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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Teenie.

SIEBENUNDDREISSIG
    Lauryn kam wieder zum Stand.
    »Damit sie vor Candace und George so tun kann, als wäre sie den ganzen Morgen hier gewesen«, sagte Teenie leise.
    »Und? Was gibt es zu berichten?«, fragte Lauryn und sah sich unruhig um. Sie nahm eine Flasche Protection Racket und fragte dann, als hätte sie das Produkt zum ersten Mal gesehen: »Aber es macht die Haut nicht rosa, oder?«
    Wie aus einem Munde sangen Brooke, Teenie und ich: »Die Farbe verreibt sich auf der Haut.«
    »Himmel«, sagte sie fast beleidigt. »Mir müsst ihr das nicht erzählen. Oh Gott!« Gerade war ihr aufgefallen, dass sich keine Schlange gebildet hatte. »Wo sind sie denn alle?«
    »Wir trommeln sie gerade zusammen.«
    »Braucht ihr nicht. Da kommen sie schon.«
    Ich sah mich um. Vier Frauen näherten sich dem Stand. Aber ich wusste intuitiv, dass sie nicht gekommen waren, um sich schminken zu lassen. Sie hatten ausgezeichnete Wangenknochen und die glänzenden Haare kinnlang geschnitten, und ihre Kleidung war in sonnengebleichten Tönen von Stein und Sand gehalten. Sie sahen aus, als wären sie unmittelbar einer Ralph-Lauren-Werbung entstiegen, und wurden als Brookes Mutter und Brookes zwei ältere Schwestern und Brookes Schwägerin vorgestellt.
    Dann entdeckte ich in der Menge jemanden, den ich kannte, aber einen Moment lang wusste ich nicht, wer sie war oder woher ich sie kannte. Dann klickte es: Mackenzie! Sie trug gleichmäßig verblichene Blue Jeans und ein weißes Männerhemd, was sich sehr von den eleganten Aufzügen unterschied, die sie sonntags bei den spiritualistischen Sitzungen getragen hatte, aber sie war es eindeutig. Inzwischen waren drei oder vier Wochen vergangen, dass ich sie zuletzt gesehen hatte.
    »Anna!«, sagte sie. »Du siehst bezaubernd aus! So viel Rosa!«
    Es war seltsam, ich kannte sie kaum, aber sie kam mir vor wie eine lang entbehrte Schwester. Ich warf mich ihr in die Arme, und wir drückten uns fest.
    Natürlich kannte sie, weil sie reich war, die Edisons, sodass die Küsschen hierhin und dorthin flogen und es viele Nachfragen nach Eltern und Onkeln gab.
    »Woher kennt ihr beiden euch denn?«, fragte Lauryn, und ihre hervorquellenden Augen wanderten misstrauisch von Mackenzie zu mir.
    Mit flehenden Blicken gab Mackenzie mir zu verstehen: Sag nichts, bitte, sag bloß nichts.
    Keine Angst, signalisierte ich ihr meinerseits, ich sage kein Wort.
    Zum Glück wurde uns das peinliche Spiel – »Woher kennen wir uns eigentlich, Anna?« »Ich weiß auch nicht, Mackenzie, woher denn bloß?« – erspart, weil Königin Candace und König George eintrafen.
    Candace – in zurückhaltendem Schwarz – dachte, dass die Edison-Frauen und Mackenzie darauf warteten, von ihr persönlich geschminkt zu werden.
    »Na, hallo.« Fast lächelte sie. »Fangen wir an.« Sie wandte sich an die Alpha-Frau in der Gruppe und streckte ihre Hand aus. »Candace Biggly.«
    »Martha Edison.«
    »Nun, Martha, würden Sie bitte hier Platz nehmen für Ihre Gesichtsbehandlung?« Candace zeigte auf den mit silbrigem und rosa Vinyl bezogenen Stuhl. »Die anderen Damen werden wohl warten müssen.«
    »Gesichtsbehandlung?« Mrs. Edison klang entsetzt. »Ich nehme nie etwas anderes als Wasser und Seife für mein Gesicht.«
    Verwirrt blickte Candace die eine Edison-Schwester an, dann die andere, dann die Schwägerin, und dann bemerkte sie, dass sie alle Klone von Martha waren.
    »Seife und Wasser«, sagten sie im Chor. »Ja, Seife und Wasser. Bye, Brooke, wir sehen uns beim ›Rettet den Elch‹-Picknick.«
    »Mackenzie«, sagte ich fröhlich, »wie wär’s?«
    »Warum nicht?« Bereitwillig setzte sie sich auf den Sitz und stellte sich Candace als Mackenzie McIntyre Hamilton vor.
    George sagte zu Candace: »Also, Kinder, da hier ja alles bestens läuft, tue ich mich mal ein bisschen um.«
    Teenie und ich sahen uns an und sagten wortlos: »Jetzt geht er und küsst Donna Karan den Arsch.« Brooke bemerkte den Blick und kicherte haltlos. »Also, ihr!«
    »Still«, zischte Lauryn. »Trommelt Leute zusammen.«
    Doch das erwies sich als unmöglich: Viele der Besucherinnen planten, an dem Picknick zur Rettung des Elchs teilzunehmen, wo sie nicht allzu zurechtgemacht erscheinen wollten. Sie hatten nichts dagegen, sich eine Candy-Grrrl-Strandtasche und den Beutel mit den Proben schenken zu lassen, aber sie wollten nicht Platz nehmen.
    Candace dehnte Mackenzies Make-up so lange wie möglich aus, aber schließlich stand Mackenzie auf, und ich

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