Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Erbarmungslos: Thriller (German Edition)

Titel: Erbarmungslos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Henshaw
Vom Netzwerk:
ihnen das notwendige Bewusstsein fehlte und sie sie daher ununterbrochen anwendeten. Dieses Problem hatte Kyra nicht. Eher noch beschwerte sich ihre innere Stimme, sobald sie überlegte, Kollegen zu »rekrutieren«, doch im Moment hatte diese Stimme keine Lust, sich von einer Analystin, geschweige denn von einer College-Praktikantin aufhalten zu lassen.
    Feindseligkeit war im Moment nicht die beste Herangehensweise. Die Praktikantin stand unter Stress und hatte so viel Rückgrat bewiesen, dass sie das ihr zugewiesene Territorium gegen eine ranghöhere Außenstehende verteidigte. Doch dieser Mut gründete auf geliehener Autorität, und ihr mit Wut entgegenzutreten, würde sie nur noch mehr in die Defensive treiben und möglicherweise dazu veranlassen, Verstärkung anzufordern, die tatsächlich die Macht zu einem »Nein« haben könnte.
    Die meisten Menschen spüren einen natürlichen Wunsch zu helfen , hatten ihre Ausbilder gesagt. Seid nett. Seid vernünftig. Sagt ihnen, dass ihr sie braucht. Wenn ihr ihnen keinen Grund gebt, euch nicht zu mögen, wird ihr Gewissen euch zu Diensten sein.
    Kyra lächelte. »Ich verstehe, aber in diesem Fall brauchen wir wirklich die Hilfe von APLAA . Unser Papier ist für Direktorin Cooke bestimmt, deswegen müssen die Fakten besonders korrekt sein.«
    »Oh.« Der Gesichtsausdruck des Mädchens veränderte sich. »Wenn sie mir einfach nur zeigen, wo die Sachen abgelegt sind, könnte ich selbst nach den Berichten suchen. Ich will Ihnen und Ihren Kollegen nicht die Zeit stehlen.«
    »Welche Sachen?« Die Praktikantin klang unsicher.
    »Ich habe hier eine Liste.« Kyra schaute zu ihrem Notizbuch. »Nach den einzelnen Berichten kann ich selbst suchen. Sie müssten mir nur zeigen, wo Sie die Kopien der seit 1990 erstellten Geheimdienstberichte aufbewahren.«
    Kyra sah der Praktikantin an, was sie dachte. »Zeigen müssen« war eine hoffnungslose Floskel. Nur weil jemand nach Infos fragte, hieß das nicht, dass er sie automatisch auch erhielt. Bloße Neugier reichte nicht, und die Praktikantin musste abwägen, ob Kyra tatsächlich Zugang zu den angeforderten Materialien brauchte.
    »Ich denke, das ist in Ordnung«, stimmte sie zu. »Kommen Sie mit.« Schließlich brachte die Praktikantin sogar ein Lächeln zustande, das sichere Zeichen, dass Kyra die Bombe entschärft hatte. Das Mädchen hatte sich in kurzer Zeit von einer Gegnerin zu einer willigen Komplizin gewandelt. Kyra folgte ihr durch das Labyrinth zu zwei beigefarbenen Aktenschränken, die nur etwas kleiner als sie selbst waren. »Geheimdiensteinschätzungen, Geheimdienstanalysen und Serienschreiben hier in den beiden oberen Fächern, tägliche Zusammenstellung für den Präsidenten und wöchentliche Geheimdienstberichte mit Hintergrundnotizen und Referenzen in chronologischer Reihenfolge in den unteren beiden. Noch was?«
    »Nein, das reicht. Und vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    »Gern geschehen«, erwiderte die Praktikantin, bevor sie ging.
    Kyra betrachtete die Aktenschränke, öffnete sie und begann mit der Suche.
    CIA , Rote Zelle
    Kyra ließ ihren Stift auf den Schreibtisch fallen und blickte zur Wanduhr – 20:30 Uhr. Ich habe den Überblick verloren , dachte sie. Jonathan hatte sich stundenlang aus dem Staub gemacht und sie der angenehmen Ruhe des Großraumbüros überlassen. Ein paar Stunden zuvor hatte der Hunger sie nach draußen getrieben, doch in der Cafeteria gab es kein Mittagessen, und was die Automaten hergaben, hätte sie nicht verdauen können. Schließlich hatte sie sich über die alten Doughnuts hergemacht, die in einer Schachtel auf dem Kühlschrank lagen. Sie hatte überlegt zu fragen, wem sie gehörten, doch Jonathans Rüffel, sie sei hier fehl am Platz, wenn sie erst fragen würde, bevor sie sich etwas nahm, gab ihr die notwendige Erlaubnis.
    »Gelangweilt?«, fragte Jonathan. Er sah zu den Fernsehern hinauf, die in der Ecke nahe der Decke hingen. Liangs Pressekonferenz begann mit Verspätung, und zwei britische Journalisten überbrückten die Zeit mit dummem Geschwätz, weswegen Jonathan den Ton abgestellt hatte.
    »Ist das so eine Art Vernebelungstaktik?« Sie hatte seit dem Mittag ordnerweise Geheimdienstberichte gelesen und auch nicht aufgehört, als ihr Gehirn die Worte nicht mehr aufnehmen konnte.
    »Wenn ich Sie vernebeln wollte, würde ich Ihnen sagen, Sie sollten in den Souvenirladen gehen.«
    »Meine Erwiderung darauf können Sie sich wohl denken«, sagte sie. »Ich glaube nicht, dass die

Weitere Kostenlose Bücher