Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
herum. Genug, um alle Urgals abzuhalten, die vielleicht angreifen könnten. Es wird womöglich einige Jahre dauern, aber dann haben wir eine gute Chance, uns zu verteidigen – anders als damals, als die Ra’zac mit den Soldaten kamen.« Er warf einen Seitenblick auf Eragon. »Wir hätten auch Platz für einen Drachen.«
»Hättet ihr auch Platz für zwei Drachen?« Eragon deutete auf Saphira und Fírnen.
»Vielleicht nicht wirklich … Wie steht denn Saphira dazu, ihn verlassen zu müssen?«
»Es gefällt ihr nicht, aber sie weiß, dass es sein muss.«
»Hm.«
Das bernsteinfarbene Licht der untergehenden Sonne fiel auf Rorans Gesicht. Eragon war überrascht, auf der Stirn seines Cousins und um seine Augen herum die ersten Linien und Falten zu entdecken. Er fand diese ersten Zeichen des Alterns ernüchternd. Wie schnell das Leben vergeht.
Katrina legte Ismira in ihre Wiege. Dann trat sie zu ihnen ans Fenster und legte Eragon eine Hand auf die Schulter. »Wir werden dich vermissen, Eragon.«
»Und ich euch«, erwiderte er und berührte ihre Hand. »Wir brauchen aber nicht jetzt schon Lebewohl zu sagen. Ich würde mich freuen, wenn ihr drei mit uns nach Ellesméra kommt. Es würde euch bestimmt gefallen und auf diese Weise könnten wir noch einige Tage miteinander verbringen.«
Roran wandte sich Eragon zu. »Wir können mit Ismira nicht den ganzen Weg bis nach Du Weldenvarden reisen. Sie ist noch zu klein. Die Rückkehr ins Palancar-Tal wird anstrengend genug werden. Ein Abstecher nach Ellesméra kommt wirklich nicht infrage.«
»Nicht einmal, wenn ihr auf dem Rücken eines Drachen reisen würdet?« Eragon lachte über ihre überraschten Gesichter. »Arya und Fírnen haben sich bereit erklärt, euch nach Ellesméra zu bringen, während Saphira und ich die Dracheneier aus ihrem Versteck holen.«
»Wie lange würde der Flug nach Ellesméra dauern?«, erkundigte sich Roran stirnrunzelnd.
»Ungefähr eine Woche. Arya will unterwegs König Orik in Tronjheim besuchen. Ihr hättet es die ganze Zeit über warm und wärt in Sicherheit. Ismira wäre nicht in Gefahr.«
Katrina sah Roran an und er sie, dann sagte sie: »Es wäre schön, wenn wir uns von Eragon verabschieden könnten, und ich habe so viel darüber gehört, wie wunderschön die Elfenstädte sind …«
»Bist du dir sicher, dass das nicht zu anstrengend für dich ist?«, fragte Roran.
Sie schüttelte den Kopf. »Solange du bei uns bist.«
Roran schwieg einen Moment, dann sagte er: »Also gut, Horst und die anderen können ja schon ohne uns aufbrechen.« Ein Lächeln erschien unter seinem Bart. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal das Beor-Gebirge sehen oder eine der Elfenstädte besuchen würde, aber warum nicht, hm? Machen wir es, solange wir die Gelegenheit dazu haben.«
»Gut, dann wäre das also beschlossen«, erklärte Katrina strahlend. »Wir fliegen nach Du Weldenvarden.«
»Und wie kommen wir wieder zurück?«, fragte Roran.
»Mit Fírnen«, antwortete Eragon. »Oder Arya gibt euch Wachen mit, die euch ins Palancar-Tal begleiten, wenn ihr lieber zu Pferd reisen wollt.«
Roran verzog das Gesicht. »Nein, nicht zu Pferd. Ich möchte in meinem ganzen Leben nie wieder ein Pferd reiten müssen.«
»Ach so? Dann gehe ich davon aus, dass du Schneefeuer nicht mehr brauchst?« Eragon zog eine Augenbraue hoch, als er den Namen des Hengstes nannte, den er Roran geschenkt hatte.
»Du weißt, was ich meine. Ich bin froh darüber, Schneefeuer zu haben, selbst wenn ich ihn seit einer ganzen Weile nicht mehr geritten habe.«
»Hm.«
Sie standen noch etwa eine Stunde so am Fenster – während die Sonne unterging und der Himmel sich zuerst purpurn und dann schwarz färbte und die Sterne herauskamen. Sie planten ihre bevorstehende Reise und besprachen, was Eragon und Saphira würden mitnehmen müssen, wenn sie Du Weldenvarden verließen und in die jenseits von Wald und Wüste gelegenen Länder reisten. Hinter ihnen schlief Ismira friedlich in ihrer Wiege, die Hände unterm Kinn zu winzigen Fäusten geballt.
Früh am nächsten Morgen benutzte Eragon den polierten Silberspiegel in seinem Zimmer, um sich mit Orik in Tronjheim in Verbindung zu setzen. Er musste einige Minuten warten, aber schließlich erschien Oriks Gesicht vor ihm. Der Zwerg fuhr sich gerade mit einem Elfenbeinkamm durch seinen ungeflochtenen Bart.
»Eragon!«, rief Orik sichtlich erfreut. »Wie geht es dir? Es ist viel zu lange her, dass wir uns das letzte Mal gesprochen
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