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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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»Man hat größere Chancen, wenn man zu mehreren ist.«
    Wir saßen schweigend da, die Einzigen im Park, die nicht miteinander redeten. Aber es gab nichts zu sagen. Wenn ich es nicht wusste und Mitch es nicht wusste, was gab es dann zu reden? Schamlos belauschten wir die anderen um uns herum.
    »Blake Edwards«, sagte Mitch leise. »Wer hätte das gedacht?«
    Ein Mädchen aus dem Team neben uns sah uns streng an. Sie hatte Mitch gehört. Sie tuschelte mit den anderen in ihrem Team, sie musterten uns streng, rückten näher zusammen und senkten ihre Stimmen. Mitch und ich sahen uns schuldbewusst an.
    »Das ist nicht sehr sozial von denen«, sagte er.
    »Finde ich auch. Schließlich ist es für einen wohltätigen Zweck.«
    Wenn wir die anderen Teams nicht belauschen konnten, waren wir im Hintertreffen, aber manchmal wussten wir selbst die Antwort.
    »Was ist eine Patella?«
    »Ein Gericht«, sagte Mitch. »Ein spanisches Reisgericht, oder?«
    »Du meinst Paella. Patella ist die Kniescheibe«, sagte ich hocherfreut. »Wenn du sie dir mal ausgerenkt hast, merkst du dir das Wort leicht.«
    »Wie heißt die Hauptstadt von Bhutan?«
    Ein missmutiges Gemurmel war von allen Seiten zu hören. Niemand wusste, wo Bhutan war, geschweige denn, wie die Hauptstadt hieß, aber Mitch war begeistert. »Thimpu.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Woher weißt du das?«
    »Trish und ich haben unsere Flitterwochen da verbracht.«
    Keiner von uns wusste die Antworten zu den nächsten sechs Fragen, dann sagte der im glitzernden Anzug: »Babe Ruth wurde von dem Besitzer der Boston Red Sox verkauft, um ein Broadway-Musical zu finanzieren. Wie hieß das Musical?«
    Mitch hob die Schultern und ließ sie hilflos wieder fallen. »Ich bin Yankees-Fan.«
    »Macht nichts«, sagte ich erregt. »Ich weiß es. Es heißt No, No, Nanette .«
    »Woher weißt du das?«
    »Aidan ist Red-Sox-Fan.«
    Nein. Da war etwas falsch. Aidan war Red-Sox-Fan. Bei der Erkenntnis hatte ich das Gefühl, ich würde aus meinem Körper gehoben. Fast hatte ich das Gefühl, als könnte ich auf mich runtergucken, wie ich im Park saß, als wäre ich mit dem Fallschirm im falschen Leben gelandet. Was machte ich hier? Wer war der Mann, der neben mir saß?

    Während die Punkte ausgezählt wurden, gab es die Verlosung. Die Preise waren von den Geschäften im Viertel gestiftet worden. Ich gewann eine Tüte Nägel (unterschiedlicher Länge und Dicke) und ein sechs Meter langes Seil, von Hector’s Hardware gestiftet. Mitch gewann eine Gratis-Tätowierung von Tattoos and Screws, dem Salon für Körperkunst Ecke 11te Straße und 3e Avenue. Dann wurden die Ergebnisse des Quiz vorgelesen. Team achtzehn (Mitch und ich) schnitt ziemlich schlecht ab, wir waren ungefähr an fünftletzter Stelle, aber das machte uns nichts aus. Wir hatten den größten Teil des Sonntagnachmittags hinter uns gebracht, und das allein zählte.
    »Okay.« Mitch stand auf und hängte sich seine ewige Sporttasche um. »Danke für die Unterhaltung. Ich bin auf dem Weg ins Fitnessstudio. Bis nächste Woche.«
    »Ja, bis dann.« Ich war froh, mich verabschieden zu können. Ich wollte, dass er weg war, bevor Ornesto wieder zu mir kam. Das klappte gerade so, denn Ornesto war schon auf dem Weg und freute sich aus gutem Grund: Sein Team hatte den vierten Platz belegt, und bei der Verlosung hatte er ein Jahresabo für die chemische Reinigung gewonnen.
    »Ach, er ist schon gegangen! Mensch, Anna, wer war dieses Bild von einem Mann? Wer war dieser Muskelprotz?«
    »Niemand.«
    »Oh, er ist nicht niemand. Er ist eindeutig ein Jemand.«
    »Nein. Er ist Witwer. Er ist wie Eugene.«
    »Oh, Schnuckelbaby, er ist nicht im Geringsten wie Eugene. Ich habe seine Schultern gesehen. Macht er Sport?«
    Zögernd zuckte ich zur Bestätigung mit den Achseln. »Bitte, Ornesto.« Ich wollte auf keinen Fall, dass die anderen, Rachel oder Jacqui oder sonst jemand, von Mitch hörten. Sie würden vielleicht denken, es sei eine Liebesgeschichte, was weit gefehlt war. »Er hat seine Frau verloren. Wir …«
    »… ihr tröstet euch nur gegenseitig. Ich weiß.« Wie er es sagte, klang es so schlüpfrig.
    Der einzige Trost, den Mitch mir geben konnte, war der, dass er wusste, wie mir zumute war. Wut wallte in mir auf, und ich war kurz davor, komplett auszurasten. Ich fuhr Ornesto an, aber flüsternd, weil wir in der Öffentlichkeit waren: »Hör auf damit!«
    Mein Gesicht brannte, meine Augen traten hervor. Entsetzt machte er einen Schritt zurück.
    »Ich

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