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Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town

Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town

Titel: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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hätte nicht Lilys roter Ford Taurus zur Hälfte im Wohnzimmer gesteckt.
    »War Ronnie zu Hause?«, fragte Daisy, trat aufs Gas und raste los. Wahrscheinlich waren sämtliche Polizisten, die hier herumstanden, so sehr mit Lilys Taurus beschäftigt, dass sie eine Geschwindigkeitsüberschreitung nicht bemerkten.
    »Ich glaube nicht, aber das werden wir wohl erst im Krankenhaus erfahren.«
    Daisy hasste Krankenhäuser. Ob staatlich oder privat, alle verströmten denselben Geruch und vermittelten dasselbe – Sterilität und Kälte. Sie hatte mit Steven genug Zeit
in Krankenhäusern verbracht, um zu wissen, dass dort jede Menge Medizin und Ratschläge ausgegeben wurden, aber selten gute Nachrichten.
    Sie betraten die Notaufnahme und wurden kurz darauf zu Lily geführt. Pippen war bei Louellas Nachbarin geblieben, und es war nur gut, dass sie ihn nicht mitgenommen hatten. Denn in der Sekunde, als eine Krankenschwester den grün-blau gestreiften Vorhang zurückzog, der die Betten voneinander trennte, brach Louella in Tränen aus.
    »Ist ja gut, Mom«, sagte Daisy und kam sich plötzlich vor wie der einzige vernünftige Mensch in einer Familie, in der sämtliche Mitglieder den Verstand verloren hatten. Sie nahm die Hand ihrer Mutter und drückte sie. »Lily wird wieder gesund.«
    Doch Lily sah keineswegs danach aus. Die linke Gesichtshälfte war im Begriff, heftig anzuschwellen, die Stirn zierte eine Platzwunde, und ihr blondes Haar und ihre Augenwinkel waren verklebt von Blut. Ihr linker Arm war mit einem Verband versehen, dick und sehr weiß, bis auf die Stellen, wo das Blut durchgesickert war. In ihrem rechten Unterarm, der nicht verbunden war, steckte eine Kanüle, außerdem waren ihr die Kleider vom Leib geschnitten worden. Ein junger Arzt in grüner OP-Kleidung hob das Laken, um Herz und Lunge abzuhorchen, und musterte die beiden Frauen durch seine Nickelbrille.
    Louella trat ans Kopfende des Bettes, und Daisy folgte ihr. »Lily Belle. Mama ist bei dir. Und Daisy.«
    Lily reagierte nicht. Daisy streckte zögernd die Hand aus und strich ihr über die Wange, die nicht geschwollen war. Ihre Schwester war leichenblass, und hätte sich ihre Brust nicht unter ihren regelmäßigen Atemzügen gehoben und gesenkt, hätte Daisy sie tatsächlich für tot gehalten. Wie betäubt starrte sie auf die Gestalt hinunter.

    »Was ist denn mit ihr?«, fragte Louella.
    »Soweit wir bis jetzt feststellen konnten«, antwortete der junge Arzt, »hat sie Fleischwunden am linken Arm und an der Stirn, außerdem scheint ihr Knöchel gebrochen zu sein. Mehr wissen wir erst, wenn uns die CT-Aufzeichnungen vorliegen.«
    »Warum ist sie nicht bei Bewusstsein?«
    »Sie ist ziemlich böse mit der Stirn aufgeschlagen. Ich glaube nicht, dass sie einen Schädelbruch erlitten hat, und ihre Pupillen reagieren ebenfalls normal. Wenn wir die Röntgenbilder gesehen haben, wissen wir mehr.«
    »Ist bei dem Unfall noch jemand verletzt worden?«, fragte Daisy und betete, dass Lily nicht Ronnie und Kelly niedergemäht haben möge.
    »Sie war die Einzige, die vom Unfallort hergebracht worden ist.«
    Was Daisys Meinung nach nicht viel besagte. Vielleicht waren Ronnie und Kelly gleich dort verarztet worden, oder aber, was Gott verhindern möge, sie waren tot. Sie hatte Ronnie nicht gesehen, hatte aber auch nicht nach ihm Ausschau gehalten.
    Man erlaubte ihnen, nur wenige Minuten bei Lily zu bleiben, ehe sie weggebracht wurde. Es hieß, ein Arzt werde bald mit ihnen reden, doch Daisy wusste aus Erfahrung, dass »bald« Stunden bedeuten konnte.
    Sie und ihre Mutter wurden in ein kleines Wartezimmer geführt, das aussah wie jedes andere Wartezimmer, in dem Daisy je gesessen hatte, und das auch genau dieselben Gefühle weckte. Wie es schien, wählten sämtliche Krankenhäuser auf der Welt ihre Wandanstriche aus ein und derselben Farbpalette. Blau- und Grüntöne und ein bisschen Braun.
    Sie setzten sich auf ein kleines blaues Sofa; auf dem
Tischchen neben Daisy stand ein künstlicher Farn, daneben lagen ein Exemplar von Reader’s Digest, Newsweek und die Bibel. In den letzten zweieinhalb Jahren hatte sie eine Menge Ausgaben von Reader’s Digest gelesen, und dabei hatte sie nicht einmal ein Abonnement.
    In der Nähe der Tür standen ein Mann und eine Frau und unterhielten sich mit gedämpfter Stimme, als müssten sie anfangen zu schreien, wenn sie lauter sprachen. Daisy wusste ganz genau, wie sie sich fühlten. Sie hatte es selbst erlebt, so oft schon. Ablenkung

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