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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kitty Sewell
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Flur zeichnete alles auf. Sie drehte ihr halb den Rücken zu.
    »Edmund, erinnern Sie sich, dass Sie mir vor einigen Monaten versichert haben, ich könnte Ihnen alles anvertrauen? Dass wir für alle Zeit Freunde sind und Sie mich nie im Stich lassen würden?«
    »Natürlich erinnere ich mich daran. Es war an Ihrem Geburtstag. Am 14. März.«
    »Hören Sie, Edmund. Ich brauche Ihre Hilfe. Nur Sie können mir sagen, was ich tun soll. Zuerst müssen Sie mir aber schwören, dass es Ihnen mit Ihrer Versicherung ernst war.«
    »Ich breche nie mein Wort, niemals«, entgegnete er eisig.
    »Auch in dem Fall, dass ich vielleicht nicht wiederkomme, um Sie zu besuchen?«
    Sie sahen sich grimmig an. Der Kummer, sie zu verlieren, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Nach einer langen Pause nickte er. »Sie haben gehört, was ich gesagt habe.«
    Die Stunde war fast vergangen. Der junge Wärter steckte seinen Kopf in regelmäßigen Abständen durch die Tür. So dicht bei Edmund war Madeleine noch nie gewesen. Ihre Köpfe berührten sich fast in der Luke.
    »Sind Sie sicher, dass man nicht feststellen kann, wer er war?«, wollte sie wissen.
    »Wenn er ein illegaler Ausländer ohne Papiere ist, wird es mit Sicherheit schwierig sein, ihn zu identifizieren. Sollte man dennoch feststellen, wer er ist, wird es nach einem Bandenmord aussehen.« Edmund machte eine Pause. »Wie ich bereits gesagt habe, ich kann ihn ohne weiteres beseitigen lassen, aber ich brauche ein oder zwei Tage, um es zu organisieren.«
    »Nein. Meine Tochter würde das Warten nicht aushalten … und es herrscht ja auch so sehr heißes Wetter.«
    »Gut. Aber denken Sie an die allerwichtigste Regel: Der Ort muss unbedingt geeignet sein. Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie eine gute Stelle kennen?«
    Madeleine nickte. »Ja.«
    »Mit oder ohne Auto?«
    »Mit.«
    »Wiederholen Sie, was Sie brauchen.«
    »Taschenlampe, Messer, Zeitungen, Feuerzeug und für den Notfall Zündhölzer, Gummihandschuhe, einen Plastik- oder Glasbehälter, Müllbeutel und zwei Kanister Benzin.«
    »Haben Sie nicht etwas vergessen?«
    Sie schauderte. »Ja, die Heckenschere.« Plötzlich stieg ihr das Wasser in die Augen, und sie schüttelte den Kopf. »Edmund, das kann ich nicht!«
    Ihre Tränen brachten ihn aus der Fassung. Er streckte die Hand aus, als wollte er ihr Gesicht berühren. »Es ist alles in Ordnung, meine Schöne. Es ist alles in Ordnung. Weinen Sie doch nicht! Es war nur als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme gedacht. Sonst nichts. Lassen Sie es. Es ist nicht unbedingt nötig.«
    »Es ist Zeit«, rief der Wärter den Korridor hinunter. Sie sahen einander an.
    »Bleiben Sie einfach ganz ruhig. Betrachten Sie es als einen Job, der erledigt werden muss.« Er lächelte traurig.
    »In Ordnung, Edmund.«
    »Ich denke an Sie, meine Liebste.«
    »Danke. Machen Sie’s gut, mein Freund. Ich werde Sie niemals vergessen.«
    Sie streckte die Hand durch die Luke. Edmund nahm sie und führte sie an die Lippen. Sie zog sie nicht weg, und es war ihr auch egal, ob der Wärter sie sah.
    Der Kuss des Mörders war ihre geringste Sorge.
    Sie fuhr nach Bath zurück. Inzwischen goss es in Strömen. Ein heftiger Wind peitschte den Regen über ihre Windschutzscheibe. Es herrschte kaum Verkehr. Jeder, der seinen Verstand beisammenhatte, blieb an einem solchen Abend daheim.
    Sie hielt an ihrem Haus, denn sie musste sich noch umziehen. Alte Jeans, T-Shirt, Turnschuhe. Eine Taschenlampe und eine wasserfeste Jacke steckte sie in einen Plastikbeutel, in einen anderen warf sie zwei Schachteln mit Streichhölzern, ihre Gummihandschuhe, ein billiges Feuerzeug und alle Zeitungen, die sie auftreiben konnte.
    Eine Weile blieb sie nachdenklich in der Diele stehen. Nun gut, mitnehmen konnte sie das verdammte Ding ja, auch wenn sie keine Absicht hatte, es zu gebrauchen. Sie rannte in den Garten und holte die Heckenschere, die sie neu gekauft hatte, um die Wedel ihrer Petticoatpalme zu stutzen. Benutzt hatte sie das Gerät noch nicht, nur im Gartencenter ausprobiert.
    Unter dem Schutz ihres Regenschirms eilte sie zum Auto zurück. Die Straßen waren verlassen, und die Regentropfen explodierten zu Millionen auf dem glänzenden Asphalt. Sie machte einen Umweg und hielt an einer Tankstelle, um ihren alten Mercedes und die beiden Kanister in ihrem Kofferraum vollzutanken.
    Als sie sich auf den Weg zu Rachel machte, musste sie an Forrest denken. Forrest! Wo konnte er sein? In welcher Sphäre, in welcher Dimension hielt er sich auf?

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