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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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struppigen Gras zu scheuern. Aber Del versetzte ihr einen Tritt und deutete nach vorn.
    Im Schatten von ein paar mageren Bäumen bewegte sich etwas Braungraues, Kleines. Jetzt hob es seinen spitzen Kopf und Lucy konnte die langen, an den Körper gelegten Ohren erkennen. Um ganz sicherzugehen, dass Lucy das Kaninchen ebenfalls gesehen hatte, sah Del Lucy mit ihren umwerfend blauen Augen durchdringend an, dann bedeutete sie ihr zu schießen. Sie zeigte mit dem Finger auf eine Stelle unterhalb ihres Schulterblatts, um Lucy daran zu erinnern, wohin sie zielen musste. Auf diese Weise würde der Pfeil bis zum Herz gehen und der Tod schnell eintreten.
    Mit einem Mal fühlten sich Lucys Finger plump und steif an. Der Schaft des Pfeils ließ sich schlecht fassen und hatte das falsche Gewicht, und das Zielen wollte ihr auch nicht gelingen. Sie zog die Sehne nach hinten. Der Kopf des Kaninchens bewegte sich wieder nach oben. Das kleine Maul voller Gras, hörte es plötzlich auf zu mümmeln und die Halme hingen wie ein langer grüner Bart herab. Lucy fühlte, wie die Plastikfedern an ihrem Kinn kratzten. Ihre Finger waren taub und der Schweiß rann ihr in die Augen. Sie konnte es einfach nicht!
    Del schnaubte. Sie hob ihren eigenen Bogen, zielte und schoss. Der Pfeil surrte davon, flog streng geradeaus und traf das Kaninchen mit solcher Wucht, dass das Tier durch die Luft geschleudert wurde. Noch bevor Lucy ihren Bogen gesenkt hatte, war Del schon aufgesprungen und lief zu ihrer Beute. Lucy sah zu Boden. Sie hatte auch früher schon gejagt, Kaninchen, Eichhörnchen und Murmeltiere, aber nur mit Fallen. Die waren ohne ihr Beisein zugeschnappt. Dashier war etwas anderes. Und es war auch etwas ganz anderes, als auf ein Stück Holz zu zielen.
    Aidan legte seine Hand auf ihren Arm. »Ich habe mich beim ersten Mal übergeben«, sagte er leise. »Del konnte schon immer besser töten als ich.«
    Lucy fühlte, wie ihre Lippen zuckten. »Es war so ganz anders.«
    »Ich weiß. Man kann sich zwar einreden, dass es nur eine Dose ist, auf die man schießt, oder so. Aber es funktioniert einfach nicht. Ich kann dir nur raten: Versuch es schnell und gut hinter dich zu bringen.«
    Del kam zurück. Das Kaninchen baumelte in ihrer behandschuhten Hand. Lucy sah an dem leblos herabhängenden Kopf mit den Augen, die wie staubige Brombeeren aussahen, vorbei. Auf dem Rücken des Tiers klaffte ein kleines rotes Loch.
    Del wischte ihren Pfeil an einer Grassode ab und steckte ihn zurück in den Köcher, den sie um die Schultern trug. Sie hockte sich neben Aidan und ließ ihre Finger seinen Arm hinauf und hinunter tanzen.
    »Wenn wir Glück haben«, sagte sie, »haben die anderen Kaninchen nichts mitbekommen und wir kriegen noch ein paar. Kurz vor Sonnenuntergang kommen sie in ganzen Rudeln aus ihren Bauen.«
    Lucy blinzelte in den Himmel hinauf. Die Sonne stand jetzt hinter ihnen. Sie drehte sich auf den Rücken und sah den dahinziehenden Wolken zu.
    Als die Sonne schließlich zu sinken begann, streckten tatsächlich immer mehr Kaninchen ihre zitternden Nasen heraus. Sie knabberten Gras und jagten einander, unschuldig und sorglos, und erinnerten Lucy an die Kinder des Camps, die mit Dosen Fußball spielten.
    Sie sind zum Essen da , rief Lucy sich ins Gedächtnis. Aber es nützte nichts.
    Sie hörte das leise Kichern, mit dem Del einen Pfeil einlegte.
    Lucy sah zu, wie Del rasch hintereinander vier Kaninchen erlegte, bevor sie am Ende eines verfehlte. Augenblicklich rannte das Tier auf eine Hügelkuppe und trommelte mit dem Hinterlauf auf den Boden. Die anderen Kaninchen verschwanden in ihren Bauen. In Dels Augen schimmerte ein merkwürdiger Glanz. Es war nicht Vergnügen – aber es ging in diese Richtung. Als wenn sie den Kaninchen etwas heimzuzahlen hätte. Lucy freute sich, dass Del das letzte Tier nicht erwischt hatte.
    »Ich gehe sie holen«, sagte sie und rappelte sich hoch. Sie war vom Liegen ganz steif geworden. Im hohen Gras waren die Kaninchen nicht leicht zu finden. Ihre flaumigen braunen Körper waren merkwürdig verrenkt. Außerdem waren sie kleiner, als Lucy erwartet hatte. Sie sammelte sie auf, fasste sie an ihren samtigen Ohren und wunderte sich darüber, wie schwer die Tiere sich trotzdem anfühlten. Ihre Körper waren noch warm und baumelten herab wie Plüschtiere. Trotz sorgfältiger Suche ließ sich eines der erlegten Kaninchen im struppigen Gras nicht finden.
    Als Lucy mit der Beute zu den anderen zurückkehrte, bekam Del einen

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