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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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Miene sehen konnte, stand sie auf der anderen Seite – als wollte sie gleich noch einmal darübertänzeln, nur um Lucy zu beweisen, wie einfach es war. Lucy hätte große Lust gehabt, ihr mitten in ihr selbstzufriedenes Grinsen zu schlagen.
    Sie umklammerte ihren Speer, hob und senkte ein paar Mal die Schultern, damit der Rucksack gut saß, und setzte den Fuß auf das erste Holzbrett. Wenn sie das zerklüftete Loch, das sie beim ersten Mal beinahe das Leben gekostet hätte, erst übersprungen hatte, würde sie einfach nur noch geradeaus laufen müssen. Die Dunkelheit war eine gewisse Erleichterung, weil sie nun die schroffen Felsen vierzig Meter unterhalb nicht sehen konnte. Außerdem war es tröstlich, Aidan bei sich zu wissen. Ihre Atmung wurde gleichmäßiger und die Panik lockerte ihren Griff. Lucy beruhigte sich ein wenig.
    Etwa auf der Hälfte stolperte sie über einen vorstehenden Nagel und wäre fast gefallen, wenn Aidan sie nicht gehalten hätte. Seine Hand schoss nach vorn und bekam Lucy am Kragen ihrer Lederjacke zu fassen. Mit einer Kraft, die ihre Zähne aufeinanderkrachen ließ und ihr den Hals zudrückte, hielt er sie fest. Ihre Hüfte stieß gegen eine Holzstrebe, und durch den harten Metallknauf ihres Messers prellte Lucy sich den Knochen, während sie am Seil Halt suchte. Sie spürte, wie die alte Wunde wieder aufsprang, als der raue Hanf ihr die Handfläche verbrannte. Die Brücke schwankte und schaukelte hin und her. Zwanzig Schritte entfernt, festen Boden unter den Füßen, sah Del mit offenem Mund zu.
    »Lucy!«, schrie Aidan und zog sie wieder nach oben.
    Sie hob ihren mit Tränen erfüllten Blick. »Schon gut. Ich bin bloß gestolpert und habe mir die Hüfte gestoßen. Zu blöd«, sagte sie.
    »Immerhin hast du deinen Speer nicht verloren«, stellte er fest.
    »Das ist doch schon mal was«, stimmte sie zu. Für den Rest der Strecke achtete sie genau auf ihre Füße. Aidans Hand blieb auf ihrem Arm.
    »Immer gut, um die Spannung zu steigern, unsere Lucy-Lusche«, meinte Del höhnisch.
    »Hier geht’s doch auch um ein Abenteuer, oder?«, entgegnete Lucy, die sich mit festem Boden unter den Füßen wieder deutlich besser fühlte. »Ohne ein bisschen Nervenkitzel taugt es doch nichts!«
    Del lachte kurz auf.
    Sobald Lucy wieder bei Atem war, nahm sie das Messer von ihrer Hüfte und verstaute es in der Innentasche ihrer Jacke. Mit den Fingern drückte sie ein wenig auf ihre geprellte Hüfte und sog zischend die Luft ein. Es tat ganz schön weh!
    »Meinst du, du kannst weiterlaufen?«, fragte Aidan und reichte die Wasserflasche herum. Dabei verzog er das Gesicht, und Lucy bemerkte, dass er seinen linken Arm an seinen Körper presste. Er musste sich ebenfalls verletzt haben, als er sie vor ihrem Sturz bewahrte.
    »Was denkst du denn?«, antwortete sie barsch, um ihre Beunruhigung zu vertuschen. Sein Grinsen ließ seine Augen aufleuchten, und auch das spöttische Lächeln war wieder da und kräuselte seinen Mund. Lucy überlegte, wie es sich wohl anfühlte, wenn man es ihm von den Lippen küsste. Hör sofort auf damit, Lucy!, ermahnte sie sich selbst. Alberne Gedanken wie dieser sind der Grund dafür, warum du vor knapp einem Moment fast kopfüber von der Brücke gestürzt bist!
    »Alles in Ordnung mit deinem Arm?«, fragte sie, während sie über das Plateau liefen. Sie kamen jetzt schneller voran, denn der Boden war leichter zu begehen.
    »Er tut ein bisschen weh«, antwortete er. »Du könntest zu mir kommen, dann wird es besser.«
    Del starrte wütend vor sich hin.
    Lucy löste sich von seinem Grinsen, um einen Blick auf dasGelände zu werfen, das vor ihnen lag. Vorsichtig prüfte sie mit ihrem Speer, ob der Grund brüchig war, dann lief sie langsam bis zum Rand des Plateaus vor. Der Regen und die ungewöhnliche Hitze der letzten Wochen hatten den Lehmboden gehärtet. Je weiter sie nach unten kletterten, desto steiniger und loser würde er werden. Lucy versuchte sich zu erinnern, wie viele Schluchten sie auf dem Weg hierher durchquert hatte. Es mussten Dutzende gewesen sein.
    Aidan deutete ein wenig nach rechts. »Der leichteste Weg führt dort drüben entlang. So gehe ich immer.«
    Lucy überlegte. Der leichteste Weg mochte es sein. Aber er brächte sie ein ganzes Stück weit von ihrer Route ab. Sie konnte das kleine Wäldchen unterhalb der Bergkuppe sehen, wo sie zum ersten Mal außerhalb der Reichweite der Riesenwelle Rast gemacht hatte. Gerade nicht mehr sichtbar war der gewundene

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