Erde
dunklen Tiere sahen nur zu, als ob das eine große Unterhaltung wäre. Das Alphamännchen beleckte sich träge.
Aber Nelson direkt gegenüber waren jetzt fünf große, Grimassen schneidende Biester, die etwas Aktiveres im Sinne zu haben schienen. Sie schritten rückwärts und vorwärts und brüllten ihn an, wobei ihre Schwänze ausdrucksvoll zuckten.
Die herrschenden Weibchen des Trupps, wie er schnell erkannte. Aber warum waren sie so wütend auf ihn? Die matriarchalische Bande rückte vor. Nelson gefiel der Schimmer in ihren Augen nicht.
»Bleibt… bleibt zurück!« japste er und zückte den Arbeitsstab. Wenigstens dachte er, es wäre der Stab, bis ihm ein zweiter Blick zeigte, daß es der Sammler war. Wohin war der verdammte Stab gekommen?
Schließlich entdeckte er ihn mehrere Meter entfernt. Das größte Männchen drückte seine breite, bunte Schnauze gegen das weiße Plastik und beschnupperte es. Fluchend erkannte Nelson, daß er seine einzige Waffe in jenem ersten Moment der Panik hatte fallen lassen.
Nelson hatte dringendere Sorgen, als Kuwenezi Eigentum zu retten. Weniger in Furcht versetzend als erwachsene Männchen grölten die Weibchen doch eindrucksvoll. Ihre Zähne schimmerten hell von Speichel; und er wußte, warum sogar Leoparden und Hyänen Paviane in einer Gruppe nicht angreifen.
Es war nicht schwer zu merken, wer auf seinem Rücken hockte und ihr Kind zwischen ihn und sich preßte. In ihrer Verzweiflung hatte die kleine Mutter offenbar beschlossen, seinen ›Schutz‹ zu requirieren, ob er ihn anbot oder nicht. Er trat zur Seite in Richtung zum Ausgang und redete den wütenden Weibchen beruhigend zu. »Nun… macht euch nichts draus, he? Friede und Liebe… Die Natur ist doch in Harmonie, ja?«
Sie schienen nicht besonders interessiert zu sein an Vernunft noch an Schlagwörtern aus der Erdenmutterbewegung. Sie schwärmten aus, um ihm den Weg abzuschneiden.
Ich habe gehört, daß sie in ihren Kämpfen zwischen Weibchen recht gemein sein können… Ich habe sogar gesehen, wie eine das Baby einer anderen getötet hat. Aber das hier ist lachhaft! Macht es ihnen nichts aus, daß ich ein Mensch bin? Wir haben diesen Platz geschaffen, um sie zu retten!
Ihm wurde mit sinkender Erregung klar, daß nur eines dieser Affenwesen überhaupt Respekt vor ihm hatte. Und diese zitternde Kreatur hatte sich an ihn gewandt nur deshalb, weil niemand, der wichtiger war, sich einen Deut um sie und ihr Kind kümmerte.
Nelson sah sich um. Eine der äußeren Schleusen war gerade dreißig Meter entfernt und ging auf das Dach des Habitats darunter. Er hatte weder einen Sonnenhut noch eine Schutzbrille, konnte aber dem rauhen Tageslicht lange genug widerstehen, um zu einem anderen Eingang zu rennen. Er fing an, sich langsam seitwärts in diese Richtung zu begeben, und hielt dabei einen beruhigenden Monolog. »Das ist recht… Ich werde bloß gehen… kein Grund zur Unruhe, he?«
Er war halbwegs am Ziel, als die nachfolgenden Affen seine Absicht zu erkennen schienen. Im Nu rannten zwei von ihnen los, um diesen Fluchtweg abzuschneiden. Das Paar wütender Weibchen war zusammen nicht einmal gleich seiner Masse; aber ihre zähen Felle sahen fast undurchdringlich aus, während Nelsons Haut, die schon infolge des unbeabsichtigten Schadens durch seinen kleinen Passagier blutete, zart und nutzlos gegen diese wilden, blitzenden Fangzähne schien.
Also fielen beide Luftschleusen aus. Ungefähr in Mannshöhe lief eine Versorgungsleitung um die Wand – die einzige denkbare Zuflucht in Sicht. Nelson ließ den Sammler fallen und lief darauf zu.
Die wütenden Schreie wurden von dem reflektierenden Glas verstärkt. Das schnelle Stampfen der Füße seiner Verfolger hatte das gleiche Tempo wie das Klopfen seines Herzens, als Nelson aus Leibeskräften die Wand zu erreichen suchte. Das Geräusch schnappender Kiefer löste einen Adrenalinstoß aus. Er machte noch zwei letzte Sätze und sprang nach der Leitung. Seine Finger suchten in dem rutschigen Metallnetz Halt. Zähne packten seine Hose und hinterließen ein blutiges Rinnsal längs seines rechten Knöchels, als er im letzten Moment die Beine hochschwang.
Sobald er sich um die Leitung gewunden hatte, krabbelte sein kleiner Passagier über ihn hinweg, um sich an das Bündel von Rohren und Kabeln zu klammern. Ein Fuß quetschte ihm die Nase, als die Äffin ihr Kind auf eine Runge in der Nähe hievte; aber Nelson war zu erschöpft, um mehr zu tun, als bloß da zu hängen, während die
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