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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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eine Schlinge? Sie zuckte schockiert zurück. Die meisten seiner Opfer hatte er mit bloßen Händen erwürgt, aber bei denen, die groß oder muskulös waren, hatte er ein Seil verwendet. Vielleicht zog sie voreilige Schlüsse. Ja, natürlich. Sie war der einzige Mensch, mit dem er befreundet war, und er würde sie ganz bestimmt nicht erschrecken wollen. Symbolisierte ein Seil nicht auch Zusammengehörigkeit, Verbundenheit? In der Kunst symbolisierte ein Seil Leidenschaft, wobei es einige Kulturen gab, in denen es für Unterwerfung und Versklavung stand.
    Madeleine drehte die Brosche in den Händen. Sie war alles andere als schön, aber ihr war nicht an Glanz und Glitzer gelegen. Je länger sie das Schmuckstück betrachtete, desto mehr gefiel ihr seine nüchterne Strenge. Es symbolisierte Verbundenheit, entschied sie, nachdem sie vorsichtig die am wenigsten bedrohliche Deutung des Seils gewählt hatte. Er war zu mehrfach lebenslanger Haft verurteilt worden und bat sie, für immer mit ihr befreundet sein zu dürfen (bis einer von ihnen starb). Zumindest hoffte sie, dass er das mit der Brosche meinte.
    Liebe darf man nicht verhöhnen, dachte sie betrunken und steckte Edmunds Geschenk an ihr Kleid. Es gibt nicht sehr viel Liebe.
    Madeleine leerte ihr Glas und kniete sich vor ihr Formicarium. Ihre Ameisen rannten unablässig von Kasten zu Kasten, durch Gänge und Rohre, diszipliniert und methodisch in der Ausführung ihrer Arbeit, nie faul, nie pausierend, stets auf der Suche, aber mit dem Unterschied, dass sie genau wussten, wohin sie eilten … und wonach sie suchten.



2. Kapitel
    A lso wonach suchst du, kleine Madeleine?«, fragte Forrest und zog mit dem Finger die Linie ihrer Nase und die Wölbungen ihrer Lippen und ihres Kinns nach, bevor er ihn ihren Hals hinabgleiten ließ.
    Sie lagen aneinandergeschmiegt in einer hin- und herschwingenden Hängematte, die zwischen zwei Weißgummibäumen im Garten einer Villa hing. Der Baustil des von Forrest gerade gehüteten Anwesens war einem bahamaischen Herrenhaus nachempfunden und stand in der Telegraph Lane.
    »Nach einer bisher noch nicht entdeckten Spezies der Blattschneiderameise«, neckte sie ihn und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Du frecher kleiner Teufel«, rief er und kitzelte ihren nackten Bauch. »Ich meine im Leben. Ich meine langfristig, weißt du, so Dinge wie Liebe, Reisen oder etwas Spirituelles. Hast du nicht gesagt, dass deine Mom eine kubanische Santera ist?«
    Am liebsten hätte sie ihm gestanden: Ich habe nach dir gesucht. Aber dazu war sie zu stolz. Dieser neue Zustand, das Verliebtsein, war zu überwältigend. Sie musste einen klaren Kopf bewahren, weil sie ihn sonst womöglich erschreckte und in die Flucht trieb.
    »Ja, all das«, antwortete sie lässig. »Liebe, Reisen, spirituelle Dinge. Ich wurde in einem Hurrikan geboren, die Göttin Oya wacht über mich. Sie schützt mich und achtet darauf, dass ich mich nicht zum totalen Esel mache … besonders, wenn es um dich geht.«
    »Du bist eine kleine Hexe, weißt du …« Er legte seine Hand auf ihre Taille. »Komm her.«
    Sie lächelte. Sie war bereits da. Näher ging es kaum noch. Seit drei langen Wochen wartete sie darauf, seit ihre Fahrräder an der Ecke Fleming und Love Lane aneinandergeprallt waren. Selbst der Ort war schicksalhaft gewesen. Sie hatte den Zusammenstoß verursacht, aber er nahm sofort die Schuld auf sich. Sie hatte sich auf der nackten Schulter eine Schürfwunde zugezogen. Er wühlte in seinem abgewetzten Rucksack, zog eine Flasche Wasser und eine Serviette hervor (aus Randy’s Steak House – sie hatte sie aufbewahrt) und machte sich daran, die Stelle zu säubern. Es dauerte lange, und nachdem er schließlich auch ihre kleineren Schrammen versorgt hatte, bestand er darauf, ihr einen Kaffee zu spendieren und ihr Fahrrad zurück zu ihrem Elternhaus zu schieben.
    »Mann, hier wohnst du?«, hatte er gefragt, als er das weitläufige Holzhaus mit seinem majestätischen, zweihundert Jahre alten Banianbaum sah. »Dann ist dein Dad also unser berühmter Hemingway der Leinwand?«
    letzt in seinen Armen zu liegen, löste bittersüße Gefühle in ihr aus. Schon bald würde sie nicht mehr auf Key West sein. Papa Neville, der berühmte Hemingway der Leinwand, und Mama stritten sich seit Monaten. Papa wollte zurück nach London. Er hatte den Eindruck, alles ausgeschöpft zu haben, was Key West ihm zu bieten hatte, zumindest ihm als Künstler. Mama hingegen hatte nie woanders als in

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