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Erdbeerkönigin

Erdbeerkönigin

Titel: Erdbeerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Schütze
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gebackenen Kuchens, der die Küche erfüllt. Die Tür zum Balkon steht offen, und das Gelächter aus den Ruderbooten, die auf dem Kanal fahren, dringt zu uns herauf.
    Als Alexandra klingelt, rennt Mia zur Tür, um den Summer zu drücken.
     
    Am Abend ruft Nick an, aber er erwähnt Antje mit keiner Silbe, und auch ich schweige. Stattdessen erzähle ich von Mia und wie sehr ich den Nachmittag genossen habe. Als ich die Geschichte vom verschwundenen Blau schildere, lacht Nick mit mir. Ein Vorteil einer langjährigen Beziehung liegt darin, dass man Streitereien oder Unstimmigkeiten vorüberziehen lassen kann wie ein Gewitter. Und dass man nach dem Sturm weitermacht und zuschaut, wie der Regen auf den Wegen trocknet. Genau das tun wir jetzt. Weder Antje noch dass Nick bei unserem letzten Telefonat so kurz angebunden war, sind Thema, sondern Mia und der Erdbeerkuchen.
    Nick weiß genau, was ich empfinde, wenn ich vom Backen eines Erdbeerkuchens spreche. Er sagt: »Warte ab, nächstes Jahr gibt es bei uns auch wieder Erdbeerkuchen.« Dann fragt er nach Mia: »Wie alt ist sie?«
    »Dreizehn.«
    Nick schweigt für einen Moment. Dann sagt er leise: »Erinnerst du dich noch an Bennys dreizehnten Geburtstag?« Ohne meine Antwort abzuwarten, fährt er fort: »Wir sind in diesen Vergnügungspark gefahren, und obwohl alle seine Freunde dabei waren, hat sich Benny damals gewünscht, noch einmal mit mir allein die Wildwasserbahn runterzufahren.«
    Ich hatte das vergessen, aber jetzt fällt es mir wieder ein. »Ja, davon gibt es doch ein Foto in seinem Album! Ihr beide in diesem Kanu, nebeneinander, lachend.«
    Nicks Stimme ist tief. »Manchmal, wenn ich abends spät nach Hause komme, wenn du schon schläfst und Benny noch unterwegs ist, dann gehe ich an den Schrank, ziehe das Album heraus und sehe mir dieses Foto an.« Er macht eine kleine Pause. Dann sagt er:
    »Hin und wieder fühlt es sich an, als ob ich in einem Leuchtturm sitze, an einer Küste. Und du und Benny, ihr sitzt auch in einem Leuchtturm, aber am gegenüberliegenden Ufer. Wie sehen dasselbe Meer, hören dasselbe Rauschen, atmen unter demselben Himmel, aber wir sind kilometerweit voneinander getrennt.«
    Er ist so traurig. Mutlos flüstere ich: »Aber wir können einander noch sehen, oder?«
    Wieder schweigt er für einen Moment. Dann höre ich seine Stimme. »Ja, Eva, wir sehen einander noch.«

[home]
    15 . Kapitel
    Nenne ein Ereignis, von dem Du rückblickend sagst: »Ich kann nicht glauben, dass ich das gemacht habe.«
(Gesprächsstoff: Original)
    Samstag, Tag 11
    D aniel läuft vor mir. Es ist heiß, die Sonne steht hoch am Himmel. Er trägt ein hellblaues Jeans-Hemd und Khaki-Bermudas, ich sehe seine braunen, nackten Waden, seine nackten Füße. Wir gehen über einen mit Holzplanken ausgelegten Weg durch Dünen. Der Weg wird steiler. Der Wind nimmt zu, fängt sich in meinem Kleid, in Daniels Haar. Ohne sich umzudrehen, streckt er seine Hand auffordernd nach hinten. Ich bin ihm nicht schnell genug. Ich lege meine Finger in seine und lasse mich ziehen. Schon sind wir oben, auf dem Scheitel der Düne. Das Meer liegt glitzernd und tiefblau vor uns. Zwei Möwen ziehen hoch über den Wellen ihre Bahn. Ich will Daniel auf die Vögel aufmerksam machen und wende den Kopf. Doch es ist nicht mehr Daniel, der neben mir steht. Es ist … Nick. Nick, der mich mit seinen Sommersee-Augen anlächelt, dass es mich trifft wie eine frische Brise. Nick, mein Schöner, mein Liebster. Nick, der jetzt langsam seine Hand aus meiner löst. Er lächelt mich traurig an, dreht sich von mir fort und geht langsam die Düne hinunter auf den Strand zu. »Nick!« Ich will hinter ihm herlaufen, aber meine Füße sind wie festgeleimt und kommen nicht von der Stelle. Hilflos muss ich zusehen, wie Nick allein zum Meer läuft. Und dann in das Wasser taucht und in den Wogen verschwindet. Ein Gefühl unsagbarer Einsamkeit legt sich mit stählernem Griff um meinen Hals. Nick soll zurückkommen! Endlich gelingt es mir, den Mund zu öffnen. Es ist unendlich anstrengend, seinen Namen zu rufen. Meine Stimme versagt. Wieso kann ich nicht rufen? Wieso kann er mich nicht hören? Mir schießen Tränen in die Augen. »Nick!«
    Als ich aus dem Alptraum aufwache, habe ich noch meine verzweifelte Stimme im Ohr, und meine Wangen sind feucht. Ein Blick auf die Uhr. Es ist bereits kurz vor fünf, die Vögel zwitschern. Die Sehnsucht nach Nick tut mir überall weh. Im Bauch, im Herzen, sogar in meinen Knien. Ich greife

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