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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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ist mit den Elektroschockern?«, schrie Aidan. Seine Arme zitterten unter der Anstrengung, die Bogensehne gespannt zu halten. Schweißperlen rannen über seine Stirn.
    Drei Sweeper wandten ihm ihre Blicke zu. Dr. Lessing hob die Hand und sah zu dem stämmigen Mann zu ihrer Linken. Er trug keine Handschuhe. Lucy bemerkte die roten Haare auf seinen Knöcheln und seine abgekauten Fingernägel – Kleinigkeiten, die plötzlich vielfach vergrößert erschienen. Sie versuchte ihm ins Gesicht zu blicken, aber das Helmvisier war zu dunkel. Es war verwirrend – als wollte man auf den Grund eines schlammigen Teichs sehen. Erkennen konnte sie nur, dass einer der Sweeper auf der anderen Seite sie anstarrte. Eine Frau , durchzuckte es Lucy. Sie war mittelgroß und nicht ganz schlank. Unter ihrem Helm sahen ihre blonden Haarspitzen hervor.
    »Simmons«, sagte die Ärztin. Es klang wie ein Befehl, auch wenn sie nur den Namen des Mannes nannte. Der Sweeper mit den roten Haaren auf den Händen drehte den anderen ruckartig seinen Kopf zu. Ohne ihre halbkreisförmige Aufstellung aufzugeben, traten die übrigen Sweeper einen Schritt zurück.
    »Besser so?«, fragte Dr. Lessing. »Also dann. Ich bin sicher, ihr könnt euch auch ganz zivilisiert benehmen. So lange habt ihr doch nicht in der Wildnis leben müssen.«
    Lucy sah zu Aidan hinüber. Etwa sechs Meter lagen zwischen ihnen. Noch immer wurde sie von zwei Sweepern mit gezückten Elektroschockern in Schach gehalten. Sie befanden sich so nahe bei ihr, dass Lucy das leise Knistern der züngelnden Flammen hören konnte. Del stand reglos an derTreppe, den Bogen über der Schulter und die Pfeile im Köcher. Lucy sah zu ihr hinüber. Sie wollte, dass sie ihr in die Augen blickte, aber Del sah zu Boden. Das Haar fiel ihr ins Gesicht und Tränen flossen ihr die Wangen hinab. Lucy empfand kein Mitleid mit ihr. Sie fragte sich, was Aidan wohl fühlte, und ein Blick in seine verzerrte Miene sagte ihr alles. Er war vor Zorn rot angelaufen, doch als Lucys Blick seinen traf, ließ die Röte wieder nach. Er presste die Zähne aufeinander und die Muskeln in seinen Wangen zuckten.
    Lucy drehte sich um und sah Dr. Lessing an. Wieder schien der Name eine Erinnerung in ihr zu wecken. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich möchte dich kennenlernen und mich mit dir unterhalten.«
    »Warum?«
    Dr. Lessing lächelte wieder. Sie lächelte ziemlich viel. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich dich gern fragen möchte. Aber nicht hier auf dem Flur. Komm mit in mein Büro! Ich koche uns einen Kaffee und wir können ein bisschen plaudern.«
    Lucy warf einen Blick zu Aidan, der seinen Bogen noch immer im Anschlag hielt. »Und was ist mit den anderen?«
    »Wenn sie einen Kaffee mit uns trinken möchten, gern. Ansonsten – Delfina kann gehen.«
    »Und Aidan?«
    »Aidan geht mit mir«, rief Del schnell.
    »Mit dir gehe ich nirgends hin!« Er schenkte Del einen so hasserfüllten Blick, dass sie einen Schritt zurück machte.
    »Wir möchten Aidan gern untersuchen, um sicherzugehen,dass er gesund ist. Es ist nicht zu übersehen, dass er seinen linken Arm schont.«
    »So wie Sie auch Leo untersucht haben?«, warf Lucy ein.
    Dr. Lessing öffnete ihre Handflächen. »Leo war krank. Er trug den Erreger in sich und die Krankheit ist ausgebrochen. Wir haben versucht, ihm zu helfen.«
    »Das ist Unsinn, und Sie wissen das!«, sagte Aidan. »Sie haben unser Camp angegriffen!«
    »Wir sind zum Camp gekommen, um euch zu helfen. Aber ihr habt uns angegriffen, bevor wir irgendetwas erklären konnten.«
    »Immerhin hatten Sie Waffen dabei«, widersprach Lucy.
    »Es gibt überall wilde Tiere. Das weißt du doch.«
    »Seit Monaten verschwinden bei uns Leute – und alle Spuren führen hierher«, sagte Aidan.
    Dr. Lessing sah Aidan eindringlich an. »Klingt das nicht ein bisschen nach einer Verschwörungstheorie?«, fragte sie sanft. »Sieh uns an! Ich bin nichts weiter als eine Ärztin. Und diese Leute hier arbeiten zum Schutz des Krankenhauses und seiner Patienten. Viele Mitglieder meiner Belegschaft haben jemanden verloren, der ihnen nahestand. Wir fügen den Menschen keinen Schaden zu. Wir helfen ihnen.«
    »Leo war kerngesund, bevor er hierherkam. Er war der stärkste Mann, der mir je begegnet ist«, sagte Aidan.
    »Die Krankheit kann ruhen. Sie lauert in Vögeln, in Ratten und in Menschen. Manchmal monatelang. Bei Leo war sie schon zu weit fortgeschritten. Wir haben versucht, ihn ruhigzustellen, aber er hat sich gewehrt und einen

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