Erbe des Drachenblutes (German Edition)
weckte sie. Am Lagerfeuer hockte Nexus und summte eine fröhliche Melodie. In rhythmischen Bewegungen rührte er mit einem langen Holzlöffel in einem kleinen Kessel. Mina betrachtete ihn und entschied sich endgültig, den kleinen Zeitgenossen als einen friedlichen Weggefährten einzustufen. Trotz seines wilden Aussehens war er derjenige, der sich am Tag zuvor am meisten um sie bemüht hatte.
»Das riecht unglaublich gut, was ist das?«, fragte sie, als sie sich zu ihm begab.
Nexus drehte sich um und entblößte seine gelben Zähne.
`Nun gut´, dachte Mina, ` Zahncreme oder eine ähnliche Form der Mundhygiene scheinen die Kobolde noch nicht erfunden zu haben. Wollen wir hoffen, dass die Menschen dieser Welt etwas fortgeschrittener sind.´
»Geheimrezept von meiner Mutter. Gute Suppe, wirklich! Genau richtig, um am frühen Morgen müde Geister zu wecken. Gute Suppe!« Er nickte, als wolle er sich selbst zustimmen, und rührte weiter. Mina bemerkte, dass sie alleine waren. Die Bettstatt von Zados sah sogar unberührt aus. »Wo sind die anderen?«
»Nirvan wollte alleine sein, hat er Nexus gesagt. Er ist vor zwei Stunden in den Wald gegangen und nicht wiedergekommen. Zados schaut nach, ob er der Suppe noch etwas frisches Fleisch hinzufügen kann. Zados ist der beste Bogenschütze, den Nexus kennt, weißt du?«
»Du hattest es gestern schon erwähnt, Nexus«, sagte sie nachsichtig. Der Kobold hockte auf seinen Füßen und erinnerte Mina an ein grünes Eichhörnchen, das eine wundersame Nuss in den Händen hielt und sich darüber aus vollem Herzen freute. »Es ist schade, dass die anderen Elben die Kobolde nicht mögen«, sagte sie. »Ich finde, da verpassen sie was.«
Jetzt rümpfte Nexus die Nase. »Ich glaube nicht, dass die Elben irgendeine andere Rasse neben sich als gleichwertig akzeptieren. Dumme Elben! Dumme, dumme Elben! Denken, Kobolde sind schmutzige Dra'Ira -Bewohner, die nur unnützes Zeug machen oder im Dreck wühlen. Dem ist aber nicht so!« Er dachte über seine Worte nach. Seine Stirn legte sich in Falten, dann grenzte er seine Aussage ein. »Gut, manche Kobolde sind nicht sonderlich schlau, aber Nexus ist sehr schlau!« Er nickte in den Topf hinein, ohne Mina anzusehen.
»Sicher, Nexus. Ich meine, ich kenne keine Kobolde außer dir, aber du erscheinst mir freundlich und hilfsbereit. Das sind besonders wertvolle Tugenden.«
Er grinste breit. »Du bist ein gutes Menschenmädchen, Mina. Ich glaube, die Drachentochter wusste schon, warum sie dich holen ließ.«
»Da bist du bei einem guten Thema. Weißt du, was sie von mir will? Ich meine, ich bin keine Zauberin oder Magierin, und ich kenne auch nicht die Bedürfnisse eurer Welt. Was könnte ich schon für sie tun?«
Nexus legte den Holzlöffel zur Seite. Seine dunkelgrünen Augen blickten sie an. »Unsere Regentin irrt sich nie! Wenn sie sagt, dass du uns helfen wirst, dann wird es so kommen, wirklich! Im Reich der Drachentochter scheint auf dem ersten Blick alles in Ordnung zu sein, aber das täuscht. Unsere Regentin weiß das. Irgendwas geschieht, böse Mächte rühren sich im tiefen Nordosten und wollen unseren Frieden stören. Rätselhafte Krankheiten ziehen über das Land und vergiften unsere Welt. So gibt es Regionen, in denen die Erde verdirbt und jeder Samen darin verkümmert, wirklich. Dann gibt es Orte, in denen die Luft plötzlich aufhört zu existieren. Männer, Frauen und Kinder ersticken, wenn sie sich unglücklicherweise zur gleichen Zeit dort aufhalten, und am nächsten Tag … da ist die Luft wieder da! Und zu guter Letzt haben sich einige Flüsse verändert. Das Wasser …«, Nexus stockte und presste die Augenlider fest zusammen, »… das Wasser lässt sogar die Fische sterben. Nicht gut, alles nicht gut, kleines Menschenmädchen.«
Mina kam einen Schritt näher und fuhr sich durch das lange, braune Haar. »Die Erde ist krank, die Luft verdorben und das Wasser tödlich? Das ist ja schrecklich!«
»Schrecklich, ja, ja. Aber alles hat sich auf bestimmte Regionen begrenzt, bis auf die Geschehnisse mit der Luft! Dass sich die Luft gelegentlich verändert, kann jederzeit und überall passieren. Das hat schon viele Opfer gekostet, aber unsere Drachentochter versucht dennoch, die Sache geheim zu halten. Sie sagt, dass sie aufkommende Panik verhindern will. Wir nennen dieses Ereignis `den lautlosen Tod´.« Nexus kratzte sich hinter einem Ohr. »Meine Koboldvettern und mein Oheim sagen, dass der lautlose Tod eine Strafe der Götter
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