Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
einem Rodeo gewonnen hatte.
Sie zog ihr weißes Baumwollkleid mit den Spaghettiträgern
an, das über der Brust mit acht kleinen Schnallen geschlossen wurde, und legte sich den Rodeogürtel ihres Vaters um die Hüften, auf dessen braunem Leder der Name Rowdy eingebrannt war. Die Schnalle war schwer und zog den Gürtel leicht nach unten, doch Daisy fand, dass das Outfit durchaus angemessen für eine Cowboy-Kneipe war.
Sie drehte ihr Haar auf dicke Lockenwickler und legte große Kreolen an. Schließlich umrandete sie ihre Augen mit schwarzem Kajal, legte ihren glänzendsten roten Lippenstift auf und gelangte zu dem Schluss, dass sie wie ein typisches Cowgirl aussah.
Lily trug hautenge Jeans und eine pinkfarbene, unter der Brust geknotete Bluse, die ihr Nabelpiercing freigab. Ihr Make-up war entschieden kräftiger als Daisys, und als sie sich auf der Veranda ihrer Mutter mit einem Kuss von Pippen verabschiedete, hinterließ sie einen dicken pinkfarbenen Lippenabdruck auf seiner Wange.
Auf dem Weg zu Slim Clem’s lachte und scherzte Lily und schien bereit zu sein, ihr Leben wieder in Angriff zu nehmen. Daisy war ebenfalls bereit dazu. Am nächsten Tag würde sie Jack von Nathan erzählen, und dieses Mal würde sie sich von nichts und niemandem aufhalten lassen. Weder von ihrer eigenen Angst noch von einem Kindergeburtstag oder einer halbnackten Frau in seinem Haus. Am Sonntagnachmittag reiste sie ab, und morgen musste sie es ihm sagen. Ihr blieb keine Wahl.
Es war nach neun Uhr abends, als sie das Lokal betraten. Die Band spielte »My Maria« von Brooks and Dunn. Sie bezahlten fünf Dollar Eintritt, und während sich die Band zu den Schwindel erregend hohen Tönen des Songs aufschwang, schoben Daisy und Lily sich durch die Menge zum nächsten Tresen und bestellten zwei Lone Star vom Fass. Daisy übernahm die erste Runde. Sie hatten Glück
und fanden einen freien Tisch in der Nähe der Tanzfläche. Sie setzten sich nebeneinander und fingen an, sich über die Leute um sie herum auszulassen.
»Sieh dir nur mal diesen Typen da drüben mit dem beigefarbenen Cowboyhemd und dem Hut an«, meinte Lily dicht an Daisys Ohr. Da diese Beschreibung auf nicht gerade wenige der Anwesenden zutraf, musste sie mit ihrem Glas auf ihn deuten. »Seine Jeans sind so eng, wie angegossen. «
Der Cowboy war groß und schlank und wirkte zäh und hart genug, um Stiere niederzuringen. »Männerhintern in Wranglers sind einfach eine tolle Sache«, erklärte Daisy lächelnd und hob ihr Bier an die Lippen.
»Allerdings«, bestätigte Lily. Daisy konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal mit Freundinnen ausgegangen war. Sie hatte regelrecht vergessen, wie sehr ihr diese Art von Spaß gefehlt hatte. Wie sehr sie es brauchte, abschalten und lachen zu können. Die angenehmste Überraschung bestand darin, dass sie die Gegenwart ihrer Schwester tatsächlich genoss. Sie lachte mit ihr und bewertete die Parade von Männerhinterteilen, die vor ihren Augen auf der Tanzfläche im Two-Step und mit scharrenden Stiefeln vorbeidefilierte. Lily deutete auf einen Typ in Roper’s, und Daisy legte kritisch den Kopf schief. Sie musste zugeben, dass ein Kerl schon einen verdammt hübsch geformten Hintern besitzen musste, um in Roper’s gut auszusehen. Daisy gab ihm die Acht, Lily die Zehn, ehe sie sich am Ende auf eine Neun einigten.
»Hast du Ralph Fiennes’ nackten Hintern in Red Dragon gesehen?«, wollte Lily wissen.
Daisy schüttelte den Kopf. »Seit ich allein bin, schaue ich mir nicht mehr so gern Gruselfilme an.«
»Na, dann spul doch vor, und lass die gruseligen Passagen
aus. Du musst dir das Video unbedingt ausleihen, nur um Ralphs Hintern zu sehen. Der ist wirklich sensationell .«
Daisy nahm einen Schluck Bier. »Ich habe ihn in Maid in Manhattan gesehen. Der Film ist völlig blödsinnig, aber der Typ sieht wirklich toll aus.«
»Da ist einer mit minus sechs«, meinte Lily und wies mit ihrem Glas auf einen Mann in Jeans-Latzhose und ärmellosem T-Shirt. »Der Film war nur wegen J. Lo. dämlich. Die Rolle hätte anders besetzt werden müssen.« Lily lächelte. »Mit mir zum Beispiel.«
Daisy spürte eine Hand auf der Schulter, drehte sich um und blickte an einem T-Shirt mit dem Aufdruck HALTE MEIN BIER, SOLANGE ICH DEINE FREUNDIN KÜSSE vorbei in das Gesicht von Tucker Gooch, der in derselben Klasse gewesen war wie sie. Seine Mutter, Luda Mae, hatte Hauswirtschaft an der Lovett Highschool unterrichtet. Oft genug war Tucker wegen
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