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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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zu. Sie fasste ihn am Arm und drückte sich an ihn. »Das kommt mir alles so unecht vor«, flüsterte sie. »Ich fühle mich wie in einem Traum. Ob wir ihr vertrauen können?«
    »Keine Ahnung. Du musst versuchen, ein paar Antworten aus ihr herauszubekommen.«
    Simmons hatte seinen Helm abgenommen. Er strich sich mit der Hand über sein dichtes rotes Haar und steckte seinen Elektroschocker in die Tasche. Er war jünger, als Lucy erwartet hatte. Sein Gesicht war blass und verschwitzt. Den Schutzanzug hatte er bis zum Kinn hinauf geschlossen, und die Haut, die daran rieb, war gereizt und gerötet. Im Inneren des Gebäudes war es warm. Lucy spürte, wie das Futter ihrer Jacke auf ihrer Haut klebte.
    Simmons räusperte sich. »Aidan, deinen Rucksack und deinen Bogen kannst du auf dem Stuhl dort ablegen.« Damit winkte er ihn in das Untersuchungszimmer hinein.
    »Kommst du bitte mit mir, Lucy?«, sagte Dr. Lessing. Lucy betrat einen Raum, in dem sich ein großer Holzschreibtisch, ein hoher Schrank und ein paar tiefe, weich gepolsterte Sessel befanden. Ein dicker Teppich lag auf dem Boden. Es war ein wohnlicher Raum, und trotzdem roch Lucy den scharfen Geruch von Reinigungslösungen, antiseptischen Mitteln und Medikamenten, der alles zu durchdringen schien. Darüber hinaus war es kühl in diesem Zimmer – ein ziemlicher Kontrast zu der Schwüle auf dem Flur.
    »Setz dich«, sagte Dr. Lessing und drückte den Feststeller, sodass die Tür offen stehen blieb. Dabei behielt sie Lucy mit gerunzelter Stirn im Auge, als tüftelte sie an einer Ungereimtheit.
    Lucy wählte den Sessel, der näher zum Flur stand, damit sie Sicht auf die geschlossene Tür des Untersuchungszimmers hatte, in dem sich Aidan befand. Sie schob ihren Rucksack unter den Sessel und sah sich um. Die weißen Wände waren vollkommen kahl. Einbauregale, die vom Boden bis zur Decke reichten und ebenfalls weiß gestrichen waren, enthielten eine Sammlung dicker, in rotes Leder gebundener Bücher. Medizinische Bücher, wie Lucy annahm. An einer Seitenwand führte eine Tür in einen Raum von der Größe einer Kammer, in dem ein schmales Bett mit Gittervorrichtung stand. Schwere Vorhänge hingen vor den Fenstern, von denen man, wie Lucy annahm, Sicht auf den Parkplatz und die Brücke hatte. Der Gedanke, dass Dr. Lessing möglicherweise hier im Dunkeln gesessen und zugesehen hatte, wie sie über die Brücke schlichen, durchzuckte sie unangenehm.
    Aber vielleicht war die Ärztin ja doch ganz nett? Lucy beobachtete, wie sie sich an der kleinen Anrichte hinter ihrem Schreibtisch zu schaffen machte. Ein Elektrokessel zischte. Die Klimaanlage rumpelte und keuchte. Die Luft hatte ein metallisches Aroma. Das Dröhnen des Generators war nun nur noch ein Hintergrundgeräusch und fiel kaum auf. Lucy versuchte sich in Erinnerung zu rufen, wie es war, mit Elektrizität zu leben – aber es gelang ihr nicht. Sie überlegte, ob das Krankenhauspersonal Musik hörte und SamstagabendTanzpartys veranstaltete. Es schien ihr aber nicht allzu wahrscheinlich.
    Die beiden Schreibtischlampen kamen ihr unangenehm grell vor. Lucy war an die unsteten kleinen Flammen der Laternen gewöhnt und an den gleichmäßig orangefarbenen Schein eines Lagerfeuers.
    »Leider haben wir nur Instantkaffee«, sagte Dr. Lessing und drehte sich mit zwei dampfenden Bechern in den Händen um. »Möchtest du Kaffee-Weißer?«
    Lucy schüttelte den Kopf und nahm eine Tasse.
    Dr. Lessing setzte sich hinter ihren Schreibtisch. »Ich vermisse die Kühe. Du auch?«
    »Weiß nicht«, antwortete Lucy. Sie vermisste Donuts und ihre Familie. Vor allem ihre Familie. Und das Gefühl von Geborgenheit.
    Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. Der Kaffee war kochend heiß und sehr süß. Ohne sie zu fragen, hatte die Ärztin Süßstoff hineingerührt. Früher hatte Lucy ihren Kaffee immer schwarz und ohne Zucker getrunken. Aber Kaffee – und selbst dieses dickflüssige, süße Gebräu – war Kaffee. Und irgendwie wirkte er tröstlich.
    Lucy blies auf die Oberfläche ihres Kaffees und sah dabei die Ärztin über ihren Tassenrand hinweg an.
    Dr. Lessing setzte ihre Tasse auf einem exakt gefalteten Quadrat aus Haushaltspapier ab. Sie öffnete eine Schublade auf der rechten Seite ihres Schreibtischs und holte eine dicke Akte heraus. Lucy beugte sich vor. Der Kaffee schwappte über den Rand ihrer Tasse und auf ihr Bein. Sie stieß einen leisen Schrei aus. Dr. Lessing sah einen kurzen Moment auf. Ein leichtes Stirnrunzeln kräuselte

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