Erbschuld: Psychothriller (German Edition)
gar nicht nötig. Seine Art des Liebens schien immer wieder neu zu beginnen … Anfänge ohne Ende. Er ging bedächtig vor, ganz anders als die Jungs in ihrem Alter, die sich manchmal in der Hoffnung, sie betatschen zu können, auf sie stürzten. Forrest hingegen war bereits ein Mann von neunzehn Jahren. Sie war völlig unerfahren, doch er würde ihr alles beibringen.
Als sich ihre Körper schließlich voneinander lösten, hatte die Dämmerung eingesetzt. Eine kühle Brise, die über ihren feuchten Leib strich, fühlte sich köstlich an, und sie hatte Durst.
»Wie spät ist es?«, fragte sie lachend.
Er rollte sich zur Seite und suchte in den Shorts unter der Hängematte nach seiner Uhr. »Achtundzwanzig Minuten nach neun.«
»Scheiße!« Sie setzte sich auf, brachte die Hängematte zum Kippen und fiel auf ihren Hintern in den Farn.
Er musterte sie amüsiert. »Na, das war ein würdiges Ende eines alle Sinne raubenden Tuns.«
Sie hörte kaum hin. Papa Neville war tolerant, aber er wurde fuchsteufelswild, wenn sie zu spät zum Essen kam. Und das hatte vor fast zwei Stunden stattgefunden. Sie krabbelte durch den Farn und suchte ihren Slip. »Ich muss nach Hause«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
»Bitte nicht. Bleib, Madeleine. Geh nicht schon jetzt. Lass uns dieses Haus hier in vollen Zügen genießen. Die Besitzer kommen morgen zurück.« Er zeigte auf die das Gebäude umlaufende Veranda mit ihren kunstvoll geschnitzten Balken und den riesigen Rattansofas. »Ich mache die besten Muschelbeignets auf der Insel. Und ich mixe den besten Mojito. Außerdem habe ich einen Joint, kolumbianisch und so leicht, wie er nur sein kann.« Er versuchte, sie zu packen und zurückzuziehen. »Zumindest einen Sprung in den Pool wirst du dir doch wohl nicht versagen wollen?«
Verlegen wandte sie ihr Gesicht ab, als sie sich aus seinem Griff befreite, um sich anzuziehen.
»Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet. – Kommst du mit?«
Sie hielt inne, mit dem Rücken zu ihm.
»Kommst du mit auf die Reise?«, wiederholte er. »Ich habe Geld zurückgelegt, aber wir werden ziemlich sparsam sein müssen.« Er lachte. »Wir können sogar überall nach Ameisen suchen. Eventuell entdeckst du unterwegs eine bisher unbekannte Art.« Er versuchte, im Liegen nach ihrer Hand zu greifen. »Rätselhafte Madeleine. Ameisenfrau meiner Träume. Komm mit mir.«
Seine Worte berührten sie tief, aber das Gefühl der Hoffnungslosigkeit war stärker. Sie wandte sich zu ihm um. »Ich käme gerne mit. Lieber als alles auf der Welt. Ich werde mit meinem Dad sprechen. Aber um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass er es mir erlauben wird.«
Forrest stand auf. Von seinen rauen Händen und seinen narbenbedeckten Unterarmen abgesehen, bot er in seiner Nacktheit den Anblick eines Gottes. »Du könntest doch selbst darüber entscheiden, Madeleine.«
Sie senkte die Augen. Sie konnte es nicht mehr länger hinausschieben. »Du wirst mich verabscheuen, wenn ich dir das jetzt sage.« Sie schwieg einen Moment lang, um schließlich hervorzustoßen: »Ich bin erst fünfzehn. Es tut mir leid.«
Die Sekunden verstrichen. Als er einen Schritt auf sie zutrat, dachte sie, dass er sie schlagen würde. Aber er berührte nur ihr Kinn, als wolle er sich versichern, dass sie wirklich da war. Dann sank er in die Hängematte zurück. »Fünfzehn«, stöhnte er auf. »Was habe ich nur getan? Du bist noch ein Kind … ein Baby.«
»Es tut mir wirklich leid.«
»Warum hast du mich angelogen? Warum?«
»Du weißt, warum«, verteidigte sie sich trotzig. »Du hättest mich sonst keines Blickes gewürdigt.«
Er ließ den Kopf in die Hände sinken. »Du bist groß für dein Alter, aber ich hätte wissen müssen, dass du noch keine achtzehn bist. Du siehst nicht wirklich danach aus.« Dann sah er sie scharf an. »Du hast mich gerade zum Kriminellen gemacht, Madeleine. Du bist minderjährig.«
Was konnte sie darauf erwidern? Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht.
»In acht Monaten werde ich sechzehn«, meinte sie verzagt.
Forrest stand auf und zog seine Shorts an. Dann packte er ihren Kopf mit den Händen und funkelte sie zornig an. »Das war unglaublich verantwortungslos von dir. Aber ich war wohl ein Idiot, dass ich dir geglaubt habe. Geh weg, Madeleine. Ich muss mir jetzt meine Liebe zu dir aus dem Herzen reißen. Herr im Himmel! Wenn wir nur nicht das getan hätten, was wir gerade gemacht haben.«
Sie sahen sich lange an, während er weiterhin ihren Kopf mit
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