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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Yani«, flüsterte sie. »Ich kann ... wenn alles sich gegen uns verschwören sollte, kann ich ...« Sie verstummte und biss sich fest auf die Lippe. Sie konnte ‒ aber wollte sie?
    Aghilas sah ihre Zweifel. »Drachenkraft«, sagte er. »Glaubst du, dass du sie meistern kannst?«
    Lilya senkte den Blick. »Ich bin mir nicht sicher.«
    Das war eine Lüge. Sie wusste, dass sie es konnte, denn sie hatte es schon einmal getan, als sie die Tür der Drachenburg öffnete. Das war eine kleine Bewegung gewesen, ähnlich einem Achselzucken. Was aber mit ihr geschehen würde, wenn sie ihre Drachenkraft für etwas Größeres einsetzte, wusste sie nicht. Eswäre eine andere Lilya, die daraus hervorgehen würde. Eine vollkommen verwandelte Lilya, die sie selbst nicht kannte. Wollte sie das?
    Sie hob den Blick. »Ich gehe morgen«, sagte sie entschieden. »Ohne dich, mein Bruder. Kehre zu unserem Rudel zurück und bereite alles für einen Krieg vor.« In dem Moment, in dem sie die Worte aussprach, wusste sie, dass sie die Wahrheit gesehen hatte. Einen kurzen Moment nur, aber so klar und leuchtend wie der Himmel, kurz bevor die Sonne aufging.
    Dies bedeutete das Ende der Sardar-Herrschaft. Das Ende der Jagd.

J AGD
    Yani überraschte sie damit, dass er sie durch die Stadt zum Serail führte, ohne dass sie einem einzigen Sardar begegneten. Er wählte Wege, die nur von Kamelen oder Eseln mit ihren Führern begangen wurden, von Schaf- oder Ziegenherden und ihren Hirten, von Lastträgern, Dienstboten und Sklaven und von solchen, die Gewerbe betrieben, die das helle Tageslicht scheuten. Lilya sah all die dunkelhäutigen, mageren und zerlumpten Gestalten, und ihr Herz wurde schwer.
    Sie hatten sich entschieden, in Menschengestalt zu reisen. Nicht nur, damit Yani mit ihnen Schritt halten konnte, sondern auch, um weniger aufzufallen. Tedus hatte Lilya und Udad Gesicht und Hände bemalt, sodass sie aussahen wie all die Wüstenleute, die in Mohor lebten. Jetzt erst begriff Lilya, warum die Freien sich so wild bemalten. Wie viele von ihnen trugen eine Drachenhaut? Wie viele waren Rakshasa? Niemand, der die feineren Zeichen nicht zu deuten wusste, würde auf den Gedanken kommen, unter den bunten Schnörkeln, Kringeln und Zeichnungen nach etwas anderem zu suchen ‒ nach Leopardenflecken oder den hellen Drachenmalen.
    Lilya wusste, dass sie heute jederzeit einen Leopardenmenschen oder einen Drachen erkennen würde, auch wenn er sich noch so verstellte ‒ aber das hatte sie noch vor einem Jahr nicht vermocht.
    Sie sah Udad und Yani an, die nebeneinander hergingen und miteinander über irgendeinen Scherz lachten. Lilya lächelte unwillkürlich. Die beiden jungen Männer, so unterschiedlich sie auch waren, hatten vieles gemeinsam. Beide waren von einer grundsätzlich guten Laune, die nur schwer von äußeren Umständen getrübt werden konnte, und von einer ebenso unerschütterlichen Zuversicht, dass alles, was sie angingen, gut enden würde. Das hatte sie an Udad ein wenig vermisst, nachdem sie seine Heimat verlassen hatten, aber inzwischen war er wieder ganz der Alte.
    Als hätte er ihre Gedanken gehört, drehte Udad sich um und zwinkerte ihr zu. »So nachdenklich?«
    Lilya schloss zu den beiden auf und hakte sich unter. »Wir sind bald da«, sagte sie. »Ich wüsste gerne, was uns erwartet.«
    Yani drückte ihre Hand. »Wir sind bei dir.«
    Sie nickte. »Und das ist gut. Es fühlt sich richtig an.« Sie sah sich um. Der Weg führte sie an baufälligen Häusern und brachliegenden Grundstücken vorbei. Ein Stück weiter südlich konnte sie die Mauern und Dächer der Altstadt sehen und daneben die goldenen Kuppeln und strahlend weißen Türme des Serails.
    »Wie kommen wir dort hinein?«, fragte Lilya.
    Yani blieb stehen und zeichnete mit dem Fuß ein paar Linien in den Sand des Weges. »Dort ist der Haupteingang, der durch den ersten, zweiten und dritten Hof in den Harem führt«, erklärte er. »Das ist der am stärksten bewachte Teil des Serails. Hier ist die Mauer zur Altstadt. Auch dort patrouillieren ständigWachen.« Er tippte mit dem Zeh auf einen Punkt der Zeichnung. »Dort grenzt die Mauer des äußeren Gartens an den Fluss. Und dort ist auch der nicht ganz so geheime Einschlupf für Bedienstete, Wachen und auch Hofbeamte, die nicht durch das Haupttor gehen möchten. Weil sie zu spät kommen, weil sie das Gelände ohne Erlaubnis verlassen haben, weil sie jemand anderem nicht begegnen möchten.« Er grinste. »Rate, wo wir

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