Erben des Blutes: Verborgene Träume (German Edition)
auf, dass sie sich durch ihn hindurchzubrennen schien wie ein Feuersturm, der alle seine dunklen Gelüste zum Leben erweckte. Er schlang die Arme um sie und spürte, wie sich ihre Nägel in seine Schultern bohrten. Er hoffte, sie würde ihn auch diesmal beißen … das war eine der erotischsten Erfahrungen seines Lebens gewesen. Und diesmal würde er sie ebenfalls in den Genuss kommen lassen.
Abrupt entzog Lyra sich ihm und schnappte heftig nach Luft. Sie rückte so schnell von ihm ab, dass sie eine Staubwolke aufwirbelte.
»Lyra? Was ist los, mein Schatz, stimmt was nicht?«
Ihre Augen waren schreckgeweitet. Noch nie hatte er sie so zutiefst verängstigt gesehen, und er hatte nicht die geringste Ahnung, was diese Angst ausgelöst hatte. Eine Zeit lang starrte sie ihn an, als hätte sie ihn noch nie gesehen, dann wechselte ihr Gesichtsausdruck plötzlich zu Bedrücktheit und Verwirrung – was für ihn erträglicher und auch nicht ganz so besorgniserregend war. Dennoch – was war passiert?
»Ist dir …«, begann Lyra mit zitternder Stimme. Sie hielt inne, holte tief Luft und fuhr fort: »Du fühlst dich nicht seltsam, oder?«
»Nicht seltsamer als sonst auch, wenn ich nackt draußen herumliege«, entgegnete Jaden und zog die Stirn ein wenig in Falten. »Lyra, was um Himmels willen ist los? Tut dir was weh?« Selbst in der Dunkelheit wirkte sie ein wenig blass.
Sie senkte den Blick und bestätigte ihm damit, dass noch mehr dahintersteckte. Dass sie sich weigerte, mit ihm darüber zu reden, wunderte ihn nicht. Aber es frustrierte ihn, zumal er gehofft hatte, dass sie dieses Stadium inzwischen hinter sich gelassen hatten.
»Nein. Ich weiß nicht. Vielleicht werde ich krank. Aber ehrlich gesagt glaube ich eher, dass ich einfach müde bin. Erst das Training und dann … das danach – ganz schön viel für eine Nacht. Ich bin plötzlich schrecklich müde.«
»Es war eine unglaubliche Nacht. Und wenn du das Gefühl hast, du solltest dich schlafen legen, dann tu das. Wir können es uns nicht leisten, dass du jetzt krank wirst.«
»Nein«, erwiderte sie. »Das können wir nicht.« Ihr Tonfall hatte etwas an sich, das ihn unangenehm berührte.
Zögernd stand sie auf und sammelte ihre überall verstreuten Kleidungsstücke ein.
Wenigstens ist sie nicht wütend
, dachte Jaden. Die Boxershorts, die ihn am Kopf trafen, waren der Beweis. Seit sie sich aus seinen Armen gelöst hatte, schien sie wieder zu ihrer alten Form zurückzufinden.
»Zieh dich an, Sahneschnitte. Wenn ich dich nackt mit nach Hause nehme, kriegt mein Vater einen Herzinfarkt.«
Jaden rang sich ein Grinsen ab und stand nun ebenfalls auf und zog sich an. Die tiefere Bedeutung von Lyras Worten traf ihn härter, als er sich jemals gedacht hätte. Sie riefen ihm ins Gedächtnis, dass es für sie beide die Möglichkeit einer Beziehung einfach nicht gab, egal wie wohl sie sich miteinander fühlten. Verboten – zwar nicht ausdrücklich vonseiten seiner Gattung, dafür umso mehr von ihrer. Er hatte nicht gedacht, dass ihm das etwas ausmachen würde, hatte sich eingeredet, das sei kein Problem … allerdings war das vorher gewesen.
Jetzt aber, nachdem er sie berührt hatte, mit ihr geschlafen hatte, konnte er sich nicht mehr vorstellen, auf sie zu verzichten. Sie war ihm … wichtig.
Er wusste, das war ein Problem.
Nur wusste er nicht, wie er es lösen sollte.
Die Nackenhaare stellten sich ihm auf, einen Moment bevor ihm der vertraute Geruch in die Nase stieg. Erst jetzt – zu spät – fiel ihm auf, dass sämtliche Nachtgeräusche verstummt waren. Er riss die Augen auf.
»Lyra«, flüsterte er drängend. Ihre Augen waren wachsam, ihr Körper auf einmal angespannt. Als ihre Blicke sich trafen, spürte er, dass etwas zwischen ihnen geschah, ein plötzliches Verstehen, das sowohl seltsam als auch gänzlich unerwartet war. Irgendetwas war bei ihr angekommen. Aber wie? Was hatte sie gerade von ihm aufgenommen?
Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken. Aus der Dunkelheit lösten sich plötzlich vier schattenhafte Wesen, die von allen Seiten auf sie zukamen. Jaden trat auf Lyra zu, um sie vor dem zu schützen, was, wie er wusste, als Nächstes passieren würde.
Und Lyra – typisch für sie – stellte sich rasch neben ihn.
»Jaden. Lange nicht gesehen.«
Die Stimme war unangenehm vertraut. Jaden konnte sie rasch als die von LaSalle einordnen, einem der Vampire, die am Hof der Ptolemy herumhingen. Er war immer auf der Suche nach Gelegenheiten gewesen,
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