Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
ihr Gesicht plötzlich ganz bleich. „Ich fasse es nicht! Ich gehe in einem Kleid von Gerard Battinant zur Valentine-Gala. Du verarschst mich doch nicht, oder?“
„Nein. Ich wusste nicht, dass Gerard Battinant ein so großes Tier in der Modebranche ist.“ Mir wurde bewusst, dass ich es ja gewesen war, die ihm ganz dreist angeboten hatte, für ihn den „Werbeträger“ zu spielen. Wenn Marianne Recht hatte, mit dem was sie sagte, dann hätte er das ja gar nicht nötig, weil sich sämtliche Models und berühmte Schauspielerinnen um die Ehre prügeln würden, seine Kleider zu tragen. Und ich – ein Niemand - hatte ihm freimütig angeboten, seine Kleider zu tragen. Oh Mann, wie peinlich! Was musste er nun von mir denken? „Oh, oh!“
„Was?“ Marianne sah mich alarmiert an.
Ich warf ihr einen zerknirschten Blick zu. „Ich glaube, ich habe mich ein bisschen daneben benommen.“
„ Wieso? Erzähl! Wie hat sich das alles genau zugetragen und wie hat David sich dabei verhalten?“
Das Stichwort David genügte, um mein Schamgefühl einem Trotzgefühl weichen zu lassen und ich erzählte Marianne schließlich, was sich zwischen mir, David, Gerard Battinant und Lamentain zugetragen hatte. Die kleine hitzige Diskussion mit David ließ ich natürlich weg. Als ich mit meinem Vortrag endete, ließ sich Marianne fassungslos in ihren Sitz gleiten.
„Du bist wirklich einmalig“, rief sie kopfschüttelnd aus.
Ich warf ihr einen betretenen Blick zu. „Woher sollte ich denn wissen, dass diese Designer alle so weltberühmt sind? Sie machten auf mich alle einen etwas sonderbaren Eindruck und David hat mich auch in keinster Weise aufgeklärt, wen ich da genau vor mir hatte. Ich hielt Gerard für einen dieser durchgeknallten Designer, der aus Mülltüten Kleider bastelt und das dann Kunst nennt. Und Lamentain wirkte auch sehr sonderbar auf mich. Das ist nicht meine Welt und ihr Gelaber von wegen, ich solle für sie Laufen, hielt ich auch bloß für dummes Geschwätz. Mal im Ernst! Wer käme auf die Idee, mich als Model zu sehen?“
Marianne lachte kopfschüttelnd bitter auf. „Auch wenn ich es selbst kaum zugeben möchte, aber du hast heute Abend allen anwesenden Models die Show gestohlen. Du warst in aller Munde. Jeder wollte wissen, wer du bist. Zumal du in Begleitung von David warst. Allein das hat dich für alle interessant gemacht.“ Ihrem Blick nach zu urteilen, war sie davon nicht allzu arg begeistert. Sie wandte sich von mir ab und sah finster aus dem Fenster. „Du hättest mal sehen sollen, wie alle dich angestarrt haben, als du so majestätisch mit David durch die Reihen geschritten bist. Ich hätte dich fast selbst nicht wieder erkannt.“
Ich wusste, dass es nicht das war, was sie belastete, sondern die Tatsache, dass David nicht sie als seine Begleitung erwählt hatte. Überhaupt hatte er sie meines Wissens den ganzen Abend keines Blickes gewürdigt. Was ich einerseits mit Erleichterung quittierte, andererseits ärgerte es mich, dass er so mit ihr umging.
„Sei deswegen bitte nicht böse auf mich, Marianne. Ich habe David nicht darum gebeten, seine Begleitung zu sein. Mir war das unangenehm. Wie du weißt, wollte ich nicht mal zu dieser Veranstaltung.“ Ich sah sie flehend an und schließlich richtete sie ihren Blick wieder auf mich. Allerdings sah sie noch nicht so aus, als würde sie mir vergeben wollen.
„Und sieh wohin es geführt hat!“, fuhr ich mit weinerlicher Stimme fort. „Ich habe einen weltberühmten Designer brüskiert, indem ich ihm vorgeschlagen habe, für ihn als Werbeträger zu laufen. Wie für eine Kaufhauskette.“ Ich schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. „Ich kann mich nie im Leben nächste Woche bei ihm melden. Das ist mir zu peinlich. Er muss mich für völlig durchgeknallt halten.“
I ch hörte Marianne leise lachen. „Das tut er ohne Zweifel. Und deswegen gefällst du ihm wahrscheinlich auch, schließlich ist er selbst – wie du so treffend bemerkt hast – ein wenig durchgeknallt.“ Ich sah auf und sie lächelte mich an. „Meine kleine Schwester schafft es tatsächlich an einem Abend die beiden aktuell größten Designer von Paris gegeneinander auszuspielen. Und das nur, weil du David nicht leiden kannst.“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich frage mich, was er von deiner Aktion hält.“
Das sollte ich gute zwei Wochen später erfahren. Ich hatte mich wieder in meinen unprätentiösen Unialltag gestürzt und versucht, die Geschehnisse auf der
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