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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Verkäuferinnen ebenso elegant gekleideten Kundinnen und Kunden Schmuck und Uhren zur Ansicht vorlegten.
    Ich fiel in meiner schlichten Kleidung unweigerlich auf. Da,wo sich die breiten Gänge kreuzten, standen Männer in gut geschnittenen dunklen Anzügen, die mich aufmerksam beobachteten. Ich tat so, als bemerkte ich sie nicht, und stieg die Stufen zum ersten Stock empor. Hier war es nicht ganz so nobel wie im Parterre. Es gab zwar auch einige Verkaufstheken, aber dort wurden Dinge wie Krawatten und Manschettenknöpfe verkauft. Hosen und Anzüge dagegen hingen in langen Reihen auf Kleiderständern an den Wänden.
    Ich ging zu den Ständern mit den Hosen und suchte dabei den Raum nach den Umkleidekabinen ab, die ich zwischen zwei hohen Holzregalen mit Oberhemden entdeckte. Kaum hatte ich die Hosen erreicht, kam auch sofort ein Verkäufer im Anzug auf mich zugestürzt. Er betrachtete mich missbilligend, enthielt sich aber eines Kommentars.
    »Der Herr wünschen?«, fragte er.
    »Eine Hose«, erwiderte ich.
    »Was für eine Hose, wenn ich fragen darf?«
    Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Ich hatte überhaupt nicht gewusst, wie es im Inneren dieses Kaufhauses zuging, an dem ich zwar häufig vorbeigekommen war, das ich aber zuvor nie betreten hatte.
    »Ähm ... eine dunkelblaue?«
    »Wolle oder Leinen? Zum Jackett oder eher für die Freizeit?«
    »Leinen«, sagte ich aufs Geratewohl. »Und für die Freizeit.«
    »Sehr wohl, der Herr. Größe 46, schätze ich einmal.« Er blickte mich fragend an. Ich nickte eilig. Er begann, mir passende Modelle herauszusuchen, was mir Gelegenheit gab, mich umzusehen. Außer mir waren etwa zwanzig weitere Männer zugegen. Einer davon musste mein Verfolger sein.Eine große vergoldete Wanduhr zeigte fünf Minuten vor elf Uhr an.
    »Was halten der Herr hiervon?« Der Verkäufer hatte zwei Hosen über den Arm gelegt und präsentierte sie mir. Ich prüfte den Stoff mit den Fingern und tat so, als hätte ich eine Ahnung davon, was ich hier machte.
    »Ich müsste einmal sehen, wie sie sitzen«, sagte ich.
    »Sehr wohl, der Herr. Die Umkleidekabinen befinden sich dort drüben.«
    Ich wollte ihm die Hosen abnehmen, aber er bestand darauf, mich bis zu den Kabinen zu begleiten, so als habe er Angst, ich würde mich mit den Kleidungsstücken auf und davon machen.
    Als wir vor der mittleren Tür standen, streckte ich meine Hand aus. Eher widerwillig händigte er mir die Hosen aus. Ich verschwand in der Kabine und schloss die Tür hinter mir ab. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein bodenlanger Spiegel befestigt. Ich hängte die Hosen an einen Kleiderhaken an der Wand und pochte in dem Rhythmus, den mir Pierre genannt hatte, vorsichtig dagegen.
    »Alles in Ordnung da drin?«, hörte ich die Stimme des Verkäufers.
    »Ja, kein Problem«, erwiderte ich, als sich der Spiegel auf einmal nach hinten zu bewegen begann und Papillons Kopf auftauchte.
    Natürlich! Der Spiegel saß auf einer Tür! Papillon winkte mich wortlos durch die Tür und schloss sie schnell wieder. Ich folgte ihm einen schmalen Gang entlang und hoffte, dass der Verkäufer nicht zu bald ungeduldig werden würde.
    Wir liefen mehrere Treppen hinab und dann in einen weiß gekalkten Kellergang, der von ein paar trüben Glühbirnen beleuchtet wurde. Hier war von dem Luxus des Kaufhauses nichts mehr zu sehen. Die ganze Zeit war uns niemand begegnet, und ich fragte mich, wie Pierre das wohl angestellt haben mochte. Der Kellergang schien endlos. Wir kamen durch drei Stahltüren, für die Papillon zu meinem Erstaunen die Schlüssel besaß, und landeten hinter der letzten Tür schließlich in einem gekachelten Raum mit offenen Rohrleitungen in den Wänden. Eine nackte Birne hing an der Decke und tauchte den Raum in ein mattes Licht.
    »So«, keuchte Papillon und blieb stehen. »Das sollte reichen.«
    »Wo sind wir hier?«, fragte ich, ebenfalls ein wenig außer Atem.
    »In einem zukünftigen Waschraum der Metro«, erwiderte er.
    »Metro? Was ist das?«
    »Mensch, du Landei!« Er schlug mir auf die Schulter. »Schön, dich wiederzusehen.«
    »Gleichfalls«, grinste ich. »Und was war das mit der Metro?«
    »Die Metro ist die neue Untergrundbahn, die demnächst durch Paris sausen wird. Hast du davon denn gar nichts mitgekriegt?«
    »Eine Eisenbahn unter der Erde?«
    »So ähnlich, ja. Aber sie wird nicht mit Dampf, sondern mit Elektrizität fahren.«
    Ich schüttelte den Kopf. Davon hatte ich zuvor noch nie etwas gehört.
    »Ich sag’s ja,

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