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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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biss. Lucy stellte sich auf eine Woge von Flüchen ein, die jetzt wohl auf sie niederprasseln würden.
    »Danke«, sagte Del schließlich aber nur. Sie lehnte sich an den Felsen, schob ihren Pferdeschwanz in den Ausschnitt ihres Sweatshirts und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Irgendwo weit oben zu sein, macht mir nichts aus. Aber zwischen diesen steilen Wänden und tiefen Schluchten habe ich das Gefühl, bei lebendigem Leib erdrückt zu werden.«
    »Tatsächlich?«, fragte Lucy. »Ich fühle mich hier sicherer. Es gibt immer etwas, woran man sich festhalten oder die Füße dagegenstemmen kann.«
    Del sah ihr ins Gesicht. »Wir sind so verschieden.«
    »Stimmt, das sind wir.«
    Del schwieg einen Moment. »Wo ist Aidan?«, fragte sie dann mit einem ihrer blitzartigen Stimmungsumschwünge.
    Lucy sah zurück. Aidan hing immer noch hinterher. Er kniete auf dem Boden und beugte sich über irgendetwas. Um zu erkennen, was genau er tat, war er zu weit entfernt.Lucy zuckte die Schultern. »Lass uns mal einen Augenblick stehen bleiben. Dann kommst du auch wieder zu Atem.«
    »Und wo geht es dann weiter?«
    Lucy deutete mit ihrem Speer voraus. »Siehst du die großen grauen Flecken? Dort beginnt das nächste Plateau. Fels, Gras und Erde – nicht mehr dieser bröckelige Beton und Asphalt. Dort wird es einfacher.«
    Sie drehte sich im Kreis und überlegte, welches der beste Pfad nach unten war. Sie selbst war den Berg durch den Wald heraufgekommen, ein paar Hundert Meter weiter rechts. Es war ein schmaler, kurvenreicher Wildpfad gewesen, der, zerwühlt und steinig, wie er war, auf die Fußgelenke ging. Wenn sie ihn nahmen, würden sie am Ende seiner Mäander um einige Kilometer von ihrem Weg abgekommen sein. Lucy legte sich auf den Bauch und kroch bis an den Rand des Vorsprungs. Der Hang fiel über etwa fünfzehn Meter äußerst steil und beinahe senkrecht ab. Die Oberfläche des Felsens war verwittert und würde wie Sandpapier an den Händen reiben. Lucy setzte sich auf, kreuzte die Beine und überdachte ihre Möglichkeiten. Ihre Stiefel drückten an den Knöcheln. Lucy schnürte sie auf, zog ihre verrutschten Socken hoch, band die Schnüre wieder zu und verschloss sie mit einem Doppelknoten.
    »Und? Was meinst du?«, fragte Del. Sie konnte die Nervosität in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Sie kratzte an der entzündeten Haut unter ihrem Daumennagel herum, und am liebsten hätte Lucy ihr die Hand weggeschlagen, wie einem kleinen Kind, das die Finger in den Mund steckt. »Istdas vielleicht eine kleine Revanche dafür, dass ich dich auf der Brücke aufgezogen habe?« Dels Kinn schob sich störrisch nach vorn.
    Lucy bekam das Bild des kleinen Kindes nicht mehr aus dem Kopf. Es passte einfach perfekt zu Del. Ihre Stimmungsumschwünge, ihre Wutausbrüche, dass sie immer den ganzen Kuchen für sich allein haben wollte ... Lucy überhörte die letzte Bemerkung einfach, registrierte aber den ärgerlichen Blick, den sie deshalb auf sich zog, weil Del ihren Streit nicht bekommen sollte. Vielleicht war das der Trick: auch die haarsträubendsten Bemerkungen einfach ignorieren. Sich nicht auf das Spiel einlassen. Lucy war zufrieden mit sich. Jetzt wusste sie, wie sie Del auf die Palme bringen konnte!
    »Ich will nur einfach herausfinden, welcher der kürzeste Weg ist. Wir wollen den Turm ja noch bei Dunkelheit erreichen, oder? Hier sind jede Menge Bäume und Wurzeln, an denen man sich festhalten kann. Und nach zwanzig Metern wird der Steilhang wieder flacher, obwohl man sich dann immer noch die Knie aufschlagen kann, wenn man fällt. Aber so geht es am schnellsten. Bleib einfach hinter mir! Aber nicht so dicht, okay?«
    Del nickte.
    Jetzt kam auch Aidan angelaufen. »Durstig?«, fragte er und öffnete die Wasserflasche. Er nahm einen Schluck, dann reichte er die Flasche an Del weiter, die wie völlig ausgedörrt trank.
    Als sie fertig war, hielt sie die Flasche Lucy hin, aber die schüttelte den Kopf. »Nein, danke«, sagte sie höflich.
    »Was jetzt?«, fragte Aidan.
    »Runter«, antwortete Lucy. Augenblicklich ließ Aidan sich fallen. Lucy kicherte und kümmerte sich nicht um Dels zum Himmel verdrehte Augen.
    »Nein, ich meine, hier geht’s lang.« Sie deutete den Berg hinab.
    Aidan warf einen Blick auf den Steilhang. »Müsste machbar sein.« Er sah kurz zu Del und dann mit fragendem Blick zu Lucy, die schnell nickte.
    Del fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund. »Was hast du dort hinten gemacht?«, wollte sie

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