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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Lynggaard um den Valentinstag herum bekommen hat. So etwas kann man doch gut verfolgen, oder?«
    » Das Telegramm existiert nicht mehr, und das genaue Datum haben wir auch nicht. Wenn man nicht mal die Firma weiß, die das auslieferte, wird es schwierig.«
    »Das kam von TelegramsOnline.«
    Carl sah ihn an. Steckte ein goldener Kern in diesem Kerl? Solange er grüne Gummihandschuhe trug, war das schwer vorstellbar. »Woher weißt du das denn, Assad?«
     »Schau mal.« Er deutete auf die Abschrift der Erklärung. »Die Assistentin konnte sich erinnern, dass auf dem Telegramm
Love
&
Kisses for Merete
aufgedruckt stand und dass da auch zwei Lippen waren. Zwei rote Lippen.«
    »Und?«
    »Ja, dann ist das ein TelegramsOnline-Telegramm. Die drucken den Namen aufs Telegramm. Und die haben zwei rote Lippen.«
    »Das will ich sehen.«
    Assad drückte bei Carls Computer auf die Leertaste. Sofort verschwand der Bildschirmschoner, und die Hompepage von TelegramsOnline erschien auf dem Monitor. Ja, da war das Logo, genau wie Assad gesagt hatte.
    »Okay. Und du bist sicher, dass es nur von dieser Firma solche Telegramme gibt?«
    »Ganz sicher.«
    »Aber dann ist da immer noch das Datum. War es vor oder nach dem Valentinstag? Und wer hat es bestellt?«
    »Wir können bei der Firma doch fragen, ob sie registriert haben, wann ein Telegramm ins Christiansborg-Schloss geliefert wurde.«
    »Das wurde im Zuge der Ermittlungen damals doch alles gemacht, oder?«
    »Nein, davon steht nichts in der Akte. Aber vielleicht hast du etwas anderes gelesen?« Assad lächelte, schon wieder etwas angesäuert.
    »Okay, Assad. Sieh zu, dass du's herausfindest. Du kannst bei der Firma nachfragen. Das ist doch genau die richtige Aufgabe für dich. Ich habe im Moment zu tun, also ruf doch von deinem eigenen Büro aus an.«
    Er klopfte ihm auf die Schulter und bugsierte ihn aus seinem Büro. Sofort schloss er die Tür, zündete sich eine Zigarette an, nahm den Lynggaard-Aktenordner, ließ sich in seinen Stuhl fallen und legte die Beine über die Ecke des Schreibtischs.
    Dann musste er sich wohl mal in die Sache hineinvertiefen.
 
    Blöde Geschichte. Keinerlei Konsistenz. Ein einziges Herumgestochere im Nebel, keine klare Linie. Kurz gesagt: Es fehlte an tragfähigen Theorien. Es gab kein Motiv. Wenn es Selbstmord war, warum? Man wusste einzig und allein, dass ihr Wagen als Letzter auf dem Autodeck stand und Merete Lynggaard verschwunden war.
    Dann war den Ermittlern auf einmal aufgefallen, dass Merete nicht allein unterwegs gewesen war. Aus Zeugenaussagen ging hervor, dass sie sich auf dem Sonnendeck mit einem jungen Mann gestritten hatte. Das dokumentierte das Foto eines älteren Ehepaars. Sie hatten privat eine Einkaufstour nach Heiligenhafen gemacht und dabei zufällig das Foto geschossen. Das Foto wurde veröffentlicht, und da meldete sich bei der Polizei ein Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung von Store Heddinge und erklärte, bei dem jungen Mann handele es sich um Uffe Lynggaard, Meretes Bruder.
    Carl konnte sich noch gut daran erinnern. Denn die Polizisten, die die Existenz dieses Bruders übersehen hatten, erhielten einen ziemlichen Rüffel.
    Und dann kamen immer wieder neue Fragen auf. Wenn das der Bruder war, weshalb hatten sie sich gestritten? Und wo war dieser Bruder überhaupt?
    Zuerst glaubte man, auch Uffe sei über Bord gegangen.
    Aber ein paar Tage später fand man ihn auf Fehmarn, verwirrt und in völlig desolatem Zustand. Er war offenbar tagelang über die Insel geirrt. Ein aufmerksamer deutscher Polizist aus Oldenburg identifizierte ihn. Wie Uffe Lynggaard überhaupt so weit gekommen war, wurde nie geklärt. Er selbst hatte ja nichts dazu beizutragen. Falls er etwas wusste, so behielt er es für sich.
    Dass Uffe Lynggaard in der Folge dermaßen harsch behandelt wurde, zeigte vor allem, wie sehr die Kollegen unter Druck gestanden hatten.
    Carl hörte sich einige der Tonbandaufnahmen der Verhöre an:
    Uffe hatte geschwiegen wie ein Grab. Sie hatten alles Mögliche versucht. Sie hatten »good cop« gespielt - keine Reaktion. Sie hatten »bad cop« gespielt - nichts. Nichts hatte gewirkt. Zwei Psychiater hatte man herangezogen. Später einen Psychologen aus Farum, der auf diese Art der Behinderung spezialisiert war, ja sogar Karen Mortensen, eine Sozialarbeiterin aus der Gemeinde Stevns, hatte man geholt, um ihn auszufragen.
    Üble Geschichte.
    Die dänischen und die deutschen Behörden hatten dafür gesorgt, dass das Fahrwasser durchsucht

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