Equilibrium
häufig zurückreiste, um sie zu sehen, waren die Besuche nur kurz und ich spürte die Kluft zwischen uns größer werden. Simla regte sich jedes Mal auf, wenn ich mich zur Abreise bereit machte. Also entschied ich mich dafür, sie auf meine Reisen mitzunehmen. Es war schwierig, besonders für Simla, weil sie zwei verschiedene Leben leben musste. Sie wirkte wie zwei verschiedene Personen. Es war fast so, als ob sie jedes Mal rebellierte, wenn wir nach Mountain View zurückreisten. Sie liebte es in Princeton. Ich verstehe völlig, wie unglaublich schwer es für sie war. Allein ihre beiden Leben voneinander zu trennen, muss eine monumentale Aufgabe für sie gewesen sein. Wie auch immer, sie hat auch eine Wanderer-Seele, also hatte ich geglaubt, dass sie damit zurechtkommen würde.
Für Raj habe ich keine Entschuldigung. Er hätte fähig sein müssen, die Umstände zu akzeptieren, besonders weil er mit weit offenen Augen in die Sache gegangen ist. Er wurde über die Jahre immer verbitterter und verabscheute es, sich an meine notwendigen Reisen anzupassen. Gleichzeitig wurde er besessen von Zeitreisen. Häufig hat er mich gefragt, warum man ihm nicht die Gabe erlaubt, unabhängig von mir zu reisen. Raj wollte nicht akzeptieren, dass es einfach unmöglich ist.
Als Raj also vom Oktober-Projekt erfahren hat, war er mehr als nur aufgeregt. Es bedeutete für ihn die Möglichkeit, ohne mich zu reisen. Rückblickend weiß ich, dass ich es überhaupt nicht mit ihm hätte diskutieren dürfen. Aber geht es darum nicht in der Ehe? Vertrauen? Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht viel darüber weiß, was er getrieben hat. Er war sehr verschwiegen und es war leichter, nicht viel mit ihm zu reden. Er ist jähzornig und ich habe angefangen, mich vor ihm zu fürchten. Simla war widerspenstig, aber ich dachte, das wäre für einen Teenager normal.
Raj hat mir mitgeteilt, dass er das Oktober Projekt angezapft hat und jetzt die Kontrolle über das Portal hat. Ich habe keine Ahnung, wie er das geschafft hat! Dazu hätte er die Sicherheitsvorkehrungen bei Ames überwinden und sich in die Computer hacken müssen. Ich fürchte, er hat meine Schlüssel nachgemacht und meine Passwörter geknackt. Ich nehme an, er könnte einen Besucherausweis mitgenommen haben, als er mich bei Ames besucht hat.« Erica zuckte mit den Schultern.
»Er plant, das Portal für seine eigenen Zwecke zu nutzen, die sich irgendwie ums Geldmachen drehen. Ich weiß nicht wie. Er hat mir auch gesagt, dass Simla beteiligt ist. Ich weiß nicht, in welchem Maß, aber ich habe Angst um sie.« Erica stoppte und blickte durchs Zimmer. Sie hatte die Aufmerksamkeit aller. Grayson nickte ihr zu, damit sie weitersprach.
»Also, wie ich erwähnt habe, bin ich Olivia Darley zugeteilt, die das Oktober-Projekt leitet. Das Portal war ihre Vision. Ihr Design des Portals erlaubt nicht nur einfache Zeitreisen, sondern auch die Reise durch Dimensionen, ähnlich wie wir es tun. Zusätzlich hat sie herausgefunden, wie man das Portal so einstellen kann, dass es sich auf verschiedenen Zeit- und Dimensionsebenen öffnet, so dass sie sozusagen vorwärts und rückwärts springen kann, wie es ihr gefällt, und mit hindurchnehmen kann, wen immer sie will. Die einzige Beschränkung des Portals scheint die riesige Energiemenge zu sein, die es erfordert. Die Quelle, die sie zurzeit anzapft, fördert nur genug Energie, um das Portal für knapp einen Monat zu benutzen.
Ihr Oktober-Projekt ist reibungslos gelaufen, bis Olivia vor einigen Wochen beschlossen hatte, eine letzte Reise durch das Portal zu unternehmen, um ihren Hund Gertrude herüberzuholen. Das hat alles auf den Kopf gestellt. Ihre ältere Tochter Arizona, die seit ihrem achten Lebensjahr glücklich hier in Mountain View als Arizona Darley gelebt hat, ist plötzlich als Arizona Stevens aus New Jersey aufgewacht . Es ist, als ob der Hund irgendwie der Auslöser war. Ist das möglich?« Sie sah Inez fragend an.
»Lass mich das erklären«, bot Morgana an. Morgana war eine große, bildschöne Frau mit kastanienbraunen Haaren und blauen Augen. Sie hatte nie geheiratet und hatte keine Kinder. Sie ging in ihrer Aufgabe auf, für die Verteilung aller Aufgaben zuständig zu sein. »Gertrude ist Arizona zugeteilt worden. Arizona Stevens . Arizona ist ein schwieriges Mädchen. In ihrem Stevens-Leben kommt – kam – sie so schlecht mit Menschen aus, dass wir ihr Gertrude zugeteilt hatten. Es hat sich als sehr gute Entscheidung
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