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Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
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gefragt hätten. Und die Infos sind besser als das, was wir für gewöhnlich erhalten.« Er beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und legte die Hände über seine Augen. Er war sehr müde.
    »Was haben Sie also vor?«, fragte Nagin. »Wenn wir losziehen und Kämpfe mit den Chinesen anfangen, könnten wir damit einen Krieg anzetteln. Das würde dem Präsidenten nicht gefallen.«
    »Nein«, stimmte Pollard zu. »Wenn wir abhauen, verlieren wir. Wenn wir bleiben, nichts tun und getroffen werden, verlieren wir, und einige meiner Leute werden wahrscheinlich getötet. Also möchte ich als Erster einen Treffer landen. Wenn ihr Tarnkappenflugzeug tatsächlich da oben herumfliegt, finden wir eine Möglichkeit, es abzuschießen. Wir lassen sie denken, das ganze Projekt wäre ein Fehlschlag gewesen. Wir lassen sie glauben, diese ›Keule des Meuchelmörders‹ war eine Verschwendung von Zeit, Geld und dem Leben von Piloten, und damit wäre die Sache vom Tisch.«
    »Die Chinesen werden das Tarnkappenprojekt nicht aufgeben«, hielt Nagin dagegen. »Sie wissen, was die Technik uns bisher gebracht hat. Sie werden daran festhalten, bis es funktioniert.« Der Gedanke, den Himmel mit feindlichen Tarnkappenjägern teilen zu müssen, behagte ihm überhaupt nicht.
    »Wahrscheinlich«, gab Pollard nach einem Moment des Nachdenkens zu. »Dann sollte das Pentagon lieber diese unbemannten Kampfdrohnen perfektionieren, bevor wir allzu viele Piloten verlieren.« Er hasste ferngesteuerte Kampfflugzeuge, aber Piloten zu verlieren, das hasste er noch mehr. Er war selbst einmal Pilot gewesen.
    »Und wo fangen wir an, nach dem Ding zu suchen?«, wollte Nagin wissen. Pollard zuckte nur mit den Schultern.

FÜNFZEHNTER Tag
    Sonntag
    Büro des Geheimdienststabs
    USS Abraham Lincoln
    Die Marine nannte diese spezielle Version Reaper – der Sensenmann –, doch Kyra hielt sich lieber an die allgemeinere Bezeichnung Predator, das Raubtier. Die unbemannte Drohne MQ-9 konnte Waffen für einen Bodenangriff mit sich führen. Admiral Pollard wollte die Chinesen nervös machen. Der Jäger/Mörder hatte zwei Stunden vom Luftwaffenstützpunkt Kadena auf Okinawa an die chinesische Küste gebraucht und die zweite Zwischenstation drei Stunden zuvor kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreicht. Ein Radartechniker in der Operationszentrale hatte ihr gesagt, sie könnten noch weitere acht Stunden in der Luft bleiben, bis sie zum Auftanken nach Kadena zurückfliegen müssten. Die Reaper waren mit Hellfire-Raketen ausgerüstet, deren Einsatz bei dieser Mission niemand erwartete, obwohl sie eine Zweihundertfünfzig-Kilo-Bombe mitnehmen konnten, sollte die Luftwaffe dies verlangen.
    Doch die aktuelle Mission lautete nicht Angriff. Der Militärnachrichtendienst NRO in Chantilly hatte die Satelliten neu ausgerichtet, um die Küste – und dort vor allem die Atomraketeneinheiten der VBA – zu beobachten, aber die Chefs in Chantilly befürchteten, dass die Chinesen die Satelliten abschießen könnten. Die Drohnen konnten nahezu pausenlos die von Pollard geforderten Bilder liefern. Sie waren im Fall eines Verlusts viel billiger und innerhalb einiger Stunden zu ersetzen. Der Ersatz des Satellitennetzwerks würde sich hingegen über Jahre hinziehen und mehrere zehnmilliarden Dollar kosten. Der NRO hatte dem Verteidigungsministerium versichert, mit seinem Netzwerk die Kriegsberichterstattung liefern zu können, die die USA benötigten. Jetzt war das Vertrauen in diese Zusicherung geschwunden, und Pollard hatte keine Geduld. Seine Bitte an die Luftwaffe, ihm Drohnen zur Verfügung zu stellen, hatte er nicht gerade freundlich geäußert.
    Wenn es eine »Keule des Meuchelmörders« gab, musste sie höchstwahrscheinlich von einer der sechs Militärbasen starten, die sich höchstens vierhundert Kilometer von Taiwan entfernt befanden, wie Jonathan vermutete. Der Marinenachrichtendienst hatte drei als Hauptkandidaten auserkoren, und das mit Hilfe von Kriterien, die sie Kyra nicht offenlegten. Sie hatte darauf verzichtet, sich aktuell informieren zu lassen, weil sie lieber schlafen wollte, und Jonathan hatte ihr versichert, dass die Schlussfolgerungen hieb- und stichfest waren, und sie vertraute ihm. Die Drohnen hatten ihre Position drei Stunden zuvor erreicht. Die erste kreiste vor der Küste von Fuzhou, ihre beiden Schwestern würden noch eine halbe Stunde brauchen, um Jinjiang und Longtian zu erreichen.
    Die bewaffnete Luftraumüberwachung der VBA hatte die Drohnen

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