Envy-[Neid]
Hände. Allerdings hielt diese ernste Stimmung nur kurze Zeit an. Binnen Sekunden jaulte Todd wie eine Luftschutzsirene und hüpfte wie ein überdrehter Rhesusaffe unter Drogen, vertrottelt und wirr durch die Wohnung.
»Ich weiß gar nicht, was ich zuerst tun soll«, sagte er lachend.
»Ruf Hadley an«, schlug Roark vor.
»Hadley kann sich ins Knie ficken. Der hat mir doch nichts zugetraut. Warum sollte ich meine gute Neuigkeit mit dem teilen? Ich weiß«, sagte er, wobei er sich heftig die Hände rieb. »Ein Fest. Eine Riesenparty. Du und ich. Mir zu Ehren.«
Roark, dem noch nie im Leben so wenig zum Feiern zumute gewesen war, schüttelte bereits den Kopf. »Du musst aber nicht…«
»Ich weiß, dass ich das nicht muss. Ich will es. Heute Abend. Ich werde alles arrangieren.«
»Ich muss arbeiten.«
»Scheiß auf die Arbeit.«
»Kannst du leicht sagen. Du hast ein Buch verkauft. Im hohen fünfstelligen Bereich mit Luft nach oben.«
Bei diesen Sätzen bekam der Rhesusaffe abrupt einen Knoten in den Schwanz. Todd hörte auf herumzuhüpfen und wandte sich Roark zu. Mehrere Augenblicke musterte er ihn hart und prüfend. »Ach, jetzt kapier ich. Du bist sauer, weil ich vor dir verkauft habe.«
»Nein, bin ich nicht.«
»Nun, dann ist’s ja gut«, sagte Todd sarkastisch. »Wenn du sauer wärst, wärst du nämlich ein Volltrottel und nicht mein bester Freund am glücklichsten Tag meines Lebens.«
Wie wahr. Er benahm sich wie ein Volltrottel. Üble Eifersucht hatte ihn zum Arschloch werden lassen, und nun gab er sich alle Mühe, seinem besten Freund den glücklichsten Tag seines Lebens zu ruinieren.
Nicht dass die Situation im umgekehrten Fall anders gewesen wäre. Todd hätte sich genauso schlimm benommen, vermutlich sogar noch übler. Er hätte mürrisch über die Ungerechtigkeiten des Lebens gemault. Verärgert und bissig wäre er und dann grausam gewesen.
Aber seit wann war Todd Grayson sein Maßstab für gutes Benehmen? Er betrachtete sich doch lieber als feineren Menschen und besseren Freund als Todd. Er schrieb sich selbst doch gern einen stärkeren Charakter und mehr Integrität zu.
Er setzte ein falsches Grinsen auf. »Was soll’s, zum Teufel, ich werde mich krank melden. Soll mich doch unsere verhasste Schwuchtel feuern. Wann soll die Party denn anfangen?«
Todd hatte gesagt, er solle ihm Zeit für ein paar Vorbereitungen lassen, und Roark meinte, das gehe in Ordnung, weil er sowieso seine Tagesarbeit abschließen müsse. Kaum war Todd für seine Besorgungen ausgeflogen, überließ sich Roark seiner Depression, die mit voller Wucht einsetzte. Grübelnd starrte er auf seinen Bildschirm. Warum war er zu dem brennenden Wunsch verflucht, etwas Kreatives zu schaffen, um dann an mangelnder Fähigkeit und Gelegenheit zu scheitern? Warum spielte ihm Gott so übel mit? Da stattet er dich mit einem Traum aus und verleiht dir genug Talent, um dieses Ziel in greifbare Nähe zu rücken, nur um den Traum kurz vor der Realisierung scheitern zu lassen?
Wie ein Mantra wiederholte er, wie glücklich ihn Todds Erfolg mache. Und so war es auch. Er war glücklich. Und doch ärgerte er sich darüber. Er ärgerte sich über die Heimlichtuerei, mit der Todd sein Manuskript eingereicht hatte. Sie hatten zwar keinen Pakt geschlossen, einander über jede eingereichte Arbeit zu informieren, aber so hatten sie es sich eben angewöhnt. Eigentlich hatte Todd keine geheiligte Vereinbarung verletzt. Und doch empfand er es so.
Roark wollte Todds Erfolg gnadenlos auf Glück zurückführen, auf einen Zufallstreffer, einen langsamen Buchmarkt, ja sogar auf einen Lektor mit lausigem Geschmack. Und doch musste er sich insgeheim eingestehen, dass diese Gedanken unfair waren. Todd hatte hart gearbeitet. Er war ein talentierter Schriftsteller. Er widmete sich seinem Handwerk. Er verdiente es, veröffentlicht zu werden.
Und doch wurde Roark das Gefühl nicht los, es mehr zu verdienen.
Binnen einer Stunde war Todd wieder da, mit einer Flasche Champagner für jeden, und bestand darauf, dass sie diese austranken, ehe sie zur zweiten Phase der Feier übergingen.
Zur zweiten Phase gehörte Mary Catherine. An einem schönen Sonntagnachmittag, kurz nach ihrer Fehlgeburt, hatte Roark sie auf ein Eis eingeladen. Der Anblick der jungen Paare mit Babys auf der Seepromenade hatte sie zum Weinen gebracht. Sie hatte gebeichtet, dass Todd der Vater ihres verlorenen Kindes gewesen war.
»Dieser Mistkerl muss diesbezüglich einen sechsten
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