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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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vertraue.«
    »… würde ich sagen, es wird gut. Es hat Substanz, die sich sogar noch steigern ließe. Es steckt voller südlicher Untertöne, die ich so liebe, wie du weißt.«
    »Genau wie Vernichtet.«
    Plötzlich platzte sie enthusiastisch heraus: »Ja.«
    Nach ein, zwei Sekunden fragte Daniel: »Wie geht’s Noah?«
    Als Leserin und als Ehefrau hatte es sie zutiefst enttäuscht, dass Noah seinem ersten Roman keinen weiteren folgen ließ. Daniel wusste das und nahm die Erwähnung von Noahs einzigem Buch als natürliche Überleitung, sich nach ihm zu erkundigen.
    »Pa, du weißt, wie’s ihm geht. Schließlich sprichst du mehrmals täglich mit ihm.«
    »Ich frage als Schwiegervater, nicht als Kollege.«
    Um den scharfen Augen ihres Vaters auszuweichen, richtete sie den Blick auf das direkt hinter ihnen liegende Gebäude. Die efeuüberwachsene Ziegelmauer um Daniels Innenhof verwehrte ihr die Sicht auf das Erdgeschoss des Nachbarhauses, aber in einem Fenster im ersten Stock entdeckte sie einen Tigerkater, der sich streckte und am Gitter rieb.
    Maxine steckte den Kopf heraus. »Kann ich noch etwas für euch tun?«
    Daniel antwortete für beide: »Nein, danke schön. Alles in Ordnung.«
    »Sagt mir Bescheid.«
    Sie verschwand nach drinnen. Maris blieb eine Weile still und zeichnete mit der Zeigefingerkuppe das Muster ihres leinenen Platzdeckchens nach. Als sie den Kopf hob, hatte ihr Vater die Positur eines Zuhörers eingenommen, wie immer, wenn er wusste, dass ihr etwas im Kopf herumging. Er schmiegte das Kinn in die Hand, sein Zeigefinger lag an der Wange und deutete auf seine drahtige weiße Augenbraue.
    Nie drang er neugierig in sie, sondern wartete stets geduldig ab. Sobald sie bereit wäre, sich zu öffnen, würde sie es tun, aber keinen Augenblick früher. Diese Eigenschaft hatte sie von ihm geerbt.
    »Noah ist heute Nacht sehr spät heimgekommen«, hob sie an und fasste ihre Auseinandersetzung zusammen, ohne ins Detail zu gehen. »Obwohl letztlich wieder Liebe und Freundschaft herrschten, rege ich mich immer noch darüber auf.«
    Zögernd fragte Daniel: »Hast du denn überreagiert?«
    »Glaubst du das?«
    »Ich war nicht dabei. Trotzdem klingt es für mich, als hätte Noah eine logische Erklärung gehabt.«
    »Vermutlich.«
    Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Hast du Angst, Noah hätte wieder seine Gepflogenheiten aus der Junggesellenzeit aufgenommen?«
    Da sie wusste, wie sehr ihr Vater Noah bewunderte und respektierte, widerstrebte es ihr, eine Klagelitanei über ihn herunterzubeten, die vermutlich, bei Licht besehen, bestenfalls wehleidig klang und schlimmstenfalls krankhaft misstrauisch. Obendrein brachte sie ihren Vater in eine zwiespältige Position, wenn sie ihn als Beichtvater benutzte. Denn er war nicht nur Noahs Schwiegervater, sondern auch sein Arbeitgeber.
    Daniel hatte Noah vor vier Jahren in ihren Verlag gebracht, weil er sich – mit Ausnahme von Daniel selbst – als schlauester und raffiniertester Verleger von ganz New York bewährt hatte. Als die Beziehung zwischen Maris und Noah vom rein Beruflichen ins Private wechselte, hatte Daniel gewisse Vorbehalte geäußert und sie vor einer Büroaffäre gewarnt. Trotzdem hatte er seinen Segen gegeben, als Noah nach anderthalb Jahren bei Matherly Press Daniel ins Vertrauen gezogen und ihn um die Hand seiner Tochter gebeten hatte. Sogar seinen Rücktritt hatte er zum Ausgleich für Maris’ Hand angeboten. Daniel wollte davon nichts hören und hatte Noah als Schwiegersohn mit demselben Enthusiasmus ins Herz geschlossen wie zuvor als Geschäftsführer seines Verlagshauses.
    Seit fast zwei Jahren gelang es ihnen nun schon, berufliche und persönliche Rollen getrennt zu halten. Wenn sie nun ihren Kümmernissen als Ehefrau Luft machte, könnte dies die Balance gefährden. Daniel würde nur ungern zu viel oder zu wenig sagen und damit Partei ergreifen oder sich in eheliches Territorium einmischen, auf das ein Schwiegervater nun mal nicht hingehörte.
    Andererseits musste Maris unbedingt Dampf ablassen, und ihr Vater war immer ihr engster Vertrauter gewesen.
    »Um deine Frage zu beantworten: Ich denke dabei nicht an etwas Konkretes. Ich glaube nicht, dass Noah eine Affäre hat. Nicht wirklich.«
    »Irgendetwas bekümmert dich. Was?«
    »Während der letzten Monate hatte ich nicht mehr das Gefühl, Noahs uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu besitzen. Eigentlich sogar sehr wenig davon«, korrigierte sie sich reumütig mit einem schmalen

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