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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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schwärmten aus, nur der Hundeführer blieb, wo er war. Die übrigen suchten den Platz rundum ab und stürmten auch die Zelte und die Sperrholzhütten. Aus dem Inneren einer dieser Unterkünfte hörte Lucy Stimmen und aufgeregte Rufe.
    »Bleibt, wo ihr seid!«, schrie Aidan. Neben ihm stand das schwarzhaarige Mädchen. Es wechselte einen Knüppel voneiner Hand in die andere. Das Mädchen sah Aidan an, und Lucy konnte erkennen, wie wutverzerrt ihr Gesicht war, während sie mit Aidan diskutierte.
    »Nein, Del«, rief Aidan und streckte die Hand aus. Sie schlug sie weg.
    Leo sah das Mädchen ebenfalls an und schüttelte den Kopf. Er stieß ein Kommando aus und hob den Arm, um die Jugendlichen zu stoppen. Eine Flasche flog mit dem Boden voraus durch die Luft und zerschellte vor einem der Hunde. Lautes Knurren brandete auf, aber die Hunde blieben wie von unsichtbaren Leinen gehalten auf ihren Plätzen.
    Keiner der Jugendlichen rührte sich, als nun zwei schmuddelige Kinder aus ihrem Versteck gezerrt und von den Männern wie zwei Kartoffelsäcke über ihre breiten Rücken geworfen wurden. Eine Frau mit hängenden Schultern wurde so heftig vorangestoßen, dass sie stolperte. Ein alter Mann mit einer ausgeleierten Strickjacke und mausgrauem dünnem Haar folgte wie ein Schlafwandler. Ein Grüppchen älterer Menschen, die sich aneinander festhielten, wurde durch die Doppeltür eines Vans gezwängt und zu Boden gestoßen. Den Männern, die Leo verletzt hatte, half man auf die Füße und brachte sie rasch beiseite. Die Hunde liefen zu ihrem Trainer, zurückgerufen von einem Pfiff oder einem Kommando, das Lucy nicht registriert hatte. Mit seinen schwarz behandschuhten Händen strich ihnen der Hundeführer über die Köpfe, dann befahl er sie in eines der Fahrzeuge. Den Schäferhund bei dem Jungen rief der Trainer als letzten zurück. Nur zögernd entfernte sich das Tier von seinem rothaarigen Opfer. Augenblicklich war Del bei dem Jungen, kniete neben ihm und half ihm auf. Sein Arm, von dem Blut tropfte, hing wie gelähmt an seiner Seite herab.
    Während Lucy wie versteinert der Szene zusah, zerplatzte ein dicker Regentropfen auf ihrem Kinn. Im nächsten Augenblick explodierte der Himmel mit einem lauten Knall und der Regen rauschte wie ein schweres Tuch herunter. Umsonst versuchte Lucy, sich das Wasser aus den Augen zu wischen. Der Regen war so dicht, dass sie schier blind war. Motoren wurden gestartet, Reifen quietschten und der Tross der Fahrzeuge fuhr davon. Aidan und die anderen Jugendlichen rannten den Vans hinterher, schrien und warfen ihnen Steine nach.
    In wahren Sturzbächen rauschte der Regen herab und verwandelte alles ringsum in rutschigen Matsch. Der Pfad wurde eine tückische Mischung aus Schlamm und rasch fließenden Rinnsalen. Lucy wusste nicht, was sie nun tun sollte. Eigentlich wäre sie gern abgehauen, stattdessen aber stand sie da, trat von einem Fuß auf den anderen und konnte sich nicht entscheiden.
    In diesem Moment sah Aidan nach oben und entdeckte sie. Lucy zuckte zusammen, aber es war zu spät, um sich zu verbergen. Sie hätte daran denken sollen, dass er sich wohl fragen würde, wer das Warngeheul abgegeben hatte, und dass sich ihre Silhouette vor dem Himmel abzeichnete. Zunächst runzelte Aidan die Stirn, aber dann entspannte sich seine Miene. Er hob die Hand und nach kurzem Zögern winkte Lucy zurück. Während sie sich vorsichtig einen Weg zum Platz hinunter suchte, rutschte der mit Gesteinsbrocken durchsetzte Boden unter ihren Stiefeln immer wieder weg. Lucy zog den Kragen ihrer Lederjacke enger. Warum hatte sie sich nicht am Kampf beteiligt? Was sollte Aidan von ihr denken? Bestimmt würde er sie für einen Feigling halten, eine Drückebergerin, die sich in ihrem Camp versteckte und sich der Realität des Lebens außerhalb ihres eigenen sicheren Areals verschloss.
    Als Lucy aber schließlich am Ende des Pfades angekommen war, vor Aidan stand und ihr das Wasser den Hals hinab und in die Stiefel lief, nahm er sie, anstatt irgendetwas zu sagen, in die Arme. Sie grub ihre Nase in die Schulter seines durchnässten Sweatshirts und atmete einen sauberen, frischen Duft ein, als wäre Zitrone in seinen Schweiß gemischt. Ihr Herz machte einen kleinen Satz, dann aber wurde ihr klar, dass seine Sorge wohl einzig denen galt, die mitgenommen worden waren. Bestimmt brauchte er nur jemanden zum Anlehnen. Er drückte sie enger an sich, aber Lucy machte sich los, trat einen Schritt zurück und ignorierte seinen

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