Gul Piraks Sicherheitsstab an und werde nächsten Monat mit ihm nach Bajor gehen.«
    Schon wieder Bajor
. Man schien ihm nicht entkommen zu können. »Ich bin Gul Pirak eben begegnet«, erwiderte sie.
    »Wie findest du ihn?«
    Iliana verkniff sich die Antwort, die ihr in den Sinn kam, und zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, ein Gul ist für mich wie der andere.«
    Ataan hob tadelnd den Finger. »Vorsicht. Unpassende Ansichten wie diese hätte man dir in Dekaris schnell ausgetrieben.«
    »Wie gut, dass ich nie dort war. Ehrlich gesagt, mag ich meine unpassenden Ansichten.«
    Ataan schüttelte den Kopf. »Nach wie vor ganz die alte Iliana. Sag, zeichnest du noch?«
    Er erinnert sich!
Sie

Weitere Kostenlose Bücher