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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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hinein.
    »Sirk, Eure Wache ist um«, sagte er und schickte den Mann fort. Der verbeugte sich erneut, verließ das Zelt und schloss die Tür hinter sich.
    Ich ging hinüber zu dem schwarzen Kästchen, in dessen polierten Seiten sich das Lampenlicht spiegelte. Warum wollte Kygo, dass alle Wächter verschwanden? Würde er nun meine Macht unter seinen Willen zwingen?
    Ich drehte mich zu Yuso um. »Was will Seine Majes-«
    Mein Kopf schnellte zurück, denn der Hieb war genauso kräftig wie der Mann, der ihn ausgeführt hatte. Ich taumelte und drückte die Hände gegen den pochenden Schmerz an der Wange. Der zweite Schlag traf mich so heftig in den Magen, dass ich hochgerissen wurde und mir die Luft wegblieb. Ich krümmte mich und rang lautlos nach Atem. Vor Schock und vor Schmerz verschwamm mir alles vor den Augen. Er stieß mir das Schienbein in die Kniekehlen, sodass meine Beine nachgaben und ich auf den Rücken fiel. Das Zelt ringsum versank in grauem Nebel. Etwas krachte auf meine Brust wie ein steinernes Gewicht und heftete mich an den Boden: Yusos Knie. Er beugte sich vor, die Lippen zusammengespresst vor Konzentration.
    »Mund auf«, befahl er.
    Dann hielt er mir die Nase zu. Ich schnappte nach Luft und sah das weiße Porzellan eines Kräuterfläschchens in seiner Hand. Er zwängte es mir in den Mund und der kalte Rand stieß gegen meine Zähne. Eine faulige, salzige Flüssigkeit rann mir die Kehle hinunter. Ich bog mich weg, ich hustete und versuchte, den bitteren Sud wieder auszuspucken. Und ich versuchte zu schreien. Doch er grub mir die Finger links und rechts in den Kiefer und bog meinen Kopf in den Nacken. Ich schlug nach ihm und traf auch einmal die harte Kante eines Knochens, doch schon versank das Zelt in sanftem Schwarz und die Droge zog mich hinab in die undurchdringliche Stille der Schattenwelt.

23
    E ine schmerzhafte Ohrfeige brachte mich wieder zu mir. Ein weiterer Hieb warf meinen Kopf zurück, und bewirkte, dass ich die Augen öffnete. Ich schnappte nach Luft und sah ein verschwommenes Gesicht vor mir. Ein stechender Schmerz hämmerte in meinem Kopf, als würde mir ein Nagel in die Schädelbasis getrieben. In meinem Mund schmeckte ich Metall und Säure. Ich kannte diesen Geruch. Panik durchfuhr mich, nackte Todesangst. Es war das schwarze Buch. Und die Blutmacht.
    »Nein!« Ich wollte die Arme heben, doch etwas erstickte dieses Bedürfnis und hielt mich fest.
    Die verschwommene Gestalt vor mir nahm allmählich die Konturen von Yuso an. Ich sah an mir hinunter: Meine Handgelenke waren mit den weißen Perlen gefesselt, und das schwarze Buch steckte dazwischen. Blut hatte die schimmernde Schnur verschmiert. Ich wollte erneut die Arme heben, doch mein Wille wurde von einem stärkeren Willen gehemmt. Ich spürte ihn um meinen Geist und wie einen Käfig um meinen Arme und Beine. Ich atmete tief ein und tastete hektisch nach der Energiewelt, doch eine Wand aus brennender Säure blockierte jeden Pfad, den ich versuchte.
    »Yuso!« Mein Ruf war nur ein heiseres Krächzen. Mein Mund war so ausgedörrt, dass ich kaum einen Laut hervorbrachte. Mit meinen umnebelten Sinnen nahm ich im Hintergrund etwas Rotes wahr und den Geruch von Weihrauch und gebratenem Fleisch.
    Yuso wandte den Blick von mir ab. »Sie ist wach, Majestät«, sagte er und richtete sich auf.
    »Gut.«
    Die kalte Stimme schlängelte sich in meinen Kopf und ich drückte mich mit dem Rücken gegen die Stuhllehne.
    Sethon.
    Er stand von mir abgewandt am anderen Ende des Zelts und das Spiel des Lampenlichts auf der vergoldeten Rüstung betonte die Breite seines Kriegerkörpers. Das Blut rauschte in meinen Ohren, als ich plötzlich verstand und mein Herz zu rasen begann und mein Atem keuchend ging. Sethon. Yuso hatte mich an Sethon ausgeliefert. Er hatte unserem Feind all meine Macht übereignet.
    Ich war in einem Militärzelt, doch die luxuriösen Möbel hätten zu einem Palastgemach gepasst. Das Licht aus prachtvollen goldenen Lampen schien auf Teppiche, elegante Sessel, ein Liegesofa und einen großen Tisch aus dunklem Holz, auf dem meine Schwerter lagen. An jeder Wand stand ein Adjutant in Hab-Acht-Stellung, und alle vier betrachteten mich neugierig. Unten am Rand des Zelts konnte ich ein kleines Stückchen Dunkelheit sehen. Es war also noch Nacht. Wie lange war ich besinnungslos gewesen?
    Der Großlord drehte sich mit ungerührter Miene um. Seine Verwandtschaft mit Ido war in seinen klaren Gesichtszügen zu erkennen, doch in seinen Augen lag

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