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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Thamm
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Schutzschild. Das letzte Stück werden wir schwimmen, um an Land zu gelangen. Dann schlagen wir uns, unbehelligt von irgendwelchen Kreaturen der Finsternis, über Stock und Stein, bis zur blutenden Festung des Monarchen. Dort wirst du ihn besiegen und damit auch die Herrschaft des dunklen Kontinents an dich reißen.« Er zuckte mit den Schultern. »Eigentlich wusste ich es schon vom ersten Tag an, als ich dich sah: Du bist ein machtgieriges Weib und eine Tyrannin. Bevor du dir nicht ganz Dra'Ira unterworfen hast, gibst du keine Ruhe.« Mina rollte genervt mit den Augen.

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    »Was Ihr hier sprecht, Xsanthani, sind die Worte eines Verräters! Ihr habt nicht das Recht, solche Anschuldigungen vorzubringen!«
    Der Zwerg, der den Ausruf der Empörung durch den Ratssaal brüllte, donnerte den Stiel seiner Axt dreimal laut auf den Marmorboden, um die Dringlichkeit seiner Worte zu unterstreichen. Es erklang zustimmendes Gemurmel, aber auch gegenteilige Rufe wurden laut.
    »Aber was wissen wir denn schon von ihr? Sie ist ein Mädchen aus einer anderen Welt und kennt unsere Bedürfnisse und Sorgen nicht. Elbengelehrter Xsanthani hat Recht, wenn er das Wohl aller Völker im Augen behält und sich über blinden Gehorsam hinaus seine Gedanken macht!«, rief ein anderes Ratsmitglied in die Runde.
    Das laute Gemurmel schwoll zu einem ohrenbetäubenden Stimmenwirrwarr an. Die Ratsmitglieder warfen sich gegenseitig Beschuldigungen entgegen und erinnerten sich alter Vorwürfe, warum das eine oder andere Volk besser oder schlechter sei als das eigene. Schnell hatten sich klare Fronten gebildet. Die einen standen hinter den Elben und Xsanthani und teilten seine Bedenken, dass die Fremde aus der anderen Welt allen schaden könnte. Die anderen vertraten die Meinung von Salvatorus, der Mina die Chance geben wollte, ihr Erbe anzutreten und sich zu beweisen, bevor man sie verurteilte.
    Xsanthani saß derweil schweigend auf seinem Platz. Seine breit gefächerten Finger berührten sich an den Spitzen. Er hatte sich nach hinten gelehnt und lauschte. Dabei konzentrierte er sich auf jede einzelne Stimme der Volksvertreter, die ihre Meinung offen kundtaten. Er versuchte abzuschätzen, ob er die Mehrheit im Rat besaß oder nicht. Aber auch ohne die Mehrheit wusste er, dass die Anhänger von Salvatorus es nicht zulassen würden, dass er eine eigene Machtposition aufbauen würde, die der Erbin des Drachenthrons gefährlich werden konnte. So gab es nur eine Alternative: Er musste die Gegenstimmen beseitigen. Rückendeckung dafür würde er bei den Vertretern der Städte Forlinburg, Ogerfuß und Harlekin sowie der Talregion Schattenkessel erhalten, dessen hatte er sich versichert. Aber auch von den Wüstenkobolden konnte er auf Unterstützung hoffen. Zwar hatte sich der oberste Vertreter der Wüstenkobolde gegen ihn gestellt, aber nach seinem spurlosen Verschwinden war sein Stellvertreter deutlich kooperativer gewesen.
    Xsanthani erhob sich. »Ihr treuen Vertreter der vereinten Völker!«, rief er ehrerbietend in die Menge. Alle Stimmen verebbten. Selbst die aufgebrachtesten Redner schwiegen und wollten hören, was er zu sagen hatte. »Ich verstehe Euren Zorn, und ich verstehe Eure Zweifel. Woher sollen wir wissen, was für alle das Beste ist?« Er machte eine theatralische Pause. »Niemand kann sagen, ob Mina von Gabriel eine gute Drachentochter sein wird. Niemand weiß, wie weit ihre Erziehung auf der anderen Welt ihrer Weitsicht und ihrem grundlegenden Verständnis für Dra'Ira geschadet hat. Aber ich weiß, dass wir Elben stets das Beste für alle Bewohner Dra'Iras im Sinne hatten. Und ich weiß, dass wir es unter meiner Führung schaffen können, uns gegen den dunklen Kontinent und seine Gefahren zu stellen. Elbenmagie ist mächtig! Elbenherzen sind gütig! Könnt Ihr mit Gewissheit sagen, dass es die Fremde auch ist?«
    Wieder kam Unruhe auf. Xsanthani erkannte, dass sich insbesondere seine geheimen Verbündeten tatsächlich mit aller Macht für ihn und seine Ziele einsetzten, doch bevor er erneut die Stimme erheben konnte, donnerten die beiden Eingangsflügeltüren nach innen auf.
    Augenblicklich verstummten alle Ratsmitglieder. Mit aufgerissenen Augen oder mit den Händen an den Waffen standen oder saßen sie im Saal und starrten zu der Eingangspforte. Auch Xsanthani hatte sich in die Richtung gewandt. Seine Miene offenbarte keine Regung, aber sein Gesicht wurde deutlich blasser. Mühsam versuchte er, ein Lächeln zustande zu bekommen.

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