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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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zurück und schloss die Augen. Sie wünschte sich, auch Ohren und Nase verschließen zu können, aber der Staub der Straße und die Stimmen der Menschen drangen ungehindert zu ihr in die Sänfte und bedrängten sie wie zutrauliche Hunde.
    »Sind wir bald da?«, rief sie und presste sich den Zipfel ihres Schleiers vor Mund und Nase. All diese vielen Menschen! Wie hielten sie das nur aus? Wie konnten sie in diesem Gestank und Gedränge, Gelärme und Gewühle fröhlich ihr Leben leben?
    »Dort ist der Eingang zum Seidenquartier«, rief Ajja und deutete auf einen Torbogen, der in das höhlenähnliche Labyrinth des Basars führte. Bunte Wimpel und Stofffetzen signalisierten, dass hier die Schneider und Stoffhändler ihre Gewölbe hatten.
    Die Sänfte tauchte in das Dämmerlicht des Basars. Stimmen, Schritte, Klänge hallten hier von den Wänden und Torbögen wider und fingen sich in den Gewölben der Händler.
    Schimpfen und laute Rufe folgten der Sänfte, die sich unsanft den Weg durch das Gewimmel der Fußgänger bahnte. »Lasst mich runter«, rief Lilya.
    Ajja gab den Trägern ein Zeichen, die Sänfte abzusetzen. »Ich weiß nicht, ob das dem Herrn recht wäre«, sagte sie zweifelnd. »Ich kann die Händler bitten, dir die Ware an die Sänfte zu bringen.«
    »Dummes Zeug«, sagte Lilya energisch und schob die Amme beiseite, um auszusteigen. Ajja schnaufte erschreckt und zog Lilyas Schleier zurecht. »Warte«, rief sie, »warte doch ...«
    Lilya steuerte auf das Gewölbe zu, vor dem sie stehen geblieben waren. Zorhez folgte ihr, die Hand an seinem Schwert und wachsame Blicke um sich werfend.
    Der Händler dienerte und deutete auf den Eingang, vor dem Kästen und Auslagen mit farbenfrohen Stoffen standen. Metallfäden glitzerten im Streiflicht, das von der offenen Überdachungin den Gang fiel, Perlen schimmerten, geschliffene Glassteine warfen blitzende Reflexe auf die Wände, Stickereien blühten wie ganze Blumenbeete und schimmerten wie Schmetterlingsflügel und Vogelfedern.
    »Warte doch auf mich«, hörte sie Ajja noch rufen, dann war sie im Gewölbe und sah sich in der duftenden, farbensatten Dämmerung des Stofflagers um.
    Ihre Finger flogen über zarte Seidenstoffe und berührten weichen Samt und kühlen Satin. Sie hob einen schweren Brokatstoff auf und fühlte die Metallfäden, die ihn durchzogen. Das war alles so schön ‒ aber sie wollte ihrer Tante schließlich keinen Stoffballen schenken. Mit einem bedauernden Kopfschütteln verließ sie das Gewölbe wieder und winkte Ajja zu sich. »Ein bestickter Gürtel wäre schön«, sagte sie. »Wo bekomme ich so etwas?«
    Rufe und Winken. Kaufleute und Botenjungen nickten, deuteten auf Türen und Auslagen, riefen und lachten. »Oje«, murmelte Lilya, die jetzt schon die Anstrengung fühlte. »Das kann ich mir doch nicht alles ansehen.«
    Ajja nahm ihre Hand und zog sie zur Sänfte. »Setz dich hinein«, sagte sie. »Ich lasse dir eine Auswahl vorführen.« Und schon war sie fort, eilte von Händler zu Händler, gestikulierte, befahl, betrachtete, prüfte, lehnte ab und nickte und packte dem dicken Teto auf, was unter ihrem kritischen Blick bestand.
    Eine Reihe von bestickten Seidengürteln nahm vor Lilyas Blick Aufstellung, wurde betrachtet und bis auf einen zurückgewiesen. Ajja bezahlte den Gürtel (ein wunderschönes, dunkelrot besticktes Stück aus meergrüner Seide, das perfekt zu Tante Gulzars dunklem Haar passen würde) und dann ruckte die Sänftewieder auf die Schultern der Träger und es ging tiefer in den Basar hinein.
    Lilya lehnte sich zurück und genoss es, die Augen zu schließen. Sie passierten die Läden der Parfümeure mit ihren Körben voller Blütenblätter und aromatischer Kräuter, Essenzen und Ölen. Die Luft war dick und schwer von den Wohlgerüchen, die den Gewölben entflohen.
    Dann wechselte der Geruch, süße Schwaden durchzogen die Luft. Teigwaren, Kuchen, Süßigkeiten aus Zucker und Sirup, Honig und Nüssen, Feigen und Mandeln, Marzipan, Rosenwasser, kandierten Früchten und Blüten. Der Gang der Zuckerbäcker. Lilyas Magen begann zu knurren.
    »Wir sind gleich bei deinem Onkel.« Ajja zeigte auf einen Quergang. Der Duft von Mokka und Rauch von unzähligen Wasserpfeifen zogen aus dem Gang.
    Das kleine Kaffeehaus hatte ein noch kleineres Hinterzimmer für die weiblichen Gäste. Lilya ließ sich seufzend auf einem Polster nieder und wusch die Hände in dem von einer Sklavin dargereichten Becken. Eine zweite Sklavin trocknete ihr die Hände

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