Epsilon
mit nach unten genommen.«
»Brich die Tür auf!«, befahl Charlie.
»Aber sie hat eine Waffe.«
»Dann sagst du ihr wohl besser, dass sie sie nicht gebrauchen soll.«
Dem jungen Mann brach der Schweiß aus. Bei seiner Einstellung war von solchen Komplikationen keine Rede gewesen. Er klopfte an die Tür, und seine Hand zitterte wie die eines nervösen Fans vor der Garderobe seines angebeteten Stars.
»Mrs. Hathaway?«, rief er. »Mrs. Hathaway, hier spricht Rod. Ich muss zu Ihnen runterkommen, Mrs. Hathaway. Ich muss die Tür hier aufbrechen. Bitte schießen Sie nicht!«
Er wartete auf eine Antwort, aber es blieb still. Charlie bedeutete ihm, sich zu beeilen. Rod öffnete den Mund, um zu protestieren, doch kein Laut drang ihm über die Lippen. Jetzt erfuhr er, was es hieß, zwischen Teufel und Beelzebub wählen zu können. Letztendlich schien es ihm ungefährlicher, sich Mrs. Hathaway und ihrer Waffe zu stellen als Charlie.
Er brach die Tür mit der Schulter auf. Sie bot ihm keinen großen Widerstand, und es erfolgte auch kein augenblickliches Gewehrfeuer.
Rod atmete erneut tief ein und stieg dann, unbarmherzig von Charlie gedrängt, die hölzernen Stufen hinunter in den dunklen Keller. Charlie blieb dicht hinter ihm und wartete den richtigen Moment ab, den Lichtschalter zu betätigen, den er an der Wand entdeckt hatte. Als er den Schalter schließlich drückte, versetzte er Rod gleichzeitig einen Stoß in den Rücken und schickte ihn purzelnd die letzten Stufen hinunter auf den Kellerboden. Hätte unten jemand mit schussbereiter Waffe gewartet, er hätte zweifellos auf den jungen Mann geschossen. Aber der Raum war leer.
»Okay, Rod, auf die Füße. Sieht so aus, als würdest du’s überleben«, sagte Charlie mit gesenkter Stimme. Dann fügte er hinzu: »Also, wo ist sie?«
Die Antwort kam aus gänzlich unerwarteter Richtung. Ein Hund bellte – zweimal, bevor ihn jemand zum Schweigen brachte und nur noch ein leises, protestierendes Winseln zu hören war. Charlies Blick wurde auf eine zweite Tür gelenkt, die nur einen Spalt breit offen stand. Er hob eine Augenbraue und blickte fragend in Richtung des jungen Mannes.
»Der Weinkeller«, erklärte dieser.
Charlie bedeutete ihm, vorzugehen. »Geh rein und mach das Licht an!«, befahl er.
Erneut verzog sich Rods Gesicht in stummem Protest, doch wieder gehorchte er.
»Mrs. Hathaway, ich bin’s, Rod. Wenn Sie da drin sind, schießen Sie bitte nicht. Ich werde jetzt die Tür aufmachen und das Licht anschalten.«
Ganz langsam, jeden Muskel seines überentwickelten Körpers so angespannt, dass er sich kaum bewegen konnte, drückte Rod die Tür auf. Sie quietschte in den Angeln, doch sonst geschah nichts. Dann tastete Rod nach dem Schalter an der Wand. Eine einzelne Glühbirne flammte auf.
»Ich werde nicht auf dich schießen, Rod«, sagte Mrs. Hathaway. »Ich habe alles unter Kontrolle.«
Charlie trat in die geöffnete Tür und erfasste mit einem Blick die Situation. Mrs. Hathaway stand hinter dem schreckensstarren Christopher, eine Hand auf seinem Mund, in der anderen eine Pistole, deren Lauf sie ihm an die Schläfe drückte. Susan stand nicht weit von ihr entfernt, verwirrt und aufgewühlt, den ebenfalls verschreckten Hund auf dem Arm und bemüht, ihn stillzuhalten.
Hinter sich vernahm Charlie hastige Schritte. Ein paar Packkisten und ein Eimer fielen polternd um. Rod versuchte verzweifelt, die Treppe zu erreichen und sich in Sicherheit zu bringen. Charlie hätte ihn leicht erschießen können, verzichtete aber darauf. Er glaubte nicht, dass Rod noch eine Gefahr für sie darstellte. Der Junge war am Ende mit den Nerven. Für solche Himmelfahrtskommandos wurde er nicht gut genug bezahlt. Und was noch schwerer wog: Auf so etwas war er nicht vorbereitet worden.
Charlie wandte sich wieder Mrs. Hathaway zu. Sie war aus härterem Holz geschnitzt. Sie war intelligent, tiefer in die ganze Sache verstrickt und engagierter. Charlie konnte sehen, dass sie sich nicht so leicht vor etwas fürchtete. Er musste sich anstrengen.
»Schauen Sie, Lady«, begann er und blickte ihr dabei fest in die Augen. Seine Stimme blieb ruhig, doch der drohende Ton, der darin lag, war unüberhörbar. »Ich bin nur drei Schritte von Ihnen entfernt, und das heißt, dass Sie es vielleicht schaffen, ein einziges Mal abzudrücken. Auf keinen Fall zweimal. Nun weiß ich nicht, wie viel man Ihnen über mich erzählt hat, aber auch wenn Sie nur über wenige Informationen verfügen, dann
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