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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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sein würden.
    Gulzar lächelte noch einmal, nickte ihr zu und wandte sich dann ab, um mit einer ihrer Schwestern über einen bevorstehenden Besuch im Basar zu reden. Lilya biss in die Feige, seufzte und wünschte sich auf ihr Zimmer.

B ÜCHERZAUBER
    Ich weiß, du kennst meinen Großvater nicht, Seelenbruder. Ob ihr euch mögen würdet? Seltsam, ich weiß es nicht.
    Großvater ist der Beg dieser Stadt. Das erzählt mir Ajja jeden Tag, weil sie so stolz darauf ist, dass ihr »Täubchen« einer so vornehmen, hochgestellten Familie entstammt.
    Mir ist das nicht wichtig. Ich gehe nie in die Stadt, ich mag das Gedränge nicht, den Lärm, den Gestank. Das Haus ist groß, und es hat viele Gärten, in denen ich spazieren gehen kann, wenn ich das möchte.
    Ob mir das nicht langweilig wird, fragst du? Aber wie sollte es mir je langweilig sein. Ich kann mich mit dir unterhalten, und ich habe meinen Großvater, auch wenn ich ihn nicht sehr oft sehen darf. Aber er sucht mir Bücher aus seiner Bibliothek heraus. Und ein paar Mal hat er mich mit in sein Arbeitszimmer genommen und mich durch sein großes Fernrohr in den Nachthimmel sehen lassen und mir von den Experimenten erzählt, die er nachts in seinem Laboratorium betreibt.
    Wenn ich etwas älter bin, will er mich in seine Kunst einweihen. Er glaubt, ich hätte Talent dazu, aber wenn ich ehrlich sein soll, begreife ich nicht viel von dem, womit er sich dort oben in seinem S tudierzimmer beschäftigt. Aber dazu müsste ich wahrscheinlich ebenso lange Jahre lernen und forschen und lesen, wie er das getan hat. Er spricht alle Sprachen der Welt, und er sucht seit vielen, vielen Jahren schon nach dem Geheimnis, das den Menschen ewiges Leben verleiht.
    Er hat mir erzählt, dass schon viele weise Männer vor ihm vergeblich nach diesem Geheimnis gesucht haben und dass auch er es wahrscheinlich nie ergründen wird ‒ aber ich glaube, dass es ihm gelingt, Seelenbruder. Ist das nicht aufregend? Ewiges Leben ‒ ach, hätte er das Rätsel doch schon gelöst!
    Er wollte mich heute nach dem Essen in der Bibliothek sehen. Wie habe ich mich darauf gefreut. Ich habe kaum einen Bissen heruntergebracht. Und das alberne Geschwätz der Frauen und Mädchen ertragen zu müssen, ehe ich zu ihm in die Bibliothek gehen durfte, hat mich beinahe verrückt gemacht.
    Kennst du unsere große Bibliothek? Sie soll einmalig sein in ganz Gashtaham. Der Shâya selbst soll in seinem Königspalast keine größere, kostbarere und umfassendere Sammlung aufzuweisen haben als mein Großvater, der doch nur der Beg dieser Stadt ist.
    Ich bin die Treppen hinaufgerannt, obwohl sich das nicht geziemt und Ajja mich sicher dafür gescholten hätte. Dann habe ich die schwere Tür aufgedrückt und gerufen: »Ich bin es, Lilya!«
    Er war nicht da. Oh, ich war so enttäuscht! Ich bin durch die Räume gegangen, die so hoch und düster sind, voller Regale und Schränke, Stehpulte und Nischen, in denen Kisten und Gestelle für die Schriftrollen stehen. Es ist immer fast völlig still in diesen Räumen, man hört nur das leise Rascheln von Papier und das Seufzen der Regale, die die Last der Bücher tragen müssen. Es riecht nach L eder, Staub und Tinte und nach etwas, das wahrscheinlich die Worte sind, die auf all diesen unendlich vielen Seiten geschrieben stehen. Es gibt Bücher dort, die so groß sind wie eine Tischplatte, und andere, klein wie mein Fingernagel. Bücher aus Holz und Bücher aus Seide, gerollte Bücher und Bücher, die wie eine Ziehharmonika gefaltet sind.
    In allen Sprachen der Welt flüstern die Seiten einander zu. Manche von ihnen sind bunt bemalt und wunderschön illuminiert; große Tafeln zeigen Drachen und farbenprächtige Vögel, fremde Früchte und Blumen, deren Duft man zu schnuppern glaubt. Schmetterlinge tanzen über die Seiten, und Ritter stechen sich mit langen Lanzen von ihren Pferden, die vor Eisen kaum laufen können. Fräulein mit seltsamen Kopfbedeckungen winken mit zarten Taschentüchern von hohen Türmen, und unten kämpft ein eisengerüsteter Recke mit einem Löwen. Es gibt Bilder von fremden Ländern und Städten, seltsam gekleideten Menschen, düsteren Wäldern und hohen Gebäuden. Eigenartige Tiere sind dort abgebildet und wundersame Fabelwesen, die so aussehen, als stammten sie aus einem Märchen.
    Und dann gibt es all die dunklen Bücher, die schwer sind von dem Wissen, das sie beherbergen. Darin findest du Sternzeichen und seltsame Gebilde, die das Innere von Steinen und die Lebensadern

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