Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
Vom Netzwerk:
Key West und ihrer Heimat Kuba gewohnt. Sie hatte mit Papa zwei Reisen nach London unternommen und war vor Angst fast verrückt geworden. Es gebe dort keine Schönheit, klagte sie, keine Blumen, keine Palmen, keine Düfte oder warmen Winde, und vor allem keinen Ozean, dem man lauschen, und keine Sonnenuntergänge, die man betrachten könne. Ein grauer Himmel liege drückend über Millionen Menschen und mache sie alle krank.
    Um ihr entgegenzukommen, hatte Papa vorgeschlagen, in Bath zu wohnen, einer schönen, alten Stadt mit heißen Quellen, umgeben von grünen, bewaldeten Hügeln. Madeleine war von der Aussicht fasziniert gewesen – bis sie Forrest getroffen hatte.
    Er stützte sich auf den Ellenbogen, um sie von oben zu betrachten. Seine karamellbraunen Augen durchbohrten sie geradezu, und sie erbebte unwillkürlich. Ihr gesamter Körper glühte vor Verlangen.
    »Weißt du«, begann er langsam, »ich habe meinem alten Herrn mitgeteilt, dass er sich einen anderen Partner suchen soll, zumindest für ein oder zwei Jahre, weil ich beschlossen habe, auf Reisen zu gehen. Ich wollte schon immer nach Indien und nach Nepal, um den Himalaja zu sehen. Bevor ich sesshaft werde, wenn du weißt, was ich meine. Ich werde hundert Jahre lang Garnelenfischer in Key West sein. Wenn ich also nicht jetzt ein wenig von der Welt sehe, wann sonst?«
    Sie starrte ihn an. Auch er ging fort. Sie fühlte sich verletzt und trauerte schon in diesem Augenblick um ihn.
    »Tja, so ist das«, seufzte sie und versuchte, blasiert zu klingen. »Ich ziehe mit meinen Leuten nach England. Mein Dad ist auch da drüben berühmt. Er muss seine Gemälde in London verkaufen, wo er eine Menge Geld für sie bekommt. Das Nest hier ist zu klein für ihn.«
    Nun starrte Forrest sie an. Ihre Fassade bröckelte ein wenig, und sie bereute ihren Ton.
    »Ich weiß, dass wir uns noch nicht lange kennen, aber ich wollte dich fragen, ob du vielleicht Lust hättest, mich auf meiner Reise zu begleiten.«
    O Gott. Was für ein idiotisches Großmaul sie doch war! Unterschiedlichste Gefühle tobten in ihrem Inneren. Er wollte mit ihr zusammen sein, gemeinsam mit ihr weggehen. Er sah sie weiter unverwandt mit seinen braunen Augen an und wartete auf eine Antwort. Sie ließ ihre Finger in seine blonden Locken gleiten und zog sein Gesicht zu sich herunter. Sie küssten sich – nicht zum ersten Mal, aber es war anders. Er schmeckte nach dem Salz des Meeres, auf dem er arbeitete, und roch nach dem warmen Sand.
    Seit drei Jahren ging er mit seinem Vater auf Garnelenfang, und seine Hände waren rau und schwielig. Aber er achtete darauf, keinen Faden aus ihrer Kleidung zu ziehen. Sie trug ein kurzes gesmocktes und mit Perlen besticktes T-Shirt und einen winzigen Wickelrock aus Baumwolle. Er hatte nur Shorts an. Stück für Stück fiel die Kleidung in den Farn unter der Hängematte. Das Blätterdach der Limonenbäume über ihnen war von Weinranken durchflochten und schützte sie vor der Sonne. Spanisches Moos hing gleich Wasserfällen von den Ästen und reichte fast bis zu ihren nackten Körpern. Als er ihre Brüste küsste, sah sie hoch und dachte: Warum sollen wir irgendwo hingehen? Kein Ort auf Erden kann so schön sein wie dieser.
    Nach einer Weile richtete er sich auf, um sie anzusehen. »Ist das in Ordnung für dich, was wir hier tun?«, fragte er. Sein brauner Körper glitzerte jetzt feucht, und seine zerzausten Haare schimmerten silbrig.
    Was sollte sie darauf antworten? O ja? Dass sie ihn liebte und bis an das Ende der Welt mit ihm gehen und sich ihm in jedem Bett am Wegesrand hingeben würde?
    »Nimmst du die Pille oder dergleichen?«
    »Ja.«
    Er sah sie erneut an, eindringlicher. »Also ist es okay?«
    Sie nickte. Freundinnen hatten ihr erzählt, dass das erste Mal nicht besonders schön sei und dass sie nichts erwarten dürfe. Er sollte nicht sehen, wie sie die Zähne zusammenbiss oder vor Schmerz zuckte. Als sie schließlich das Gefühl hatte, nicht mehr warten zu können, führte sie ihn zu sich, und er drang langsam in sie ein. Der reißende Schmerz, der sie durchfuhr, dauerte nur kurz, und sie wusste, dass die Erinnerung daran ihr Vergnügen bereiten würde. Ihre Freundinnen hatten sich so sehr geirrt. Dem ersten Mal wohnte ein großer Zauber inne, der sich nie wiederholen würde; ein Übergangsritus, der ihr einen unendlichen, unbekannten Teil ihrer Selbst erschließen würde.
    In der Hoffnung, es möglichst lange auszudehnen, hielt sie sich an ihm fest, aber das war

Weitere Kostenlose Bücher