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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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hatte, der Name, den sie sich offensichtlich selbst zugelegt hatte. Er dachte zurück an jene Nacht, in der er zu ihrer Wohnung hinaufgestiegen war und sie bei der Durchsicht seiner Bilder vorgefunden hatte. Wie lange war das wohl her? Es kam Charlie wie ein ganzes Leben vor, was es in gewissem Sinne ja auch war.
    »Aber sie sind nicht so groß, wie wir sie brauchen, oder?«, fragte der General. Er blickte Charlie noch immer misstrauisch an, als wolle ihm jemand etwas verkaufen, von dem er nicht ganz überzeugt war. »Nur einen Meter fünfzig…? Und wie viel mehr?«
    »Mit der genetischen Angleichung wird sich auch ganz automatisch die Größe einstellen«, entgegnete Fetthaar, lächelte salbungsvoll und rieb sich leicht die gefalteten Hände. »Eigentlich ist es eine völlig zweitrangige Sache, hauptsächlich eine Folge des aufrechten Ganges. Die physischen Ähnlichkeiten sind verblüffend, sowohl was den Knochenbau als auch die Muskeln betrifft. Wussten Sie, dass die Sohle eines menschlichen Fußes exakt die gleichen Muskeln aufweist wie die eines Schimpansenfußes? Der einzige Grund, warum wir mit den Füßen nichts mehr greifen können, ist der, dass wir es einfach nicht mehr gewöhnt sind.«
    »Warum benutzen wir keine Gorillas?«, fragte der General und drehte sich mit fast anklagendem Blick zu Fetthaar um. »Sie sind größer und, wie ich vermute, auch stärker als Schimpansen.«
    »Der Prozess wäre bei Gorillas nicht so wirkungsvoll«, erwiderte Fetthaar und hob mahnend eine Hand, eine Geste, die Charlie an einen Priester erinnerte, der seiner Gemeinde den Segen erteilt. »Sie sind nicht so intelligent und weniger aggressiv als Schimpansen. Und wichtiger noch: Sie sind nicht so eng mit uns verwandt. Menschen und Schimpansen sind so nah miteinander verwandt, wie der afrikanische und der indische Elefant es sind. Der Unterschied zwischen unserer DNA und seiner«, er deutete mit einem seiner plumpen Finger in Charlies Richtung, »beträgt 1,6 Prozent. Zwischen Gorillas und Schimpansen beträgt er 2,3 Prozent – was bedeutet, dass Schimpansen genetisch den Menschen näher sind als den Gorillas. Eigentlich sind sie bereits menschliche Wesen.«
    »Wenn man von diesen 1,6 Prozent absieht.«
    »Aber wir wissen inzwischen, was diesen Unterschied ausmacht. Interessanterweise ist es nicht das Gehirn. Ihr Hirn ähnelt dem menschlichen außerordentlich – es ist etwas kleiner, aber nicht bedeutend. Das menschliche Hirn wird stark von der linken Hälfte dominiert, was daraus resultiert, dass wir Sprache und logisches Denken entwickelt haben, zwei Dinge, die wir – sozusagen der menschliche Zweig der Schimpansenfamilie – ihnen wirklich voraus haben. Auch Schimpansen kommunizieren untereinander ausgesprochen effektiv, wenn auch auf einem recht niedrigen Niveau. Einigen Schimpansen wurde mit überraschendem Erfolg die Zeichensprache beigebracht, und natürlich sind ihre visuellen Sinne besonders stark ausgeprägt. Sie malen gerne, zumindest einige von ihnen, besonders in Gefangenschaft, wo sie eine Beschäftigung brauchen. Doch ohne gesprochene Sprache könnten sie nie den Parthenon bauen oder eine Rakete zum Mond schicken.«
    »Aber wenn sie eine Sprache entwickelt hätten, dann könnten sie es?«
    »Natürlich nicht von heute auf morgen. Aber das streben wir auch gar nicht an.«
    Der General sah Charlie nachdenklich an, schürzte die Lippen und atmete hörbar durch die Nase aus. »Nein«, sagte er, »Sie haben Recht, das wollen wir nicht.« Er hielt inne, überlegte noch einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Ich muss allerdings gestehen, dass ich überrascht war, als ich hörte, dass Schimpansen nicht schwimmen können. Wie erklären Sie das im Hinblick auf die Evolution?«
    »Ich weiß nicht, ob mir das gelingt. Vielleicht haben sie sich zu weit abseits von wasserreichen Gegenden entwickelt.«
    »Aber unser Bursche hier wird damit kein Problem haben – mit dem Schwimmen meine ich?«
    »O nein. Er wird besser als jeder Mensch schwimmen – ganz zu schweigen von all seinen anderen Talenten.«
    Der General sah noch immer nicht ganz überzeugt aus, zumindest kam es Charlie so vor. Schließlich wandte er sich an die attraktive junge Frau, mit der zu reden er noch keine Gelegenheit gehabt hatte. »Glauben Sie wirklich, dass das Experiment funktionieren könnte?«, fragte er sie. »Können wir wirklich diesen Prototyp schaffen, nur indem wir der DNA eines Schimpansen hier und da einen kleinen Tritt verpassen?«
    »Mit

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