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ePub: Ashes, Ashes

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Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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interessant. Du etwa nicht?«
    »Von mir aus – aber die Epidemie ist vorüber.« Aber was ist dann mit Leo geschehen? Lucy veränderte wieder ein wenig ihre Sitzposition und drückte ihr Rückgrat gegen die Sessellehne. Das Denken fiel ihr schwer und ihre Augen waren so müde. Sie hätte sie gern geschlossen. »Ich meine, in dieser Form wird sie doch nie mehr ausbrechen, oder?« Sie versuchte, aufrecht zu sitzen, aber ihre Wirbelsäule war weich wie eine gekochte Nudel.
    »Du verstehst nicht, worum es geht. Der springende Punkt ist die Antwort. Ein Wissenschaftler ruht erst, wenn er die Antwort kennt.«
    Ruhe . Das war genau das, was Lucy jetzt brauchte. Nur ein kleines Nickerchen. Und dann würde sie Aidan holen und sie würden nach Hause gehen.
    Dr. Lessing öffnete den Schrank. Seine Türen waren aus Holz und erinnerten Lucy an Küchenschränke, in denen man Geschirr und Töpfe aufbewahrt. Im Inneren sah er allerdings eher wie ein Kühlschrank aus, mit speziellen Halterungen, in denen Ampullen und kleine Glasflaschen steckten. Manche enthielten klare Flüssigkeiten, andere rote. Es mussten Hunderte sein. Die Ärztin nahm eine Ampulle heraus und drehte sie auf den Kopf. Im Licht der Lampe erschien ihr Inhalt wie dickflüssige Farbe.
    »Was ist das?«, wollte Lucy wissen. Sie rieb sich das Gesicht und unterdrückte ein Gähnen. Die Augen fielen ihr zu, sie öffnete sie mühsam wieder. Sie war so müde ...
    »Antworten ... und Fragen ...«, murmelte Dr. Lessing. Mit einem Mal wandte sie sich um und sah Lucy an. Ihr Lächelnwar verschwunden. »Jede Antwort schließt genau eine Lücke, und von dort aus geht es weiter zur nächsten Frage. Das ist das Faszinierende an der Wissenschaft, dass wir alles ganz methodisch angehen können: Blut, Plasma, Seren, Impflösungen. Im Blut liegt der Schlüssel zu allem.«
    Diese Worte hatte Lucy schon einmal gehört – es war ein gruseliger Satz, der sich in ihrem Kopf festgesetzt hatte. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wer ihn gesagt hatte. Aber ihr Hirn war so träge. Sie umklammerte die Armlehnen ihres Sessels und versuchte den Nebel zu vertreiben. Leo! Leo war es, der genau das Gleiche gesagt hatte!
    »Leo!«, sagte sie laut.
    Jetzt beugte sich Dr. Lessing über sie, so nah, dass Lucy die großen Poren auf ihrer Nase sehen konnte. Sie hörte ihren Atem, der heftig und schnell ging, und roch einen Hauch von Pfefferminzatem. Die sanften braunen Augen der Ärztin waren nun hart wie Stein.
    »Es ist alles bereit – nur du machst Ärger«, sagte Dr. Lessing. »Dabei solltest du helfen! Mit deinem Blut. Ich kann einen Impfstoff daraus herstellen. Eine synthetische Kopie. Und selbst wenn die Krankheit mutiert, werde ich sie unter Kontrolle halten können.«
    »Ich will aber nicht! Ich bin keine Laborratte. Ich habe das zu entscheiden, nicht Sie !«
    »Es ist unsere Chance, unzähligen Menschen zu helfen und uns für die Zukunft abzusichern.« Die Stimme der Ärztin klang wie aus weiter Ferne.
    »Was haben Sie mir in den Kaffee getan?«, fragte Lucy. Esfiel ihr schwer, die Worte über die Lippen zu bringen. Ihre Zunge fühlte sich viel zu dick an.
    Ihr Kopf fiel nach hinten, gegen die Sessellehne. Ihre Augen flogen auf. Plötzlich hatte sie das Gefühl, aus großer Höhe abzustürzen. Sie wollte wach bleiben, aber es war unmöglich. Sie sank so tief in ihren Körper ein, dass sie sich nicht mehr retten konnte und unterging.
    Bevor ihre Augen endgültig zufielen, hörte sie Dr. Lessing nach jemandem rufen, den sie nicht sehen konnte: »Kelly, könnten Sie bitte Aidan eine Tasse Kaffee bringen?«

18. KAPITEL

    Lucy erwachte. Ihr Mund schien wie mit Watte ausgestopft, und ihr Kopf dröhnte von einem dumpfen Schmerz hinter ihren Augen, der bis in den Nacken strahlte. Genauso war es ihr gegangen, nachdem man ihr die Weisheitszähne gezogen hatte. Sie drückte die Daumen gegen ihre Schläfen und rieb sich mit den Fingern über die Stirn, aber der Schmerz blieb. Ihre Haare fühlten sich an, als hätte sie eine Filzmatte auf dem Kopf, und ihre Arme und Beine waren so schwer, dass Lucy sich kaum rühren konnte. Unter größter Mühe drehte sie sich herum und schlug die Augen auf. Im schwachen Schein einer gedämpften Lampe sah sie die weißen Wände eines kleinen Zimmers, das Bett, in dem sie lag, einen kleinen Nachttisch aus Metall mit einer Plastikkanne und einem Becher und einen hohen Eimer in einer Ecke. Weit oben befand sich in einer Wand ein kleines Fenster. Die Tür war

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