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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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einer im Feuer des Camps gehärteten Spitze erinnerte er Lucy an den Speer, mit dem sie in der Wildnis Frösche gejagt hatte. Damit kannte sie sich weitaus besser aus als mit Pfeil und Bogen, und sie hatte schon Eindruck bei Aidan gemacht, indem sie ein Ziel bei vier von fünf Versuchen getroffen hatte. Del warf ihr einen hochnäsigen Blick zu, aber Lucy kümmerte sich nicht darum.
    »Gehen wir«, sagte Aidan und stand auf. »Aber nicht zu schnell, sondern so, als wenn wir Kaninchen jagen wollten.«
    Lucy erhob sich von der Bank, auf der sie gesessen hatte. Das Gewicht des Rucksacks drückte auf ihre müden Muskeln, aber es tat gut, sich zu bewegen. Aidan und Del gingen voraus, und Lucy war einverstanden, dass sie die Führung übernahmen. Vielleicht konnte Aidan Del ein bisschen trösten. Sie hörte das leise Murmeln seiner Stimme. Dann eine kurze Antwort von Del – deren Stimme äußerst melodisch klang, wie immer, wenn sie nicht gerade sauer war. Er legte seinen Arm um ihre Schulter, drückte sie kurz an sich und ließ sie wieder los.
    Durch die Rucksäcke wirkten ihre Umrisse ein wenig ausgebeult. Trotzdem hatte Lucy keine Sorge, dass ihr Aufbruch irgendwie Argwohn erregen würde. Selbst wenn ihnen jemand aus dem Lager begegnete – was nicht allzu wahrscheinlich war: Beinahe jeder trug seine persönlichen Dinge ständig bei sich. Erst recht seit dem letzten Angriff der Sweeper.
    Wenn sie Glück hatten, würden sie den Turm vor dem Morgengrauen erreichen. Lucy konzentrierte sich darauf, wohin sie ihre Füße setzte, vor allem, solange ihre Augen noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt waren. Tausende Sterne erhellten den Himmel, aber die verschlungenen Wege rund um das Camp bereiteten ihr noch immer Probleme. Sie waren tückisch und strotzten vor Unrat und Schutt. Lucy wusste, dass sie sich zuerst Richtung Westen halten mussten, bis sie die Brücke überquert hatten, die aus Hell Gate herausführte, und das Plateau erreichten. Von da an ging es Richtung Süden. Der Horror ihrer Kanalüberquerung war Lucy noch gut in Erinnerung, und sie hatte Mühe, ihre Atmung unter Kontrolle zu halten. Immer schön einen Fuß vor den anderen , redete sie sich selbst zu, wild entschlossen, Del ihre Angst nicht merken zu lassen.
    Viel zu schnell erreichten sie die Hängebrücke, die über die Schlucht führte. Hier schien der Wind noch stärker zu wehen. Er pfiff an ihrem Gesicht vorbei und zerrte an ihren Haaren. Ein furchtbarer Gedanke überkam Lucy, und sie rannte los, um Del und Aidan einzuholen.
    »Jetzt geht es über diese Brücke, richtig?«, fragte sie Aidan mit leiser Stimme und einem kurzen Blick zu Del, die abwesend schien. Sie stand ein paar Schritte weiter und zupfte an ihrem eingerissenen Fingernagel herum. Als sie Lucy hörte, hob sie den Kopf.
    »Hast du etwa Angst?«, fragte sie spöttisch.
    Lucy spürte, wie ihre Wangen rot wurden. Die schweigsame, traurige Del war ihr lieber. »Nein.« Doch! , entgegnete eine Stimme in ihrem Kopf. »Wie du dich vielleicht erinnerst, bin ich über diesen Weg gekommen«, rief sie dem anderen Mädchen ins Gedächtnis. Mit einem Tsunami im Rücken und viel zu panisch, um darauf achten zu können, wo genau ich langlief.
    »Hm«, machte Del, als würde sie ihr nicht glauben.
    Am liebsten hätte Lucy ihr eine geklebt.
    »Ganz allein«, fügte Aidan hinzu und legte seinen Arm um Lucy.
    Del setzte eine saure Miene auf. Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht und band es mit einem Gummi zusammen.
    »Ganz schön windig, heute Abend. Das Ding wird schaukeln und schwanken.« Sie fasste an die dünnen Seile, die in dem kräftigen Wind vibrierten.
    Die Brücke sah noch weniger vertrauenerweckend aus als beim ersten Mal, fand Lucy. Eine wackelige Konstruktion aus zusammengeflochtenem alten Hanf und wiederverwendeten Brettern, die wohl kaum eine Katze tragen konnten.
    Del schob ihren Bogen und den Köcher mit den Pfeilen auf ihrem Rücken zurecht und warf Lucy einen ihrer Blicke mit gehobener Augenbraue und süffisantem Lächeln zu. Dann überquerte sie die Brücke.
    Überqueren war allerdings nicht der richtige Ausdruck. Flink und mit sicherem Schritt tänzelte sie graziös hinüber, bevor Lucy überhaupt den Mut fassen konnte, nur einen Fuß auf den schwankenden Untergrund zu setzen. Lucy befahl sich, vorwärts zu gehen. Aber ihre Beine gehorchten ihr nicht.
    Schließlich war es Del, die sie dazu brachte. Mit verschränkten Armen und zurückgeschobener Kapuze, sodass Lucy ihre triumphierende

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