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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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will, dass sie jedes Detail mit ansieht. Splitter, kaum größer als Moleküle, penetrieren jungfräuliche, makellose Haut und entblößen das darunter liegende Fleisch. Dann schließlich werden die Wunden vom hervorquellenden Lebenssaft des Babys überflutet.
    Es fällt lautlos. Die Glasscherben sind so scharf, dass es die Schnitte noch gar nicht bemerkt hat. Außerdem ist ihm Schmerz noch relativ fremd. Ihr ist bewusst, dass dieser Zustand nicht andauern wird. Sie weiß, dass diesem unschuldigen Wesen Schlimmeres, sehr viel Schlimmeres bevorsteht.
    Kein Laut.
    Gemeinsam fallen sie lautlos. Zuerst das Baby, sie dicht dahinter.
    Mit kalter Zwangsläufigkeit und unnachgiebiger Härte heißt der Beton sie willkommen.
    In einem Regen durchsichtiger Rasierklingen schlägt das Baby auf dem Boden auf. Sie nicht. Sie ist die Zeugin.
    Eigentlich müsste es tot sein, doch das Baby lebt. Es bewegt sich nicht, aber es atmet.
    Sein linker Arm ist gebrochen. Elle und Speiche sind zersplittert wie dünne Steinstäbchen. Abgesehen von den harten Ballen an seinen Händen und Knien ist jedes seiner Körperteile, das Bodenkontakt hatte, mit Scherben gespickt. Sein Mund ist bloß noch ein glibberiges, rotes Etwas. Hätte das Baby bereits Zähne gehabt, wäre kein einziger erhalten geblieben. Stattdessen ist sein Unterkiefer zerdrückt und gespalten. Der Gaumen scheint völlig zertrümmert zu sein, wodurch das Gesicht des Babys flacher und breiter aussieht. Beim Aufprall wurde es auf die Seite geschleudert. Sie sieht, dass das Glas mehrfach die Bauchdecke durchbohrt hat und am Rücken wieder austritt. Ihm sind gläserne ›Stacheln‹ gewachsen.
    Sie beide … nein, das Baby ist in so einer Art Gang oder Korridor gelandet, von dem zu beiden Seiten hin zahlreiche Türen abzweigen. Ihr Entsetzen lässt sich unmöglich artikulieren. Sie wird daran gehindert, ihm Ausdruck zu verleihen. Das Wesen zwingt sie, ihre Gefühle für sich zu behalten.
    Das Baby öffnet seine Augen. Es blickt nach oben. Einen Augenblick lang glaubt sie, es hätte sie gesehen, und ihre Schuldgefühle nehmen zu, tauchen ihre ganze Seele in ein warmes Rot. Aber das Baby sieht sie nicht. Es blickt durch sie hindurch. Jetzt kann sie erkennen, dass es nur noch ein unversehrtes Auge hat. Aus dem anderen ragt das breite Ende einer Glaslanzette heraus. Trotzdem versucht das Baby zu blinzeln. Eines der Lider stößt auf Widerstand.
    Und jetzt scheint ihm der Schmerz zum ersten Mal bewusst zu werden. Es spürt seine Verletzungen, jede einzelne. Es spürt die Einsamkeit und beginnt, herzzerreißend zu winseln und zu schreien. Sie würde alles dafür geben, dieses Schreien hören zu dürfen. Sie ist davon überzeugt, dass sie es verdient hätte. Aber alles, was das Wesen ihr zugesteht, ist, sich auszumalen, wie das Schreien klingen muss. Das Baby heult und schluchzt. Der heiße Stachel des Schmerzes, den sie angesichts seiner Tränen verspürt, ist allerdings nichts im Vergleich zu den Qualen, die das Baby ob seiner Einsamkeit und seiner Verletzungen erleiden muss. So schreit und weint es sehr lange, ohne dass sie das Baby besänftigen darf. Es ist ihr unmöglich, sich ihm zu nähern, um eine tröstende Hand auf seinen zerfetzten, sterbenden Körper zu legen.
    Doch das Baby stirbt nicht.
    Als ihm das klar wird, als Schmerz und Tränen unbeantwortet bleiben, hört es mit dem Schreien auf. Es dreht sich von der Seite auf den Bauch, kommt wieder auf Hände und Knie. Während das Baby den Korridor entlangkrabbelt, hinterlassen die Glasscherben, die nun Teil seines Körpers sind, Schrammen im Boden, in denen sich Blut sammelt. Es schlägt mit seinem gebrochenen Arm gegen jede Tür, die es entdeckt, und hofft auf Einlass. Auf Antwort. Wenn nichts geschieht, kriecht es weiter, schabt in engelsgleicher Agonie über den Beton. In heiliger Stille. Noch immer auf der Suche.
     
    Die Fotos beschworen immer Erinnerungen herauf.
    Mason sah sich, wie er den Camper über eine steinige Piste Richtung Waldrand fuhr. Sie war so abschüssig, dass er sich fragte, ob er mit dem Bus jemals wieder hinaufkommen würde. Sein nächster Gedanke war:
    Wen interessiert’s?
    Als der Feldweg sich dem Waldrand näherte, war er nicht mehr steinig, sondern bestand bloß noch aus zwei in den Dreck und das Schiefergestein gefrästen Fahrrillen. Aber er war immer noch deutlich zu erkennen, und das Gefälle hatte allmählich nachgelassen. Er vermutete, dass der Farmer den Pfad mit einem Traktor instand gehalten oder

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