Erbspione vogelfrei
Sie bitte vorsichtig. PLATO, der Gigantrechner der GWA, behauptet mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit, die Weltraumlander – so drückt sich das Gehirn folgerichtig aus – müßten an Ihrer und Hannibals Hilfeleistung stark interessiert sein. Die Aussage deckt sich mit Ihren Mutmaßungen, Sir. Wenn die Fremden niemand brauchten, um das Marserbe voll übernehmen zu können, hätten sie längst andere Maßnahmen ergriffen.«
»Reling soll PLATO abschalten. Ich habe von elektronisch-positronischen Großcomputern die Nase gestrichen voll. Weiß PLATO, daß ich der Meinung bin, die sogenannten Weltraumlander müßten an den Vorkommnissen in und bei Zonta unschuldig sein?«
»Dieses Programm durchzurechnen, hat zwanzig Stunden gedauert – und das will etwas heißen. Ja, PLATO schließt die Möglichkeit nicht aus, daß hier eine zufällige Parallelität der Ereignisse vorliegt. Das aber mit einer nur geringen Wahrscheinlichkeitsbewertung. Viel größer ist der Verdacht, daß es sich bei den Unbekannten doch um die Urheber handelt. Sir, ich muß die Sendung einstellen. Haben Sie noch besondere Fragen?«
»Keine mehr. Blocke dich nicht zu sehr ab. Ich muß dich jederzeit erreichen können. Ende.«
Die Psi-Verbindung riß ab.
Hannibal warf mir einen schläfrig wirkenden Blick zu. Er hatte kaum mitgehört. Ich informierte ihn mit Hilfe meiner normalen Sprache.
»Ich kann keine Roboter mehr sehen. Großer, wenn ich …«
Er unterbrach sich abrupt und sprang mit einer schnellen, katzenhaften Bewegung aus dem morschen Liegestuhl. In seiner rechten Hand lag die als .222-Taruff getarnte Thermorakpistole.
Ich hatte ebenso schnell reagiert. Dafür mußte unser neuerwachter Instinkt verantwortlich sein.
Es war nichts geschehen! Niemand war unverhofft erschienen; nirgends war eine Bedrohung erkennbar geworden. Trotzdem hatten Hannibal und ich im gleichen Sekundenbruchteil gehandelt. – Wie war das möglich? Warum arbeitete ein neuerwachter Sektor unseres urmenschenhaften Unterbewußtseins mit derarti ger Schnelligkeit?
Instinktiv begann ich zu zählen. Es dauerte genau drei Sekunden, bis der Bildschirm des Visiphons aufleuchtete und das Gesicht eines Mannes erkennbar wurde.
Das wäre ein alltäglicher Kommunikationsvorgang gewesen, wenn dieses Bildsprechgerät nicht nur – und zwar ausschließlich – mit dem Gegengerät tief unten im Höhlensee verbunden gewesen wäre; mit einem altmodischen, aber soliden Kabel!
Auf dieser Leitung konnte nur jemand sprechen, der sich der entsprechenden Aufnahmekameras und des Mikrophons in der halbzerfallenen Uferbaracke bediente.
Für einen Augenblick war ich fassungslos.
Der Fremde trug einen modernen Froschmannanzug. Als er näher an die Kamera herantrat, wußte ich plötzlich, mit wem wir es zu tun hatten.
Es war niemand anders als jener ehemalige GWA-Schatten und aktive Abwehroffizier, der in der Anfangszeit unserer Organisation zum Ostafrika-Einsatz abkommandiert worden war.
Wir erblickten Captain Graham G. Maykoft, den letzten Kommandanten des Stützpunktes »Morgensonne«.
Er hatte mit den notleidenden afrikanischen Völkern der Nachfolge-Kolonialzeit sympathisiert und viel dazu beigetragen, daß sich die zahlreichen Volksgruppen und Stämme in den ersten Wirren der Selbstverwaltung sowie der falsch verstandenen Freiheit nicht untereinander aufrieben.
Ferner war es Graham G. Maykoft zu verdanken gewesen, daß eine wahrhaft umfangreiche Waffenlieferung aus den damaligen Ostblockländern nicht bei ihrem Empfänger, dem gnadenlos handelnden
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