Er trank das ewige Leben
war Mephisto und schon immer etwas Besonderes gewesen.
Was störte ihn?
Nein, keine Kinder, die ließ er toben. Es mußte jemand anderer sein, und der Blutsauger beugte sich noch weiter vor. Jetzt schaute er auf jede einzelne Reihe.
Er sah auch den Mann. Als einer der wenigen hatte er noch nicht auf seinem Stuhl Platz genommen, sondern stand in einer gebückten Haltung, wobei er den Kopf gedreht hielt und in eine bestimmte Richtung schaute, genau auf die Nische.
Der Unheimliche rührte sich nicht. Er vergaß alles andere, denn er schaute plötzlich nur in die Augen des Fremden hinein, die er selbst aus dieser Höhe erkannte.
Wer war dieser Mann?
Mephisto wußte es nicht. Er mußte erst nachdenken, zog sich in das Dunkel zurück und preßte sich gegen die linke Seitenwand. Dort blieb er stehen. Aus seinem Maul floß ein heller Faden, der aussah wie Speichel.
Er zitterte plötzlich, dann aber sah er ein, daß es keinen Sinn hatte, sich zu verstecken. Er mußte einfach mehr wissen und reckte seinen Kopf noch ein Stück vor.
Den blonden Mann sah er nicht mehr, und das gefiel Mephisto gar nicht.
Plötzlich fühlte er sich nicht mehr so euphorisch…
Ich hatte nicht den Fehler begangen und war durch den Innenhof gelaufen, denn ich wollte auf keinen Fall auffallen. Doch auch so war ich der einzige unter den Zuschauern, der sich in die Gegenrichtung bewegte, da die meisten den Innenhof betraten und sich auf die Stühle setzten.
Der rothaarige Mann hinter der Kasse schaute mich erstaunt an und rief hinter mir her: »Sie haben doch eine Karte, nicht?«
»Habe ich!« rief ich über die Schulter zurück und lief weiter. Mit schnellen Schritten. Dabei holte ich mir noch einmal das Bild vor Augen, das ich gesehen hatte.
Ja, da hatte jemand in der Nische gestanden und gelauert. Ein dunkler Körper, ein helles Gesicht, das sich wie ein schwach gezeichneter Farbklecks abgezeichnet hatte. So und nicht anders war mir dieser Mephisto von Frantisek Marek am Telefon beschrieben worden. Er hatte es tatsächlich geschafft, England zu erreichen, um seinen Bannstrahl des Bösen zu schicken.
Heller wurde es auch nicht, und der Himmel drängte sich immer mehr zu wie ein gewaltiger Vorhang, der schließlich geschlossen war und keinen Blick mehr auf das freigab, was sich hinter ihm abspielte.
Ich hatte es eilig, aber ich vergaß auch nicht, meine Umgebung im Auge zu behalten.
Der Parkplatz lag weiter entfernt. Bis dorthin brauchte ich nicht zu gehen.
Die Autos, die jetzt eintrafen, fuhren bereits mit Licht, und die Glotzaugen schoben sich hintereinander her. Ich wandte mich nach rechts und ging über einen teppichweichen Rasen auf das Außengemäuer zu, das bereits erste Schatten warf.
Es gab auch keinen klassischen Sonnenuntergang im Westen zu besichtigen, der Himmel graute einfach ein und senkte das Blei über die Welt.
Die erste Enttäuschung erlebte ich, als ich das Mauerwerk genauer untersuchte. Da kam wohl eine Gemse hoch oder ein Mensch mit Bergsteigerausrüstung, aber nicht ich. Zumindest nicht hier. Aber der andere hatte es geschafft, wohl aber nicht an dieser Stelle. Folglich wollte ich nach einem anderen Ort Ausschau halten.
Es waren weder Steinrampen noch Außentreppen vorhanden. Aber das Mauerwerk zeigte Löcher, eben diese Durch- oder Eingänge von außen nach innen, und in einer dieser Nischen hatte der verdammte Mephisto gestanden.
Ich entdeckte ihn nicht. Er schien sich irgendwo in den Falten und Höhlen der alten Mauern versteckt zu halten, und davon gab es schließlich genug.
Meine Sorgen waren nicht geringer geworden, als ich umkehrte.
Zusammen mit den letzten Zuschauern betrat ich den Innenhof und ging wieder zurück zu meinem alten Platz.
Es war eine leise Musik zu hören. Die Melodien klangen leicht schaurig, schon passend zu dem, was bald dort ablaufen sollte.
Als ich mich setzte, fragte Glenda: »Wo hast du denn gesteckt?«
»Ich habe mich nur kurz umgeschaut.«
Sie schlug das rechte Bein über das linke. »Aha, du hast dich nur umgeschaut.« Daß sie mir nicht glaubte, stand fest. »Nach wem hast du denn Ausschau gehalten?«
Ich drehte den Kopf so, daß ich meine Freunde anschauen konnte.
»Nach unserem Freund.« Glenda erschrak.
»Mephisto?«
»So ist es.«
»Dann war er hier?« fragte Suko.
Ich betrachtete das Mauerwerk und hob auch den Arm an. Mit dem Finger deutete ich gegen die Nische. »Dort habe ich ihn gesehen. Eine düstere Gestalt mit einem bleichen Gesicht. Das muß er einfach
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