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Erdbeermond: Roman (German Edition)

Erdbeermond: Roman (German Edition)

Titel: Erdbeermond: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ich.«
    »Das ist nicht nötig. Ich habe eine andere Einladung.«
    »Was für eine?«
    »Eine Reise auf die Bermudas.«
    »Die Bermudas? Doch nicht etwa zu Jessie Cheadle!«
    Jessie Cheadle war einer ihrer Kunden. Ihm gehörte eine Plattenfirma.
    »Genau zu dem.«
    »Wie kommst du dahin? Halt, sag nichts – er schickt dir einen Privatjet?«
    Sie nickte und lachte herzhaft angesichts meines Neids. »Und es gibt Bedienstete, die meinen Louis-Vuitton-Koffer auspacken, und einen Butler, der mir Badewasser mit Rosenölessenz einlässt. Und wenn ich wieder abfahre, wird mein Koffer gepackt, mit Seidenpapier zwischen den Lagen. Mit parfümiertem Seidenpapier. Bist du böse, dass ich das mache?«
    »Ich freue mich für dich. Du weinst nicht mehr so viel, ist dir das aufgefallen?«
    »Ja. Es waren nur die Hormone.« Dann fügte sie hinzu. »Aber er ist trotzdem ein Arschloch. Guck mal!« Sie zeigte auf sich.
    »Was gibt es daran auszusetzen?«
    »Nichts.« Sie sah fantastisch aus, strahlend mit ihrem kleinen Kugelbäuchlein. Dann fiel es mir auf. »Du hast Brüste!«
    »Ja! Zum ersten Mal in meinem Leben. Es ist ein fantastisches Gefühl.«

    Luke machte auf. In seiner Stirn steckte eine Nadel, und er sah aus wie ein Einhorn. »Gaz«, erklärte er. »Gaz mit seiner Akupunktur. Happy Thanksgiving. Komm rein.«
    Um den Tisch saßen Gaz, Joey und Rachels Freunde Judy und Fergal. Shake war nicht da. Er war nach Newport gefahren, wo er Thanksgiving mit Brooke Edisons Familie verbrachte. Anscheinend hatten Shake und Brooke unglaublich aufregenden Sex miteinander. Zu Luke hatte Shake gesagt, Brooke sei ein »Luder«.
    Alle hatten Akupunkturnadeln in der Stirn stecken und sahen aus wie direkt aus Raumschiff Enterprise , wie ein Kriegsrat von Außerirdischen. Gaz sprang auf, als er mich sah, und hatte die Nadel schon in der Hand. »Um deine Endorphine zu stimulieren.«
    »Okay«, sagte ich. »Meinetwegen. Aber ich erinnere mich an eine Zeit, da trugen wir bei solchen Anlässen Papierkronen.« Gaz steckte mir die Nadel in die Stirn, und ich setzte mich. Das Essen wurde gerade aufgetragen. Ich hatte die Zeit meines Kommens mit Bedacht gewählt: Ich wollte nicht zu spät kommen, aber ich wollte auch nicht vorm Essen herumstehen und Konversation machen müssen.
    Rachel kam mit einem enormen Nussbraten aus der Küche und stellte ihn auf den Tisch.
    Gaz wollte schon zugreifen.
    »He«, sagte Rachel. »Warte, wir müssen noch das Dankgebet sprechen.«
    »Oh, entschuldige.«
    Rachel senkte den Kopf (sodass ihre Nadel an die Kombucha-Flasche stieß) und sagte etwas darüber, dass wir uns alle glücklich schätzten, nicht nur wegen des leckeren Essens, sondern auch wegen all der guten Sachen, die in unserem Leben passierten.
    Alle nickten zustimmend, und die wippenden Nadeln blinkten im Kerzenlicht.
    »Es ist auch der richtige Zeitpunkt«, fuhr Rachel fort, »an die zu erinnern, die nicht mehr bei uns sind.« Sie nahm das Glas mit sprudelndem Apfelsaft und sagte: »Auf ferne Freunde.« Sie machte eine Pause, als müsste sie Tränen zurückdrängen, und sagte: »Auf Aidan.«
    »Auf Aidan.« Alle hoben ihr Glas. Alle außer mir. Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme.
    »Anna, wir trinken auf Aidan.« Gaz war außer sich.
    »Ich weiß. Es ist mir egal. Er hatte mit einer anderen ein Kind.«
    »Aber …«
    »Sie ist wütend auf ihn, weil er gestorben ist«, erklärte Rachel.
    »Aber dafür konnte Aidan doch nichts«, sagte Gaz.
    »Ihr Zorn ist unlogisch, aber nicht unberechtigt.«
    An dem Punkt hatte ich wirklich das Gefühl, in einer Folge von Raumschiff Enterprise zu sein.
    »Aidan konnte nichts dafür, dass er gestorben ist«, wiederholte Gaz.
    »Und Anna kann nichts für ihre Gefühle.«
    »Mensch, könnt ihr beide mal damit aufhören«, sagte ich. »Außerdem hasse ich Aidan nicht, weil er gestorben ist.«
    »Warum dann?«, fragte Rachel.
    »Einfach so. Jetzt komm schon, Gaz, steck die Vorhänge in Brand oder irgendwas.«

    Später kam Joey zu mir. »Hey, Anna.«
    »Hey«, murmelte ich und sah zu Boden. In diesen Tagen gab ich mir große Mühe, nicht mit ihm zu sprechen.
    »Wie geht es Jacqui?«
    Ich hob den Blick und sah ihn mit kaltem Erstaunen an. Ich hätte gern verächtlich die Lippen gekräuselt, aber wenn ich versuche, einen Mundwinkel zu heben, heben sich beide, und es sieht aus, als würde ich wegen Zahnfleischentzündung untersucht. »Wie es Jacqui geht ? Wenn du wissen willst, wie es Jacqui geht, warum rufst du sie

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