Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
eine Weile auf der Playstation spielen, die seine Mutter aus Seattle mitgebracht hatte.
Er verlangsamte seine Schritte, als er Brandy Jo durch die Öffnung schlüpfen und auf ihn zukommen sah. Sie trug ein rotes Kleid mit schmalen Trägern und klobige Flip-Flops an den Füßen.
»Hi, Nathan. Lange nicht gesehen. Was treibst du so?«
»Ich mache den Führerschein.« Er straffte sich ein bisschen, ehe er die Schultern wieder sinken ließ und die Hände in die Taschen schob. Brandy Jo war so ziemlich das hübscheste Mädchen, das er je gesehen hatte. Trotz der klobigen Schuhe reichte sie ihm kaum bis unters Kinn. »Und was machst du an einem Samstag hier?«
»Ich habe meinen Pullover in der Schule vergessen.«
Die Sonne schien auf ihr dunkles Haar, und als sie mit der Zunge über ihre rosa Lippen fuhr, krampfte sich sein Magen zusammen. »Brauchst du Hilfe?«, fragte er und hätte beinahe laut aufgestöhnt. Natürlich brauchte sie keine Hilfe.
»Nein, aber über deine Gesellschaft würde ich mich freuen.«
Er schluckte und bemühte sich, nicht zu lächeln. »Cool.«
»Wann bekommst du deinen Führerschein?«, erkundigte sie sich auf dem Weg um das Schulgebäude herum.
»Ich muss schon ziemlich bald die Prüfung machen.« Ihr bloßer Arm streifte ihn knapp unter dem T-Shirt-Ärmel, und seine Haut prickelte.
»Ich habe den Führerschein letzten Monat bekommen«, erklärte sie.
»Hast du ein Auto?«
Sie schüttelte den Kopf, wobei ihr Haar ihre Schultern umspielte. »Du?«
»Jack lässt mich seinen Wagen fahren.« Er streifte sie leicht mit dem Arm an, um zu sehen, was passierte. Das Prickeln breitete sich bis über seine Brust aus.
»Wer ist Jack?«
»Er ist … mein Dad, gewissermaßen.«
Sie sah aus großen braunen Augen zu ihm auf. »Wie meinst du das? Gewissermaßen? Ist er dein Stiefvater?«
»Nein. Er ist mein richtiger Dad, aber ich habe ihn erst vor etwa einem Monat kennen gelernt.«
Sie blieb abrupt stehen. »Du hast ihn gerade erst kennen gelernt?«, fragte sie mit diesem gedehnten Akzent, den er allmählich richtig süß fand.
»Ja. Ich hab schon immer gewusst, dass es ihn gibt, aber als mein Dad gestorben ist … also, mein erster Dad … mein anderer Dad …« Er seufzte. »Das ist ziemlich chaotisch.«
»Meine Mom ist zum dritten Mal verheiratet«, erklärte Brandy Jo. »Mein Daddy ist gestorben, aber der Vater meiner kleinen Brüder lebt in Fort Worth. Im Augenblick habe ich einen anderen Stiefvater, aber es läuft nicht besonders gut. Irgendwie geht es wohl in jeder Familie chaotisch zu.«
Seite an Seite betraten sie das Schulgebäude, wobei sich ihre Arme immer wieder berührten. Sie taten so, als wäre es ein Versehen. Brandy Jo fand ihren Pullover im Kunstraum, und als sie wieder nach draußen kamen, hatte es sich irgendwie ergeben, dass Nathan ihre Hand hielt. Er spürte einen Kloß im Hals. In diesem Moment lächelte sie zu ihm auf, und er fürchtete, sein Herz bleibe gleich stehen. Es krampfte sich zusammen, und er fürchtete, gleich hier neben dem dämlichen Findling mit den eingemeißelten Worten »Lovett Stallions« aus den Latschen zu kippen. Hier, unter der heißen texanischen Sonne, vor den Augen des hübschesten Mädchens, das er je gesehen hatte. Das wollte er nun wirklich nicht.
Nathan musterte Brandy Jo, während sie von ihrer Familie erzählte. Er drückte ihre Hand, und sie rückte näher, bis ihre Arme sich berührten. Sein Herz fühlte sich an, als schwelle es an wie ein Luftballon, und das Gefühl war schön und schrecklich und überwältigend zugleich. Er war noch nie verliebt gewesen. Na ja, außer in Nicole Kidman, aber das zählte nicht. Doch an diesem Tag, unter dem endlosen blauen Himmel, der sich über seinem Kopf wölbte, verliebte Nathan Monroe sich zum ersten Mal in seinem Leben.
Daisy steckte den Daumen in die Öffnung des Gartenschlauchs und spritzte den Kühler des Cadillacs ihrer Mutter mit Wasser ab. Dann tauchte sie einen weichen Schwamm in den Eimer mit Seifenlauge und wusch den Schmutz vom Wagen ab. Die Nachmittagssonne knallte erbarmungslos auf sie nieder, und sie spürte die Glut auf ihren Schultern, auf der Brust und dem Rücken oberhalb des Ausschnittes ihres roten Tanktops.
Den Großteil des Tages hatte sie bei Lily verbracht, hatte
geputzt und die Wäsche gemacht, während Lily auf dem Sofa saß, den Gips gestützt von einem Kissen. Lilys Scheidung war rechtskräftig, und ihr Anwalt hatte ihre Ansprüche durchgesetzt. Er hatte dem
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